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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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«Ich habe Helgi nicht gerächt. Ich habe um mein Leben gekämpft.»
    Caitlins Blick kehrte zu ihm zurück. «Warum hasst du die Frauen?»
    Darauf hatte Vallon keine Antwort. Hatte er in seinem Fieberwahn auf die Frauen geflucht? «Wie kommst du darauf? Ich habe meine Mutter verehrt, war meiner Schwester treu ergeben und überglücklich, als meine Tochter zur Welt kam.»
    «Du hast deine Frau getötet.»
    Nun musste sich Vallon zu allem Übel auch noch daran erinnern. «Ich habe sie auch geliebt.»
    Caitlin sah ihm in die Augen. «Du hasst mich. Und das verstehe ich sogar. Ich bin zu stolz, zu leidenschaftlich.»
    Selbst in seinem leicht benommenen Zustand fand Vallon, dass sie ein sehr merkwürdiges Gespräch führten.
    «Ich hasse dich nicht», murmelte er. Am liebsten hätte er sich wieder in seine konfusen Träume geflüchtet.
    «Du hast gesagt, ich hätte einen Hintern wie ein Pony.»
    Das Bild von Caitlin, wie sie in dem Vulkansee badete, tauchte vor Vallon auf. Ihre weißen Brüste über dem unglaublich blauen Wasser, ihr dunkelrotes Haar wie ein Fächer auf der Oberfläche. Er lachte bei der Erinnerung, doch sofort hörte er wieder damit auf, griff sich an den Bauch und erbrach das ganze Wasser, das er gerade getrunken hatte.
    Caitlin wischte ihm das Gesicht ab. Die Flecken auf ihrem Gewand schienen sie nicht zu stören. «Es tut mir leid. Ich hätte nicht damit anfangen sollen.»
    Vallon würgte erneut. «Mir tut es auch leid. Können wir dieses Gespräch ein anderes Mal fortsetzen?»
     
    Ein paar Meilen weiter stromauf sagte Raul unruhig: «Ich weiß, dass Vallons Verwundung nicht allzu schlimm aussieht, aber ich habe ein Dutzend Männer mit Bauchverletzungen gesehen, die nicht schlimmer waren als seine, und davon haben nur zwei überlebt.»
    «Lass es gut sein», murmelte Wayland. Zuvor hatte Rauls Geschwätz drei besonders große Birkhühner aufgeschreckt, die daraufhin über die Baumwipfel geflattert waren, bevor Wayland auf sie anlegen konnte.
    Sie gingen weiter. Unter ihren Füßen erstreckte sich ein silbriger Flechtenteppich. Eine große Eule von derselben Farbe wie das silbrige Rentiermoos saß eng am Stamm einer Tanne auf einem Ast, ein zitronengelbes Auge in einem verschwörerischen Zwinkern erstarrt. Wayland wahrte ihr Geheimnis und durchkämmte weiter den Wald nach Beute. Er hatte seit zwei Tagen nichts geschossen, und wenn er auch an diesem Tag kein Jagdglück hatte, würden die Falken zum ersten Mal hungern, seit er sie gefangen hatte. Seine Gedanken wanderten zwischen Vallons Verletzung und seinen eigenen Sorgen hin und her. Dann blieb er plötzlich stehen, als hätte sich vor seinen Füßen ein Abgrund aufgetan. Sie hatten schon zweimal Spuren von Rentierhirten gefunden, doch die waren alt gewesen. Was er jetzt sah, war eine frische Spur.
    Wayland musterte den feuchten Rentier-Dung und die angenagten Zweige.
    «Sieht frisch aus», sagte Raul.
    Wayland erhob sich von einem Knie. «Hier sind zwei Herden vorbeigekommen. Die erste vor ein paar Tagen. Die zweite gestern.»
    Dann erspähte er zwischen den Bäumen grob zurechtgezimmerte Gebilde, die sich als drei kegelförmige zeltartige Bauten aus Fichtenstämmen von zwölf Fuß Höhe entpuppten. In jedem Zelt fand sich ein Aschekreis, um den rauchgeschwärzte Steine lagen. Wayland grub seine Hand in die Asche. «Noch warm. Sie sind heute früh aufgebrochen.»
    Er ging im Zickzack über den Pfad, starrte vorgebeugt auf den Boden wie ein Rutengänger, der festlegen wollte, wo ein Brunnen gegraben werden sollte. Schließlich richtete er sich auf.
    «Was meinst du? Wie viele sind es?»
    «Mindestens dreißig. Männer und Frauen. Alte und Junge. Sie haben Hunde dabei.» Wayland sah zuerst auf der einen, dann auf der anderen Seite den Pfad entlang. Er folgte einem Os, einem natürlichen Damm, der sich im Sumpf gebildet hatte. «Siehst du das?», sagte er und deutete auf Stapel mit Feuerholz neben den Schutzzelten. «Sie rechnen damit, dass noch mehr von ihnen hier durchkommen. Bleib von dem Pfad weg und verhalte dich ruhig. Ich warne die anderen.»
    «Ach verdammt. Lass uns hier warten, bis sie uns eingeholt haben. Sie sind nicht weit hinter uns.»
    Aber Wayland hatte sich schon umgedreht.
    «He, Wayland.»
    Der Falkner blieb in Bewegung, nur lief er jetzt rückwärts. Raul hob die Faust und senkte sie wieder. «Schon gut.»
    Wayland winkte ihm zu. «Es dauert nicht lange.»
     
    Eine Meile flussab traf er auf das Langschiff und war bald wieder

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