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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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nichts Besseres tun, als sich außerhalb von Thorfinns Reichweite zu halten, bis der Wikinger anfing, müde zu werden oder seine Deckung zu vernachlässigen. Vallon nahm an, dass Thorfinns Kämpfe selten lange dauerten. Sicher hatte er die meisten gewonnen, kaum dass sie begonnen hatten, weil sich seine Gegner vor Angst in die Hose machten. Ein Brüllen, ein Heranstürmen, ein Hieb mit der gewaltigen Axtklinge, und es war vorbei, ohne dass der verängstigte Kontrahent auch nur einen Schlag ausgeführt hatte.
    Thorfinn kam auf ihn zu. Seine Kettenweste ließ seine Unterarme frei, und er trug seinen Helm unter dem linken Arm wie einen metallenen Totenkopf. Zwanzig Schritt vor Vallon blieb er stehen, und Vallon musterte sein Gesicht. Wässrig blaue Augen in einer blutrünstigen Miene, sandbraune Zähne und Bartstoppeln wie Kupferspäne. Keine Spur von Angst. Dann setzte er seinen Helm auf und verwandelte sich mit dieser einzigen Bewegung in einen Barbarengott.
    Vallon hob sein Schwert bis über die rechte Schulter. Er wippte in den Knien und stellte sich in Position, die Beine schulterbreit auseinander, den rechten Fuß leicht vorgestellt, das Körpergewicht zentriert. Dann nahm er seinen Schild an den Riemen, stützte einen Teil seines Gewichts links an seinen Rippen ab und richtete ihn mit gesenktem Rand auf Thorfinn aus.
    Thorfinn brüllte markerschütternd und rannte auf seine hüpfende Art auf Vallon zu. Vallon verlegte sein Gewicht auf den vorderen Fuß, sodass er sich schnell in jede Richtung bewegen konnte. Er sah Thorfinn seine Axt emporreißen, schwenkte ein Stück nach links und hieb auf den ungeschützten Arm des Wikingers ein. Sein Schlag ging um eine Elle daneben, während die Axt, die mit derselben brutalen Gewalt niederfuhr, die Helgi getötet hatte, Vallon nur um Haaresbreite verfehlte. Vallon sprang zur Seite und zog eine Grimasse. Das würde nicht einfach werden. Thorfinns Reichweite war so groß, dass Vallon die Deckung des Wikingers nicht bedrohen konnte, ohne sich selbst zumindest einem ungenau ausgeführten Schwung der Axt auszusetzen.
    «Du hast die Axt gerochen, was? Nächstes Mal schmeckst du sie.»
    Vallon wich einem Dutzend Angriffen aus, ohne einen ernsthaften Konter zu versuchen. Er konzentrierte sich voll darauf, der Axt zu entkommen. Er benutzte die umgestürzten Bäume als Deckung, duckte sich zwischen den Stämmen. Thorfinns Männer brüllten unzufrieden. Sie wollten einen blutigen Zusammenstoß zwischen zwei großen Kämpfern sehen; stattdessen aber war es, als würde ein Mann mit einem Hackebeil einem Hühnchen nachlaufen. Von Vallons Gefährten kam kein Laut.
    Thorfinn zog die Lippen über den Zähnen zurück. «Du hast gesagt, du willst kämpfen.» Er stellte die Axt auf den Boden, legte die Hände um den Mund, und schrie: «Kämpf und stirb wie ein Krieger, oder ich hacke dir ein Glied nach dem anderen ab. Komm schon, du Weichling. Kämpfe!»
    Vallon sparte sich den Atem für eine Erwiderung. Er führte einen Scheinangriff aus, zog sich zurück, wich aus, und malte mit seinen Schritten einen Zickzackpfad auf den überfrorenen Boden. Bis er endlich feststellte, dass das Gewicht von Thorfinns Axt ihren Tribut zu fordern begann, war auch Vallon außer Atem. Der Wikinger keuchte vor Anstrengung, wenn er seine Waffe anhob, und die Abstände zwischen den Hieben wurden länger. Die Axt war so schwer und lud sich bei jedem Schwung mit so viel Kraft auf, dass selbst ein so starker Mann wie Thorfinn einen Hieb kaum noch korrigieren konnte. Mit dieser Waffe wollte sich Thorfinn aufspielen, sie sollte seine gewaltigen Kräfte demonstrieren, und sie würde sein Tod sein.
    Thorfinn führte den nächsten Angriff aus, gefolgt von einer schnellen hackenden Bewegung, die Vallon zwang, den Hieb mit seinem Schild abzufangen. Die Axt fuhr mit solcher Wucht auf den Eisenrand des Schildes, dass die Erschütterung beinahe Vallons Schulter ausrenkte und sein Arm vom Ellbogen bis zu den Fingerspitzen taub wurde. Er taumelte zurück und bewegte die Hand, um wieder Gefühl in die Finger zu bekommen.
    Thorfinn setzte ihm mit heftigen Axtschwüngen nach. Zu schnell. Zu überstürzt. Vallon sprang aus der Reichweite des zischenden Halbkreises. Der Oberkörper des Wikingers drehte sich durch die Kraft seiner eigenen Schwungbewegung noch weiter herum. Vallon hatte diese Öffnung in der Deckung einen Moment früher geahnt, als sie erfolgte, und stieß sein Schwert in den Muskelberg auf Thorfinns Schulter. Die

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