Der Thron der Welt
aus dem kalten Norden hierhergekommen, und auf der Reise haben wir viele Menschenleben und alle Falken bis auf einen verloren. Seine Exzellenz hat den Gerfalken in Augenschein genommen, und ich weiß, dass er trotz all seiner Macht und all seiner Mittel keinen beschaffen kann, der auch nur halb so prachtvoll ist. Genügt er den Bedingungen oder nicht?»
Faruq und Suleiman steckten zur Besprechung die Köpfe zusammen, und die Zuschauer spitzten die Ohren, um etwas mitzubekommen. Schließlich winkte der Emir Faruq zur Seite und legte seine Erwägungen dar. Er wiegte sich im Sitzen auf seinem Thron und unterstrich mit beiden Händen gestikulierend seine ausführlichen Erläuterungen, um zu zeigen, wie gewissenhaft er das Für und Wider des Falles abwog. Die Zuhörer nickten zu jedem seiner Argumente. Schließlich senkte der Emir seinen Zeremonialstab, und Faruq trat vor, um das endgültige Urteil zu verkünden.
«Seine Exzellenz hat den Bericht von Euren Anstrengungen mit Interesse verfolgt. Der Emir lobt Euer Durchhaltevermögen und spricht Euch sein Beileid zum Tod Eurer Gefährten aus. Der Falke, den Ihr ihm gebracht habt, ist von seltener Schönheit und ein vielversprechendes Tier für die Beizjagd. Dennoch genügt er der Forderung nicht. Das Problem ist Folgendes: Der Emir hat vier Falken verlangt. Ihr habt nur einen abgeliefert.» Faruq legte den Zeigefinger an die Lippen. «Seine Exzellenz ist ein Mann, der zu seinem Wort steht. Wenn er einem seiner Armeeführer zwei Pferde bewilligt, wird dieser Mann zwei Pferde erhalten. Wenn umgekehrt ein Armeeführer zusichert, für einen Kriegszug zehn Bogenschützen aufzubringen, dann erwartet Seine Exzellenz zehn Bogenschützen. Es darf keine Ausnahme geben. Wenn Seine Exzellenz heute über Eure ungenügende Erfüllung der Vertragsbedingungen hinwegsieht, werden seine Gefolgsleute morgen die gleiche Nachsicht für sich selbst fordern. ‹Seht euch die Milde an, mit der unser Herr die Ungläubigen behandelt›, würden sie sagen. ‹Um wie viel großzügiger muss er dann erst die Unzulänglichkeit seines eigenen Volkes dulden.›»
«Sir Walter hat mir erklärt, Seine Exzellenz habe ihm seine Freiheit gegeben, und zwar mit oder ohne ein Lösegeld.»
Suleiman blitzte den Normannen giftig an.
«Damit hat sich Sir Walter zu viel angemaßt», sagte Faruq. «Was Seine Exzellenz zu geben beliebt, steht auch in seiner Macht zu verweigern.»
«Wenn er beschlossen hat, Sir Walter weiter gefangen zu halten, habe ich nichts mehr zu sagen. Meine Aufgabe ist beendet, und mein Interesse an dieser Verhandlung ist erschöpft.»
«Die Verhandlung ist beendet, wenn es der Emir beschließt.»
Vallon zuckte mit den Schultern.
Faruq trat mit gekünstelter Freundlichkeit einen Schritt auf ihn zu. «Seine Exzellenz hat mit großem Interesse gehört, dass Ihr bei den Mauren in Gefangenschaft wart. Vermutlich habt Ihr Euch mit einem Lösegeld freigekauft. So war es doch?»
«Nein. Ein Lösegeld war zugesagt, wurde jedoch nie überbracht. Nach achtzehn Monaten in entwürdigender Haft habe ich meinen Wächter getötet und bin entkommen.» Vallon sah den Emir an. «Dass ich selbst einmal in Gefangenschaft war, hat mir ein gewisses Mitgefühl für Sir Walter eingegeben.»
Suleiman achtete nicht auf Walters Versuch, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Bedächtig strich er sich über den Schnurrbart, betrachtete Vallon und winkte dann Faruq zu sich, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Als sich der Sprecher an Vallon wandte, war sein Ton sanft wie Balsam.
«Es gibt eine Möglichkeit, das Problem zu jedermanns Zufriedenheit zu lösen.»
Vallon sah, wie Walter grinsend einen seiner Begleiter anstieß. Ganz gleich, welches Katz-und-Maus-Spiel der Emir im Sinn hatte, Walter wusste Bescheid. Möglicherweise hatte er es selbst angezettelt.
Faruq ging ein paar Schritte zur Seite. «Ihr habt zwei Gegenstände mitgebracht, die sogar die Schönheit des Falken in den Schatten stellen. Ich spreche von den Frauen.»
Vallon stieg das Blut in die Wangen. «Die Frauen sind keine Gegenstände.»
Faruq gab vor, ihn nicht gehört zu haben. «Der Hauptmann, der Euch hierher eskortiert hat, wünscht das Mädchen mit der Sonne in den Haaren und dem Mond in den Augen zur Frau zu nehmen.»
«Syth ist Waylands Braut und trägt sein Kind.»
Wayland erstarrte. «Ihr habt Syth erwähnt.»
Vallon schüttelte den Kopf. «Später.»
Der Emir wedelte mit der Hand, als er von Syths Zustand erfuhr. «Sehr gut»,
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