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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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gegangen und schließlich in ein Sumpfgebiet gelaufen war. Wayland folgte den Spuren, bis er sich nicht mehr weiterwagte, dann ging er zurück, um zu melden, dass der Wikinger tot sein müsse.
    Einen Tag später erwartete einen weiteren Wikinger ein tödliches Verhängnis. Von Norden her zog ein Sturm übers Land. Das Langschiff hatte eine Flussgabelung erreicht, und Thorfinn schwor, dieser Gabelung bei seiner letzten Reise nicht begegnet zu sein. Er schickte Männer flussauf, um festzustellen, welche die richtige Fahrrinne war. Wayland und Raul begleiteten einen der Kundschaftertrupps. Sie schoben sich durch windgepeitschte Erlengehölze und Weidendickichte. Die Äste schlugen mit solcher Gewalt im Wind, dass sie jedes andere Geräusch erstickten.
    Als sie auf eine Lichtung traten, blieb der Hund mitten im Schritt, eine Pfote in der Luft, wie erstarrt stehen.
    Weiter vorn hackte sich ein Wikinger seinen Weg durchs Gebüsch. «Zurück!», schrie Wayland.
    «Was?», rief der Wikinger.
    Eine Windböe trug Waylands Antwort davon. Der Wikinger drängte sich weiter vorwärts in das Gebüsch, und da erhob sich ein riesiges schwarzes Monster und schlug ihn mit einem blitzschnellen Hieb nieder, der kaum wahrnehmbar war. Dann verschwand der Bär im sturmdurchtosten Wald. Als Wayland bei dem Mann angekommen war, brauchte er einen Moment, um zu verstehen, dass der Wikinger kein Gesicht mehr hatte.
    Seine Gefährten führten und trugen ihn halb zurück zum Langschiff und setzten ihn am Ufer mit dem Rücken an einen Baum. Dort schaukelte er vor und zurück, schrie vor Schmerz und betastete die blutige Maske, die sein Gesicht gewesen war. Thorfinn lief mit finsterer Miene auf und ab, dann rannte er zu dem Mann, trat ihn um, und schmetterte ihm seine Axt in die Brust.
     
    Den gesamten nächsten Tag über fiel Eisregen, und es wurde dunkel, bevor es Vallons Leuten gelang, ein ordentliches Feuer in Gang zu setzen. Sie saßen zitternd um die zischenden Flammen, rekapitulierten die Herausforderungen des Tages und wussten, dass Ähnliches sie auch am nächsten Tag erwarten würde.
    Raul spuckte ins Feuer. «Scheiße, verdammt.»
    Vallon sah auf. Im Widerschein des Feuers wirkte sein Gesicht noch kantiger als sonst. «Möchtest du uns etwas mitteilen?»
    «Es ist nicht nur dieser beschissene Tag. Bald wird Thorfinn etwas unternehmen. Er schaut bestimmt nicht in aller Ruhe zu, wie seine Männer verhungern, während wir mit vollen Bäuchen schlafen gehen.»
    «Er greift an, bevor wir den nächsten See erreichen», sagte Wayland. «Den See Onega.»
    «Was macht dich da so sicher?»
    «Weil wir, wenn wir den See überquert haben, in Rus sind.»
    «Die Wikinger sagen, der See ist so groß wie ein Meer», fügte Raul hinzu. «Es ist unmöglich, mit unseren Booten alle hinüberzuschaffen. Entweder müssen wir Thorfinn bitten, ein paar von den Isländern mitzunehmen, oder wir müssen das Langschiff kapern.»
    Vallon legte ein Stück Holz ins Feuer. «Damit ich das recht verstehe. Im Moment haben wir, was den Wikingern fehlt – Lebensmittel, Handelswaren und Frauen. Und sie haben, was wir brauchen – ein Schiff. Und wenn wir es erbeuten, können wir allein nach Rus fahren.»
    «Genau.»
    Vallon klopfte mit der Schuhspitze auf den Boden und starrte ins Nichts.
    Raul rückte näher zu ihm. «Wie wollt Ihr es anfangen, Hauptmann? Sollen ich und Wayland einen Hinterhalt legen?»
    Vallon achtete genau auf seine Formulierung. «Die Wikingergeiseln erweckten nicht gerade den Eindruck, mit Thorfinns Anführerschaft übermäßig zufrieden zu sein. Und du hast dasselbe von der Truppe im Langschiff berichtet, Hero, oder?»
    «Ja, Herr, aber wenn es zum Kampf kommt, werden sie wie ein Mann gegen uns stehen.»
    Alle Augen ruhten auf Vallon, der versuchte, zu einer Entscheidung zu kommen. Er nahm eine Handvoll altes Laub vom Boden und warf es ins Feuer. «Zündet eine Fackel an. Es wird Zeit, Thorfinn einen Besuch abzustatten.»
    Wayland wickelte Tau um einen Ast, tauchte ihn in Robbenöl und hielt ihn ans Feuer. Im Licht der Fackel führte er die Gruppe zum Wikingerlager. Drogo und Fulk hasteten hinterher.
    «Wohin geht ihr?»
    «Wir gehen Thorfinn herausfordern.»
    Das Lagerfeuer der Wikinger tauchte hinter dem Ästegewirr umgestürzter Bäume auf.
    «Thorfinn!»
    Schattengestalten bewegten sich vor dem Feuer. «Franke!»
    «Die Waffenruhe ist vorbei. Es wird Zeit, dass wir unsere Streitigkeiten klären.»
    «Und wie?»
    «Durch einen Kampf. Du und ich.

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