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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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blutdürstig. «Das kannst du noch einmal sagen, wenn du vor mir auf dem Boden liegst und ich dir meinen Fuß auf den Nacken stelle.»
    Vallon schob seine Geisel von sich und ging in Verteidigungsstellung. Behindert von Fackel, Schwert und Schild, musste Drogo sein Pferd mit den Knien lenken. Er ritt einen Kreis um Vallon, zuerst in die eine, dann in die andere Richtung. Der Schnee fiel so dicht, dass Hero nur schemenhafte Bewegungen erkannte.
    «Du steigst besser ab», sagte Vallon. «Du kannst nicht kämpfen, wenn du die Hände nicht frei hast.»
    Drogo wusste selbst, dass Vallon recht hatte. «Drax, komm mit der Fackel her.»
    Drax fluchte und schleppte Hero mit. Drogo ritt auf ihn zu und beugte sich vom Pferd, um ihm seine Fackel zu geben.
    «Herr, ich kann den Gefangenen bewachen oder die Fackeln halten, aber beides zugleich kann ich nicht tun.»
    Wütend trat Drogo nach ihm. «Beim Blute Christi, bin ich denn nur von Kretins umgeben? Schneid ihm die Kehle durch!»
    Drax betrachtete Hero, schüttelte beinahe mitleidig den Kopf, und hob sein Schwert.
    «Das würde ich nicht tun», sagte Vallon. «Dahinten nähern sich Lichter.»
    Hero riskierte einen Blick über die Schulter. Ein Schimmern, das im Schneetreiben heller wurde, entpuppte sich als mehrere auf und ab tanzende Fackeln.
    «Lass sie kommen», knurrte Drogo. «Wir haben keinen Grund, uns zu verstecken. Einen Normannen anzugreifen ist ein Kapitalverbrechen. Je mehr Zeugen, desto besser.»
    «Einschließlich deiner Mutter?», sagte Vallon.
    «Meine Mutter? Was hat meine Mutter damit zu tun?»
    Vallon nahm eine entspanntere Haltung ein. «Ich glaube, sie kommt gerade, um uns Gesellschaft zu leisten.»
    Fünf Reiter ritten hintereinander an Hero vorbei. Vier waren Soldaten, der letzte eine kleine Gestalt, die von Kopf bis Fuß eingemummt war. Drogo fluchte leise.
    «Warum wurde Alarm geschlagen?», wollte die Frau wissen. «Wer ist dieser Mann? Was geht hier vor?»
    Drogo ritt zu ihr. «Milady, Ihr solltet bei solch üblem Wetter nicht draußen sein. Ihr werdet Euch die Zips holen.»
    «Antworte auf meine Frage.»
    «Das sind Diebe. Fremde Dunkelmänner mit gestohlenem Gut.»
    «Mit den Auslösebedingungen für Euren Sohn», sagte Vallon.
    «Eine Fälschung. Sobald ich einen Beweis von ihm gefordert habe, hat er sich auf uns gestürzt. Er hat Fulk verletzt und ihm sein Schwert entrissen. Seht ihn Euch nur an, wenn Ihr mir nicht glaubt.»
    «Zeig mir die Dokumente.»
    «Milady, falsche Hoffnungen werden nur wieder die alten Wunden aufreißen. Ich habe zu viel Respekt vor Eurer Trauer, als dass ich solchem Abschaum gestatten könnte …»
    «Ich komme mit meiner Trauer schon zurecht. Du wirst nun deinen Vater aufsuchen. Und jetzt gib mir die Dokumente.»
    Drogo klatschte ihr das Päckchen in die Hand.
    «Wenn diesen Fremden irgendein Leid geschieht, wirst du das vor dem Grafen verantworten.» Sie ließ ihr Pferd wenden und begann, durch den Schnee zurückzureiten. «Und lass ihn nicht warten. Du weißt ja, wie er ist, wenn er getrunken hat», rief sie Drogo über die Schulter zu.
    Drogo rammte sein Schwert in die Scheide und ritt zu Vallon. Schwer atmend sah er auf den Franken hinab, dann beugte er sich vom Pferd und schlug ihm den Arm in der Kettenrüstung so heftig ins Gesicht, dass Vallon rücklings zu Boden stürzte.
    «Glaub ja nicht, wir wären miteinander fertig.»
    Vallon rappelte sich auf. Er spuckte Blut, wischte sich den Mund ab und grinste Drogo wölfisch an. «Jetzt weiß ich wenigstens, woher du dein Temperament hast.»
    Mit nacktem Hass starrte Drogo zurück. «Lady Margaret ist mit mir nicht blutsverwandt.» Er drückte seinem Pferd die Sporen in die Flanken. «Und Walter genauso wenig.»

IV
    A ls er vor der drohenden Schwertspitze über den Vorhof stolperte, erhaschte Hero einen Blick auf Männer mit vom Schlaf zerrauften Haaren, die ihn vom Eingang des großen Palas-Saales aus musterten. Dann schob ihn seine Eskorte durch ein weiteres Tor und den Burgberg hinauf bis zu einer Treppe am Fuß des Bergfrieds. Hinter den Holzmauern hörte er Tiere muhen. Hier also endet meine Entdeckungsreise, dachte er. In einem Kuhstall. Wie ruhmreich.
    Ein Knie stieß ihn die Treppe hinauf. Blind im Schneetreiben, kletterte er weiter. Hände schoben ihn in eine Kammer. Dann wurde hinter ihm die Tür zugeschlagen. Keuchend rang er um Atem und wischte sich den Schnee aus den Augen. Am anderen Ende des Raumes, schwach von einigen Wachsstöcken in Wandhalterungen

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