Der Thron der Welt
noch ein Seil, das aus einer anderen Richtung auf ihn zuschoss. Die dritte Schlinge sah er nicht. Sie fiel über seine Schultern, zog sich fest, und bremste seine Vorwärtsbewegung mit solcher Wucht, dass er rücklings von den Füßen gerissen wurde und es ihm den Atem aus den Lungen presste. Er setzte sich auf. Benommen sah er zwei Männer an dem Seil ziehen, und dann sah er sie das Seil hinwerfen, als sich der Hund auf sie stürzte.
Waylands linke Seite war durch den Sturz von der Hüfte bis zur Schulter wie betäubt. Er kam langsam auf die Füße und wurde sofort von einem weiteren Lasso wieder zu Boden gerissen. Die nächste Schlinge fiel über seinen Schwertarm und drohte ihm die Waffe aus der Hand zu ziehen. Er war gestellt und gefesselt, und ohne den Hund wäre es ihm ebenso ergangen wie Raul. Den Lederharnisch mit Pfeilen gespickt, griff das Tier einen der Männer an den Seilen nach dem anderen an, warf sie um, grub seine Zähne in ihr Fleisch, schlug sie in die Flucht.
Die Seile waren immer noch um Wayland festgezogen, doch er hatte weder das Bewusstsein noch sein Schwert verloren. Als das letzte Seil durchgeschnitten war, hastete er vorwärts, als wollte er sich von dieser Welt in die nächste werfen. Die Rufe der Männer, die den Hinterhalt gelegt hatten, wurden schwächer. Wayland wusste jetzt, wo er war. Er war auf dem Weg, der am Fluss entlangführte. Er gab dem Hund einen Klaps. «Wir sind durch!»
Der Hund ließ sich fallen, bog den Rücken durch und leckte an seinem Bauch.
Wayland rannte zu ihm. «Was ist?» Er nahm den Kopf des Hundes in beide Hände und zog ihn hoch. «O Gott.»
Ein abgebrochener Pfeilschaft steckte im Unterleib des Hundes. Es war nicht zu erkennen, wie tief die Pfeilspitze eingedrungen war. Der Hund lag auf der Seite, als forderte er Wayland auf, sich um die Wunde zu kümmern. Er legte ihm eine Hand auf den Kopf, und der Hund leckte ihm kurz über die Finger und wandte den Blick ab. Wayland griff nach dem Pfeilschaft und zog behutsam. Der Hund winselte leise. «Schsch», flüsterte Wayland. Er zog stärker, spürte Widerstand, und der Hund jaulte auf und nahm Waylands Handgelenk zwischen die Kiefer. Behutsam löste er seine Hand aus dem Maul. Der Pfeil hatte Widerhaken und war tief eingedrungen. Mit schwimmendem Blick dachte Wayland über einen Ausweg nach. Der Hund hechelte, den Blick seiner Topasaugen in die Ferne gerichtet. Doch von dort kam keine Hilfe, nur die Lappen stürmten zwischen den Bäumen auf sie zu.
Er zog den Hund hoch. «Komm schon. Ich kümmere mich um den Pfeil, wenn wir zurück beim Boot sind.»
Etwa hundert Schritte weit blieb der Hund mit Wayland gleichauf. Dann hielt er wieder an stieß ein so jämmerliches Winseln aus, wie es Wayland nicht mehr von ihm gehört hatte, seit er ein Welpe gewesen war. Das Tier sah ihn an. Die Lappen kamen näher. «Los!», befahl er und klatschte in die Hände. «Wir sind schon fast am Fluss. Hero wird dir den Pfeil im Handumdrehen herausziehen. Komm!»
Doch der Hund sah ihn nur unentwegt an, und was er sagen wollte, war so offensichtlich, dass Wayland aufstöhnte. Es gab keine Heilung für diese Wunde. Die Widerhaken des Pfeil hatten sich so tief in die Eingeweide des Hundes gebohrt, dass kein Chirurg sie entfernen konnte.
Die Lappen waren nur noch fünfzig Schritt weit weg. Wayland kniete sich vor den Hund. «Komm! Bitte!»
Der Hund sah ihn ein letztes Mal an. Dann drehte er sich zu den Lappen um, schüttelte sich, und stürmte auf sie los. Wayland sah ihn einen der Angreifer zu Boden werfen, und dann verschwand er, verschluckt von einem Trupp Kämpfer mit Äxten und Speeren. Als das wilde Hacken und Stechen aufhörte, hockten sich die Lappen auf den Boden und machten sich mit Seilen und Ästen zu schaffen. Als sie aufstanden, trugen sie den Kadaver des Hundes an einen Ast gebunden davon. Vier Männer waren notwendig, um ihn hochzustemmen. Sie schulterten ihre Trophäe und hasteten in den Wald.
Wayland fand den Fluss und ging stromaufwärts. Die Wolken verzogen sich, die Sonne kam durch. Und sie sank als trüber roter Ball, als er das Langschiff am Nordufer des Onega-Sees erreichte. Seine Gefährten erhoben sich, als er ins Lager hinkte. Sie öffneten den Mund, um ihn auszufragen, doch dann lasen sie ihm die Antworten vom Gesicht ab und schwiegen. Syth rannte auf ihn zu und schloss ihn in die Arme. Er hielt sie an sich gedrückt und strich ihr übers Haar.
Vallon trat zu ihm. «Der Hund auch?»
Wayland
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