Der Thron der Welt
Morgen bei Sonnenaufgang. Der Gewinner bekommt alles.»
«Wo?»
«Hier.»
«Ich werde da sein. Süße Träume, Franke.»
XXXV
V allon zog sich etwas vom Lager zurück und bereitete sich einen Schlafplatz unter einer Fichte. Er dachte nicht an den bevorstehenden Kampf. Ruhe und ein leerer Kopf sind die beste Vorbereitung auf eine Auseinandersetzung. Das hatte ihm sein Schwertmeister vor all den Jahren immer wieder eingebläut. Vallon konnte sich sogar noch an die genaue Formulierung erinnern. «Du zeigst zu viele Gefühle. Lass deinen Geist nicht deinen Körper beeinflussen und deinen Körper nicht deinen Geist. Verstanden?» Vallon lächelte. Sein Schwertmeister war einer der feurigsten Menschen gewesen, denen er je begegnet war.
Der Regen wurde von schwerem Frost abgelöst. Unter mehreren Lagen aus Fellen und Häuten schlief Vallon die ganze Nacht durch. Als es hell wurde, kamen Raul und Hero leise zu seinem Schlafplatz. «Sieh ihn dir an», sagte Raul. «Normalerweise schläft er, als wären ihm sämtliche Höllenhunde auf den Fersen, und dann, wenn er einen Kampf vor sich hat, schlummert er friedlich wie ein Säugling.»
Vallon lächelte gerade in einem schönen Traum, der sich verflüchtigte, als ihn Hero an der Schulter berührte. Gähnend und blinzelnd wachte er auf. Die Umrisse der moosbärtigen Bäume zeichneten sich verschwommen hinter feuchten Nebelschwaden ab. Der Boden war gefroren. Dampf stieg aus der Schale auf, die ihm Hero hinhielt. Vallon spritzte sich Wasser ins Gesicht.
«Ich bin froh, dass Ihr eine ruhige Nacht hattet», sagte Hero.
Vallon zog die Schultern zurück wie ein Hahn, der den Tagesanbruch ausruft. «Ich hätte noch besser geschlafen, wenn die Wikinger kein solches Getöse veranstaltet hätten.»
«Arne hat mir erklärt, dass sie sich immer betrinken, bevor sie in den Kampf ziehen.»
«Idioten.»
«Kann ich Euch etwas zu essen bringen?»
«Auf keinen Fall.»
Vallon sah einen Kessel mit kochendem Wasser an einem Dreibein über dem Lagerfeuer hängen.
«Heißes Wasser und saubere Tücher», sagte Hero. «Falls Ihr verwundet werdet.»
Gestalten bewegten sich vom Lager zu ihnen herüber. Drogo trat vor Vallon und präsentierte ihm auf seinem Schild mit abgewandtem Blick seine Rüstung und seinen Helm. «Die wirst du brauchen.»
«Ich danke dir», sagte Vallon. «Ich werde mich bemühen, sie in demselben Zustand zurückzubringen, in dem du sie mir übergeben hast.» Er wusste, dass die Rüstung nur wenig Schutz gegen Thorfinns Axt bot.
«Hast du über deine Taktik nachgedacht? Der Wikinger hat bei seiner Größe mindestens einen Fuß mehr Reichweite, wenn er mit der Waffe ausholt.»
Vallon kratzte sich den Nacken. «Ich werde keinen offenen Angriff versuchen. Ich habe vor, so lange ständig in Bewegung zu bleiben, bis er unaufmerksam wird und ich eine Lücke in seiner Deckung finde.»
«Achte auf diesem Boden besonders auf sicheren Tritt. Ein einziger Ausrutscher könnte das Ende bedeuten.»
«Drogo, das ist nicht mein erster Schwertkampf.»
«Ich wünschte, du hättest mir erlaubt, ihn selbst herauszufordern.»
«Ich habe deinen Mut nie angezweifelt. Nur kann ich nicht wissen, gegen wen du ihn einsetzt.»
Vallon wandte sich an seine Getreuen. «Wenn ich gewinne, versuchen wir, die Wikinger davon zu überzeugen, mich als Anführer anzuerkennen. Es wird wohl nicht allzu schwer werden, sie auf unsere Seite zu ziehen, nach allem, was wir auf der gemeinsamen Fahrt erlebt haben.»
«Und wenn es gegen Euch ausgeht», sagte Raul, «werde ich mich nicht Thorfinns Befehl unterstellen. Wayland sagt das Gleiche.»
«Natürlich nicht», sagte Vallon. «Halte deine Armbrust bereit und töte ihn, bevor er seinen Sieg ausrufen kann. Und Wayland sollte imstande sein, noch ein paar mehr von ihnen mit seinen Pfeilen aufzuspießen, bevor sie ihre Schwerter ziehen können.»
«Und Fulk und ich stehen mit Helgis Männern und den anderen Isländern bereit», sagte Drogo.
«Gut.»
Hero runzelte die Stirn. «Was soll dann der Kampf gegen Thorfinn überhaupt? Lasst ihn von Raul töten, sobald er auftaucht. Auf die Art könnt Ihr über den Verlauf der Auseinandersetzung bestimmen.»
Vallon lächelte. «Ich muss die Abmachung einhalten, auch wenn ich es mit einem Wilden zu tun habe. Und es gibt noch einen anderen Grund. Wenn ich gewinne, muss nur ein Mann sterben. Wenn wir alle Wikinger angreifen, werden ein paar von uns im Kampf getötet. Und wer weiß? Wir könnten auch
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