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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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Segel des Fischerbootes, es glitt schnell aufs Land zu und verschwand in der Mündung einer Lagune. Die
Shearwater
kroch weiter. Direkt vor ihnen formte sich ein unbestimmter dunkler Streifen langsam zu einer niedrigen Landzunge, die eine Meile weit in die See ragte.
    «Dort kommen wir nicht rum», sagte Raul.
    Vallon tauchte den Riemen ein. «Nicht lockerlassen. Wir versuchen vor dem Dunkelwerden in den Windschatten zu kommen.»
    Sie kämpften sich weiter und wurden immer langsamer, je näher sie der Landzunge kamen.
    «Wir haben uns in einem Brandungsrückstrom verfangen», rief Raul. «Er schiebt uns zurück.»
    Vallon fand keine Lösung für das Problem. Unterhalb der Klippen, beinahe an der Spitze der Landzunge, war das Meer glatt wie ein Zinnteller. Weiter zum Festland hin ritten Schaumkronen auf den Wellenkämmen. Er deutete auf die Landzunge. «Möglicherweise ist es auch eine Insel.»
    «Das macht keinen Unterschied», rief Raul. «Bei dieser Flut kommen wir nicht hin.»
    Vallon knurrte verärgert. «Anker setzen. Wir warten auf den Gezeitenwechsel.»
    Der Anker glitt über den sandigen Meeresboden und verfing sich dann an irgendetwas. Die
Shearwater
lag vor einem langgestreckten, einsamen Strand, hinter dem sich hohe Dünen türmten. Vallon gab Befehle aus. «Raul, Brant, ihr rudert Wayland ans Ufer.» Dann drehte er sich zu dem Falkner um. «Du läufst am Strand entlang und stellst fest, wie es da vorne weitergeht.»
    «Können wir auch an Land gehen?», fragte Hero. Nach vier Tagen auf See sehnte er sich nach festem Boden unter den Füßen.
    Vallon warf einen Blick zurück auf die Einbuchtung, in der das Fischerboot verschwunden war. «Wir sind hier nicht sicher. Ihr haltet auf den Dünen Wache. Und ihr rührt euch keinen Schritt weiter weg.»
    Hero betrat einen Strand, von dem das Wasser alle menschlichen Spuren getilgt hatte, mit Ausnahme der verwitterten Rippen eines halb im Sand begrabenen Schiffswracks. Zusammen mit Richard kletterte er auf eine steile Düne. Oben auf dem Plateau wuchs Strandhafer. Eine Miniaturwüste zog sich landeinwärts. Einige Dünen schienen parallel zur vorherrschenden Windrichtung zu stehen, andere lagen so ungeordnet wie die kabbeligen Wellen, durch die sie manchmal fuhren. Als er aufs Meer zurückblickte, sah Hero, wie die ankernde Knarr der Strömung trotzte. Wayland und sein Hund waren winzige Umrisse, die den Strand entlangrannten. Die Sonne wirkte hinter dem wolkenverhangenen Himmel wie eine weißliche Hautblase. Hero lief ein Schauer über den Rücken.
    Er war am Rand der Erschöpfung. Sie alle waren es. Ihnen war nie richtig warm, ihre Kleidung war nie richtig trocken, und sie schliefen in keiner Nacht durch. Sie hatten alle frischen Lebensmittel gegessen und lebten nun von altbackenem Brot, Salzheringen und Brei. Sogar das Trinkwasser war so knapp geworden, dass Vallon eine Rationierung angeordnet hatte. Hero hatte festgestellt, dass Kratzer und kleine Schnitte in der Haut langsamer heilten als gewöhnlich.
    Neben ihm erklang ein Seufzer Richards wie ein Echo auf seinen Trübsinn.
    «Man darf den Mut nicht verlieren», sagte Hero. «Bald sind wir in schottischen Gewässern.»
    «So viel Zeit und so viel Anstrengung, und trotzdem sind wir wieder dort, wo wir angefangen haben. Wenn ich ein gutes Pferd hätte, könnte ich morgen bei Tagesanbruch zu Hause sein.» Richards Mund zuckte. «Stell dir mal vor, was mich für ein Empfang erwarten würde.»
    Hero wurde noch klarer, wie viel Richard geopfert hatte. «Tut es dir jetzt leid, dass du mit uns gekommen bist?»
    Richard sah vor sich hin. «Nein. Weißt du, ich hätte die Geringschätzung meines Vaters ertragen können und auch die Schläge von Drogo, wenn Margaret mir nur ein bisschen Zuneigung gezeigt hätte. Aber auch die anspruchsloseste Pflanze vertrocknet in ausgedörrter Erde.» Er malte ein Muster in den Sand. «Das Einzige, was ich bedaure, ist das Blut, das vergossen worden ist. Ich hätte nie geglaubt, dass Drogo seine Wut mit dieser Gewalttätigkeit auslebt.» Mit einer schnellen Bewegung löschte er das Muster aus.
    «An deinen Händen klebt kein Blut.»
    «So wird es meine Familie aber nicht sehen. Ich werde niemals nach England zurückkehren können. Vielleicht kann ich ja mit dir nach Italien gehen. Ich habe darüber nachgedacht, ob ich in einen Orden eintreten soll. Glaubst du, sie würden mich nehmen?»
    Hero lächelte. «Ich bin sicher, dass man dich in jedem Kloster mit offenen Armen aufnehmen

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