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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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verlieren.»
    «Und wer übernimmt den Befehl, wenn Thorfinn Euch tötet?»
    «Du, Hero. Mach mir keine Schande.»
    Caitlin drängte sich vor und packte Vallon an den Handgelenken. Ihre Augen blitzten. «Räche Helgi.»
    Vallon neigte den Kopf.
    Dann trat Vater Hilbert vor ihn. Nachdem er Vallon gesegnet hatte, befahl er ihm, sich hinzuknien und seinen Frieden mit Gott zu machen. Doch Vallon blieb stehen und erklärte, er sei mit seinem Schöpfer im Reinen.
     
    Flankiert von Wayland und Raul, ging Vallon zum Kampfplatz. Eisblumen blühten in den Pfützen, und Raureif lag über den Bäumen. Die Lichtung maß etwa fünfzig Schritt im Quadrat. Ein Sturm hatte sie in den Wald gerissen, und es lagen viele Bäume umher, die mitsamt dem Wurzelteller voll Erde umgestürzt waren. Durch den kalten Dunst sah Vallon, dass sich die Wikinger am gegenüberliegenden Ende der Lichtung aufgereiht hatten.
    Er blieb stehen. «Hero, hilf mir, die Rüstung anzulegen. Ihr anderen lasst uns allein.»
    Er zog das kalte Kettenhemd über den wattierten Waffenrock und schnallte den Schwertgürtel fester, damit er einen Teil des Rüstungsgewichts auffing. Er entschied, auf die Beinlinge der Kettenrüstung zu verzichten. Der Kampf würde sich vielleicht lange hinziehen, und Vallon musste so beweglich wie möglich bleiben, um Thorfinns Angriffen auszuweichen. Als er fertig war, schickte er Hero weg, hüllte sich in eine Decke und setzte sich auf einen der umgestürzten Bäume. Während er wartete, schärfte er sein Schwert mit einem Wetzstein und bewunderte in der zunehmenden Helligkeit die schimmernden Kanten der Klinge.
    Die Dämmerung war einem grauen, fleckigen Tageslicht gewichen, als Thorfinn rülpsend aus seinem Zelt torkelte. Er ließ seine Kniehosen herunter und stützte sich mit einer Hand an dem Baum ab, gegen den er unendlich lange pisste. Als er fertig war, blinzelte er versoffen über die Lichtung. Sternhagelvoll, dachte Vallon. Dann erinnerte er sich an Thorfinns Schauspielerei auf dem Fluss.
    «Hier drüben.»
    Thorfinns trüber Blick fand Vallon.
    «Konntest du nicht schlafen, Franke? Warst du die ganze Nacht auf?»
    Vallon erhob sich. «Nur ein Narr lässt sich von seinen Sorgen um den Schlaf bringen. Wenn dann der Morgen kommt, ist er müde, und seine Probleme sind noch genauso groß wie am Tag zuvor.»
    Thorfinn lachte. «Gesprochen wie ein Wikinger. Nun, deine Sorgen werden bald der Vergangenheit angehören. Bevor die Sonne diesen Nebel aufgelöst hat, spalte ich dich vom Kopf bis zum Arsch in zwei Hälften. Stirb tapfer, dann verdienst du dir vielleicht einen Platz in der Totenhalle der Krieger.»
    Vallon schüttelte die Decke ab, zog die Kettenhaube über den Kopf, und legte den Helm an. Dann packte er seinen Schild und zog das Schwert aus der Scheide.
    «Bis zum Tode.»
     
    Vallon konnte schon an Thorfinns Art, vor ihm zu stehen und sein Schwert zu halten, sehen, dass er es mit einem gefährlichen Gegner zu tun hatte. Die meisten Männer, denen er in der Schlacht begegnet war, kämpften wie Helgi, indem sie ihre Schwerter schwenkten, als wären sie bloß Knüppel mit geschliffenen Kanten. Sie legten sich zu früh auf eine Kampfstellung fest, und weil sie ihre Deckung nicht aufgeben wollten, hielten sie ihre Schwerter zu nah am Körper, verminderten damit die Wucht ihrer Hiebe und setzten zugleich ihren Schwertarm den gegnerischen Angriffen aus.
    Vallon vermutete, dass Thorfinn ohne Raffinesse kämpfte, aber seine schiere Größe und Kraft verlangten Respekt. Seine Ausbildung und sein Charakter machten Vallon zu einem offensiven Kämpfer. Der Angreifer hat immer einen Vorteil, weil er sich zuerst bewegt und damit seinen Gegner in die Verteidigung oder einen Gegenangriff zwingt. Ein begabter Offensivkämpfer agiert mit flüssigen Bewegungen, immer bereit, die Fehler seines Kontrahenten auszunutzen. Und ein guter Offensivkämpfer provoziert diese Fehler, auf die ein defensiver Kämpfer nur noch reagieren kann.
    Gegen Thorfinn aber war Vallon in mehrerlei Hinsicht im Nachteil. Wie Drogo gesagt hatte, überragte ihn der Wikinger. Vallon war groß, Thorfinn jedoch war ein Riese. Seine Axt war wenigstens sechs Zoll länger als Vallons Schwert und drei- oder viermal schwerer. Wenn Vallon diese massive Klinge abwehrte, würde sie sein Schwert in Stücke hauen. Das Gleiche galt für Vallons Schild. Er war dazu gefertigt worden, einen Schwerthieb abzuwehren, keine Axt mit der Schlagkraft eines Vorschlaghammers. Deshalb konnte er

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