Der Thron der roten Königin
Beauforts, auf Seite der Yorks entrollen?»
Er nickt. «Ich wusste, dass es dir nicht gefallen würde», sagt er ergeben.
«Lieber würde ich sterben, als das mit anzusehen!»
Er nickt, als würde ich übertreiben wie ein Kind.
«Und was, wenn du verlierst?», fordere ich ihn heraus. «Dann bist du der Renegat, der York unterstützt hat. Glaubst du, sie werden Henry – deinen Stiefsohn – dann noch einmal an den Hof rufen und ihm seine Grafschaft zurückgeben? Glaubst du, wenn jeder weiß, dass du Schande über uns gebracht hast, wird König Henry meinen Sohn segnen, wie er es einst tat?»
Er verzieht das Gesicht. «Ich denke, ich tue das Richtige. Und zufällig glaube ich, dass York siegen wird.»
«Gegen Warwick?», frage ich ihn verächtlich. «Er kann Warwick nicht schlagen. Beim letzten Mal hat er sich nicht besonders geschickt angestellt. Da hat Warwick ihn aus England verjagt. Und das Mal davor hat Warwick ihn gefangen genommen. Er ist Warwicks Zögling, nicht sein Meister.»
«Beim letzten Mal wurde er verraten», sagt er. «Er war allein, ohne seine Truppen. Diesmal kennt er seinen Feind, und er hat seine Männer zusammengerufen.»
«Nehmen wir also an, du siegst», fahre ich fort, und in meinem Leid brechen die Worte aus mir hervor. «Nehmen wir an, du setzt Edward auf den Thron meiner Familie. Was wird dann aus mir? Was wird aus Henry? Muss Jasper – dank deiner Feindschaft – dann wieder ins Exil gehen? Werden mein Sohn und sein Onkel durch deine Hand aus England vertrieben? Willst du, dass auch ich gehe?»
Er seufzt. «Wenn ich Edward diene und er mit meinen Diensten zufrieden ist, wird er mich dafür belohnen», sagt er. «Womöglich überschreibt er sogar Henry die Grafschaft. Der Thron kommt deinem Haus abhanden, aber Margaret, meine liebe kleine Frau, wenn ich ganz ehrlich bin: Deine Familie hat es nicht verdient, den Thron zu besitzen. Der König ist krank, wenn wir es uns ehrlich eingestehen, ist er umnachtet. Er ist nicht fähig, ein Land zu regieren, und die Königin ist ein Albtraum aus Eitelkeit und Ehrgeiz. Ihr Sohn ist ein Mörder: Kannst du dir ausmalen, was wir erleiden werden, wenn er je auf dem Thron sitzt? Einem solchen Prinzen und einer solchen Königin kann ich unmöglich dienen. Es
gibt
keinen anderen als Edward. Die direkte Linie ist …»
«Ist was?», fahre ich auf.
«Verrückt», sagt er schlicht. «Hoffnungslos. Der König ist ein Heiliger und
kann
nicht regieren, und sein Sohn ist ein Teufel und
sollte
nicht regieren.»
«Wenn du das tust, werde ich dir das nie verzeihen», schwöre ich. Mir laufen die Tränen übers Gesicht. Zornig wische ich sie fort. «Wenn du ausreitest, um meinen Cousin, den wahren König, zu schlagen, werde ich dir das nie verzeihen. Ich werde dich nie wieder ‹Gemahl› nennen. Du wirst für mich tot sein.»
Er bedenkt mich mit einem tadelnden Blick, als wäre ich ein übellauniges Kind. «Ich wusste, dass du das sagen würdest», gibt er traurig zurück. «Obwohl ich tue, was ich für das Beste für uns beide halte. Ich tue sogar, was ich das Beste für England halte, und das ist mehr, als die meisten Männer in diesen unruhigen Zeiten von sich behaupten können.»
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April 1471
D er Thronräuber Edward beruft seine Männer nach London, und mein Gemahl reitet an der Spitze seiner Pächtertruppe hinaus, um seinen neuen Herrn zu treffen. Er bricht so eilig auf, dass die Hälfte der Männer noch nicht ausgerüstet ist.
Sein Oberstallmeister bleibt zurück, um das Verladen der gespitzten Stöcke und frischgeschmiedeten Schwerter auf Wagen zu überwachen. Sie sollen den Männern hinterhergeschickt werden.
Ich stehe im Stallhof und sehe zu, wie die Männer sich in Reih und Glied aufstellen. Viele von ihnen haben in Frankreich gedient, viele sind schon einmal für einen Krieg auf englischem Boden hinausmarschiert. Diese Generation von Männern ist an den Krieg gewöhnt, abgehärtet gegen Gefahren und vertraut mit Grausamkeiten. Einen Augenblick lang verstehe ich die Sehnsucht meines Gemahls nach Frieden, doch dann besinne ich mich darauf, dass er den falschen König unterstützt, und das entfacht meinen Zorn von neuem.
Als er aus dem Haus kommt, trägt er seine besten Stiefel und den warmen Reiseumhang, den er mir abgetreten hat, als wir ausritten, um meinen Sohn zu besuchen. Damals freute mich das, doch seither hat er mich bitter enttäuscht. Mit versteinertem Gesicht sehe ich ihn an, und seine zerknirschte Miene
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