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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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flehe dich an: Rette dich selbst. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit, aber ich habe noch eine Bitte.»
    Wayland verzog das Gesicht, um die Tränen zurückzuhalten. «Dann los.»
    Raul zog keuchend den Atem ein. Er konnte seinen Brustkorb nicht mit Luft füllen und erstickte langsam. «Du weißt, wie ich damit angegeben habe, mit einem Haufen Silber nach Hause zurückzukehren. Darüber hast du nur gelächelt und den Kopf geschüttelt, als wüsstest du, dass ich meinen Gewinn nur vergeuden würde. Und nun sieht es so aus, als hätte ich keine Gelegenheit mehr, dir das Gegenteil zu beweisen.» Raul schwieg einen Moment, und sein Kopf sackte nach vorn. «Ich jammere nicht. Ich wollte dir sagen, Wayland: Diese letzten paar Monate waren die besten meines Lebens.» Raul versuchte sich in seiner Fesselung anzuspannen, um den Druck von seinen Lungen zu nehmen. «Ich habe nichts mehr davon, aber falls mir ein Anteil Silber zusteht, kannst du dann dafür sorgen, dass es zu mir nach Hause gelangt? Ich weiß, Vallon hat gesagt, dass wir nur beteiligt werden, wenn wir Gewinn machen. Aber ich glaube nicht, dass der Hauptmann mir ein paar Münzen missgönnt. Er ist kein schäbiger Kerl.»
    Wayland konnte nicht sprechen. Er schüttelte den Kopf.
    «Ich weiß, dass du es nicht selbst erledigen kannst. Aber ich und der alte Garrick haben uns mal unterhalten, und er sagte, wenn er es bis nach Nowgorod schafft, dann will er wieder nach Hause. Ich habe ihm gesagt, er soll nach meiner Familie schauen, und auch, dass es dort gutes Land gibt, wenn er wieder Bauer sein will. Und ich habe ihm von meinen beiden Schwestern erzählt. Er könnte Dümmeres tun, als eine von ihnen zu nehmen, damit sie ihm das Bett wärmt.»
    Wayland schluckte den Kloß hinunter, den er in der Kehle hatte. «Ich kümmere mich darum, mein Freund, aber so weit ist es noch lange nicht.» Er wischte sich die Hände an den Oberschenkeln ab.
    Raul lachte herzzerreißend. «Ich kenne dich schon so viele Jahre, und jetzt nennst du mich zum ersten Mal ‹Freund›. Bete für meine Seele, Wayland.»
    Wayland trat einen weiteren Schritt vor. Darauf wurde ein Horn geblasen, und die Lappen schossen einen Pfeilhagel ab. Mindestens drei Pfeile trafen Wayland, doch die Bögen der Nomaden waren leicht, und ihre Knochenspitzen zersplitterten an seiner Rüstung. Er rannte zurück zu seinen Waffen, während der Hund mit ein paar schreckenerregenden Sätzen vorwärtsstürmte, sodass die Lappen zurückwichen. Wayland sah einen Pfeilschaft aus der Lederrüstung des Hundes ragen.
    Er nahm den Bogen in die Linke, das Schwert in die Rechte, und rannte brüllend auf den Bewacher an einem der Spannseile zu. Noch bevor er bei ihm war, hörte er ein Schnarren – und dann noch eins –, und die beiden Bäume richteten sich rauschend auf. Wayland sah, wie sich die Seile spannten, an die Raul gebunden war.
    «Nein!»
    Raul schien in den Himmel hinaufzufliegen, dann gab es ein Bersten und Platzen, und die beiden Hälften seines Körpers wurden auseinandergerissen und schwangen zu den schwankenden Bäumen zurück. Blut und Innereien regneten auf Wayland herab. Etwas Warmes und Feuchtes erstickte seinen Schrei. Von den Lappen kam lautes Gebrüll. Sie griffen an, und Wayland rannte zum Ende der Allee und wusste, dass sie ihn einholen würden, bevor er dort war. Ein weiterer Pfeil traf ihn am Brustkorb, und die Spitze durchbohrte das Kettenhemd. Ein Junge sprang ihm in den Weg und wollte ihm einen Speer in die Brust rammen. Wayland packte die Waffe vorn und zerhackte den Schaft. Der Aufprall und seine Gegenwehr brachten ihn aus dem Gleichgewicht. Er taumelte und fiel zu Boden. Noch während er sich wieder aufrappeln wollte, sah er ein paar Füße, die sich vor ihm aufpflanzten. Als er aufsah, hatte er einen Mann vor sich, der mit seiner Steinaxt ausholte. Wayland rollte sich zur Seite und schwang dabei das Schwert im Halbkreis herum. Es traf die Fußknöchel des Axtmanns, der mit einem Schrei zu Boden stürzte.
    Wayland kam wieder auf die Beine und kämpfte sich wütend zwischen seinen Angreifern hindurch. Viele schreckten vor ihm zurück, schrien, als hätten sie es mit einer übernatürlichen Gewalt zu tun. Ein Mann war wie hypnotisiert, und Wayland stieß ihn zur Seite. Schließlich ließ er die Angreifer hinter sich, und der Hund tauchte hechelnd neben ihm auf, zwei Pfeile in seiner Lederrüstung und mit Blut vor dem Maul. Das Tier sah Wayland an, als wollte es sagen: «Und jetzt?»
    Wayland zuckte

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