Der Thron der Welt
Kopf auf Waylands Brust. Wayland ließ sein Gesicht auf das faltige Nackenfell sinken, strich dem Hund über die Ohren und flüsterte ihm ein Wiegenlied zu, das seine Mutter oft gesungen hatte.
Er verbrachte eine höllische Nacht und wachte zitternd vor Kälte aus einem unruhigen Halbschlaf auf. Es war immer noch stockdunkel. Er zwang sich aufzustehen und beugte und streckte sich, bis sein Kreislauf wieder in Gang kam. Er suchte am Himmel nach Spuren der Morgendämmerung. Als eine Krähe über ihm schnarrte, wusste er, dass es Zeit zum Aufbruch war. In seiner Zeit in den Wäldern hatte er gelernt, dass die erste Krähe in der Luft ein sicheres Zeichen für den heraufziehenden Tag war. Er streifte das Kettenhemd über und tastete sich dann, immer mit einer Hand den Hund festhaltend, durch den Sumpf. Wenn er eine Meile weit kam, bevor die Lappen ihre Verfolgung wiederaufnahmen, würden sie ihn wahrscheinlich nicht mehr einkreisen können.
Die Morgendämmerung stieg auf wie ein grauer Nebel, sodass er nicht feststellen konnte, aus welcher Richtung sie kam. Keine Spur von der Sonne, an der er sich hätte orientieren können. Vereinzelte Bäume hoben sich aus der Dämmerung. Nur die Bäume in seiner nächsten Nähe waren klar zu erkennen, alle anderen waren schemenhafte Phantome.
Als es hell wurde, suchte er immer noch seinen Weg durch das Moor. Mit seinen Schritten drückte er Wasser aus dem Boden und verursachte saugende Geräusche. Er blieb häufig stehen, um die Erde vor sich zu mustern, die wie ein Schwamm unter seinem Gewicht waberte. Einmal gab sie nach, und er versank bis zur Hüfte. Wenn der Hund nicht gewesen wäre, um ihn mit seinen Kräften zu unterstützen, hätte er sich wohl nie mehr aus dem Sumpfloch befreien können.
Schließlich begriff er, dass der Trick darin bestand, eher gleitend zu laufen und keine Stelle mit seinem vollen Gewicht zu belasten. Er begann sich schneller vorwärtszubewegen und sah bald Kiefern vor sich, die trockeneren Grund anzeigten. Als er darauf zulief, hallte der pfeifende Ruf eines Spechts durch die Stille. Wayland achtete nicht darauf, bis ein weiterer, schrillerer Vogelruf ertönte. Er blieb stehen und versuchte zu bestimmen, aus welcher Richtung die Geräusche gekommen waren. Dann schlug der erste Vogel wieder an, links und etwas hinter ihm. Der zweite Vogel antwortete, ebenfalls hinter Wayland, aber von rechts. Wayland hatte die Vögel schon einmal gesehen, die solche Rufe ausstießen. Sie waren doppelt so groß wie die Spechte, die er von zu Hause kannte, und ihre Rufe waren ihm vertraut. Allerdings hatte er sie nie in einem solchen Duett gehört. Beim dritten Austausch der Rufe wusste er, dass sie nicht von Vögeln stammten.
«Sie haben unsere Spur gefunden.»
Er hastete auf den sicheren Grund zu, während hinter ihm immer noch Signale ausgetauscht wurden. Als er auf einer Erhöhung angekommen war, musterte er die Umgebung. Er war am Vortag nicht an dieser Stelle vorbeigekommen, und auf dem Boden fanden sich weder menschliche Spuren noch Abdrücke von Rentierhufen. Er klopfte dem Hund auf den Hals. «Sieht so aus, als wären wir früher aufgestanden als sie.»
Er verfiel in einen leichten Trab. Die Signale hinter ihm wurden leiser, und Wayland erlaubte sich den Gedanken, dass er den Fluss ohne weitere Zwischenfälle erreichen könnte.
Doch ein weiterer Vogelruf von vorn ließ ihn erstarren, als sei er gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen. Er schlich weiter, spähte immer wieder angestrengt zwischen den Bäumen hindurch. Der Hund stellte das Nackenfell auf, und ein dunkles Knurren kam tief aus seiner Kehle.
Wayland legte einen Pfeil ein und spannte den Bogen. «Ich weiß, dass ihr da seid.»
Stille.
Er ließ seinen Blick über die Baumlandschaft wandern. «Ihr geht mir besser aus dem Weg. Ihr habt es nicht mit einem verirrten Wikinger zu tun.»
Die Bäume ragten in grauen, geisterhaften Formen vor ihm auf. Hinter ihm kamen die entnervenden Vogelrufe näher. Er hängte sich den Bogen über die Schulter und zog sein Schwert.
«Ich komme jetzt, und ich töte jeden, der versucht, mich aufzuhalten.» Er zog die Kettenhaube über den Kopf und hob das Schwert. Der Hund beobachtete ihn mit heraushängender Zunge.
«Los!»
Er rannte mit voller Geschwindigkeit, als eine Gestalt hinter einem Baum hervortrat und ein Seil zischend und so geschickt über dem Kopf schleuderte, dass es wirkte wie eine Verlängerung ihrer Hand. Wayland wich aus und sah aus dem Augenwinkel
Weitere Kostenlose Bücher