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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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Zelte umstand, von denen einige durch überdachte Gehwege mit einem enormen goldgelben Pavillon verbunden waren. Sie überquerten die Freifläche und kamen an einen Truppenübungsplatz, auf dem eine Reitergruppe ihre Schulung unterbrach, um sie vorbeireiten zu sehen. Auf der anderen Seite des Platzes hielt Waylands Eskorte vor einem großen Filzzelt und befahl ihm abzusteigen.
    Er ließ sich mit dem Falkenkäfig in der Hand aus dem Sattel gleiten. Einer der Soldaten zog das schwere Tuch zur Seite, das die Tür der Jurte bildete, und winkte ihn hinein. Drei Männer standen am gegenüberliegenden Ende des Raumes, und Wayland sah, dass die Jurte als Stallung und Werkstatt genutzt wurde. Die Männer sahen ihm ausdruckslos entgegen. Der in der Mitte hatte einen dünnen Schnurrbart und schrägstehende Augen. Er hätte zwischen fünfzig bis siebzig jedes Alter von sich behaupten können. Die anderen beiden waren wesentlich jünger. An einer Wand befand sich eine Reihe von Nischen, und jede war von einem hellen Falken auf einem gepolsterten Holzblock besetzt. Wayland musterte sie im Vorübergehen. Sie waren nicht viel kleiner als der Gerfalke, aber schlanker gebaut, mit weicherem Gefieder, und sie hatten kürzere Klauen.
    Der Falkenmeister bemerkte sein Interesse.
«Saqr»
, sagte er.
    «Saker», wiederholte Wayland. Er hatte andere Falkner über diese Falkenart reden hören.
    Auf den Hinweis des Falkenmeisters stellte er den Käfig auf einen Tisch, der mit Falknereiutensilien übersät war. Er zog das Tuch weg und streifte seinen Handschuh über.
    Die beiden Gesellen runzelten die Stirn.
«Tch.»
    Er sah auf. «Stimmt etwas nicht?»
    Der Falkenmeister bedeutete ihm mit einer Geste weiterzumachen. Der Falke trat auf Waylands Faust, sobald er sie in den Käfig gestreckt hatte. Er hob ihn heraus, und die Gesellen atmeten scharf ein. Die Augen des Falkenmeister verengten sich. Dann sagte er etwas. Einer seiner Gesellen ging zu einem Regal, auf dem etwas lag, das Wayland wie umgedrehte Ledergeldbörsen erschien, die mit Goldfäden bestickt waren. Der Gehilfe wählte zwei dieser Objekte aus und hielt sie dem Falkenmeister hin. Wayland sah, dass Zugbändchen um die Öffnung liefen und auf der Spitze eine kleine Quaste befestigt war. Der Falkenmeister traf seine Wahl und trat dicht vor den Falken. Die Öffnung der Börse nach oben haltend, hob er sie bis dicht an den Kopf des Vogels. Der straffte das Gefieder, doch bevor er beißen konnte, hatte ihm der Falkenmeister das Gebilde in einer einzigen fließenden Bewegung über den Kopf gestülpt. Mit einem weiteren geschickten Handgriff befestigte er die Zugbändchen. Erst da wurde Wayland bewusst, dass die Börse eine Falkenhaube war. Er hatte noch niemals eine gesehen und auch nicht gehört, dass es so etwas gab. Weil er seine Überraschung bemerkte, sah ihn der Falkenmeister fragend an. Wayland schüttelte den Kopf und ahmte nach, wie er dem Falken die Augenlider zunähte. Die Seldschuken zuckten angesichts der Unwissenheit dieses Ungläubigen nur mit den Schultern.
    Nun, wo der Falke die Haube trug und angeleint war, zog der Falkenmeister eine Ledermanschette übers rechte Handgelenk. Wayland erschien das unpraktisch, aber es erklärte, warum es den Seldschuken missfallen hatte, dass er den Falken auf die linke Faust nahm. Der Falkenmeister schob seine umhüllte Hand hinter die Beine des Gerfalken. Der Vogel trat mit einem Schritt nach hinten darauf, und nur eine leichte Anspannung in seiner Körperhaltung ließ erkennen, dass er sich bewusst war, von jemand anderem getragen zu werden. Der Falkenmeister befühlte die Flugmuskulatur, prüfte, wie viel Fleisch vor dem Kielknochen saß, und nahm die Oberschenkel des Falken zwischen Daumen und Zeigefinger. Dann ließ er seine Gesellen einen nach dem anderen das Tier halten, sodass sie sich einen eigenen Eindruck verschaffen konnten. Der Jüngste bekam den Vogel als Letzter, und als er sein Gewicht spürte, keuchte er übertrieben auf und ließ seine Faust sinken, so als könne er den Falken kaum tragen.
    Wayland grinste. «Ein kräftiger Vogel, oder?»
    Der Falkenmeister wedelte schlaff mit der Hand und versenkte die Faust dann in einem Seidenkissen, um anzuzeigen, dass die Muskulatur des Falken weich und untrainiert war.
    Er sagte etwas, und einer seiner Gesellen stellte sich mit einem Seidentuch in den Händen hinter den Falken. Er legte es dem Vogel um die Schultern, hob ihn von der Faust und drückte ihn bäuchlings auf das Kissen.

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