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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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Falkner sicher, dass der Gerfalke einen Kranich allein töten kann?»
    Vallon sagte mit einem Seitenblick auf Wayland: «Ich habe ihn noch nie leere Versprechungen machen hören.»
    «Der Falke darf Seine Exzellenz unter keinen Umständen Schande bringen. Er muss den Wettbewerb gewinnen.»
    «Auch wenn er es nicht tut», sagte Wayland, «Schande macht er dem Emir bestimmt nicht.»
    «Du hast ihn nicht richtig verstanden», sagte Vallon. «Dein Falke muss auf jeden Fall gewinnen.»
    «Das wird er.»
    «Du weißt doch nicht einmal, nach welchen Regeln dieser Wettbewerb durchgeführt wird.»
    «Ich habe noch genügend Zeit, sie kennenzulernen.»
    Vallon schob seine Bedenken zur Seite. Er sah den Emir an und nickte förmlich. «Der Falke wird Euch nicht enttäuschen.»
    Faruq sah zu Suleiman hinüber. «Seine Exzellenz ist einverstanden.»
    Aufgeregtes Gewisper lief durchs Publikum. Faruq hob die Stimme, um die näheren Umstände des Wettkampfs zu beschreiben.
    Vallon drehte sich zu Wayland um. «Wie lange brauchst du, um den Falken vorzubereiten?»
    «Drei Wochen.»
    «Du hast zwölf Tage. Wenn das nicht reicht, sag es jetzt.»
    «Er ist ein ausgewachsener Vogel. Er hat über ein Jahr lang täglich seine Beute gejagt. Alles, was ich tun muss, ist, seine Muskulatur zu stärken.»
    Vallon sah den Sprecher an. «Der Falke wird bereit sein.»
    «Seine Exzellenz wird die Herausforderung morgen aussprechen. Wenn der weiße Falke die Saker seines Nachbarn überflügelt, wird er den Normannen freilassen und Euch mit Geschenken weiterziehen lassen.»
    «Und wenn nicht?»
    «Seine Exzellenz ist ein gerechter Mann. Ihr habt vor diesem Hof erklärt, dass der Falke nicht versagen wird.» Faruq hielt inne, um seine Worte wirken zu lassen. «Wenn er es dennoch tut, wird Seine Exzellenz zum Gespött seines Rivalen. Ihr könnt nicht die Belohnung für den Erfolg akzeptieren und es zugleich ablehnen, für den Misserfolg geradezustehen.»
    Zu spät sah Vallon die Grube, die er selbst ausgehoben hatte.
    Faruq sprach weiter: «Wenn der Falke nicht siegt, wird Seine Exzellenz den englischen Jüngling Walter zum Sklaven geben.» Vallon wollte etwas sagen, doch Faruq hielt ihn mit erhobener Hand zurück. «Und Ihr als Verteidiger des Falkners müsst ebenfalls für die Niederlage zahlen.» Faruq hielt inne, um jedes Missverständnis zu vermeiden. «Und zwar mit der Waräger-Frau.»
    Wayland grinste. «Was hat er da zuletzt gesagt?»
    Es gab keinen Weg zurück, das war Vallon bewusst. Vor hundert Zuhörern hatte er Suleiman einen Sieg versprochen. Er musste all seine Selbstbeherrschung aufbieten, um ruhig zu antworten. Hinter Wayland sah er Heros entsetzten Blick und Walters hämisches Grinsen. Lächelnd klopfte er Wayland auf den Arm. «Nichts Wichtiges. Von jetzt an konzentrierst du dich ganz auf die Vorbereitung des Falken.»

XLIX
    W ayland begann mit seiner Einsatzplanung in dem Augenblick, als er aus dem Pavillon des Emirs trat. Zuerst musste er den Jagdtrieb des Falken anstacheln, indem er ihn von dem Fett befreite, das er in den Monaten der Inaktivität angesetzt hatte. Gewaschenes Fleisch und Magensteinchen würden Abhilfe schaffen. Wayland schätzte, dass der Vogel zwei Tage nach der Entschlackung zum Freiflug bereit wäre, sodass ihm noch neun oder zehn Tage zum Aufbau der Muskulatur blieben. Der Flug des Falken auf die Trappen hatte seine angeborene Robustheit unter Beweis gestellt. Die Kälte würde anregend wirken. Wayland sah schon vor sich, wie der Vogel durch die Lüfte strich, sich bis zu den Wolken emporschraubte und mit zerstörerischer Eleganz niederstieß.
    Ibrahim der Falkenmeister holte ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. Er wartete beim Gehege des Gerfalken am Ende des Zeltes auf Wayland. Kopfschüttelnd sah er ihm entgegen, und er schüttelte noch immer den Kopf, als Wayland vor ihm stand.
    «Du wirst schon sehen», sagte Wayland zu ihm. Er kramte in seiner Falknertasche herum und förderte ein Dutzend Kieselsteine zutage, die etwa so groß wie Ackerbohnen waren. Er hielt sie dem Falkenmeister hin. «Magensteine», sagte er. Dann setzte er einen Topf Wasser auf die Kohlenpfanne und ließ die Kiesel hineinfallen. Als das Wasser kochte, goss er die Kiesel ab und breitete sie auf einem Tuch aus. Er tat so, als würde er sie essen, und rieb sich über den Bauch, um dem Falkenmeister verständlich zu machen, dass sie Fett und Schleim lösen würden, die sich im Kropf des Falken festgesetzt hatten. Am nächsten Morgen

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