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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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entspannte sich. Einen letzten Blick warf er noch auf sie, dann ging er aus dem Zimmer, stahl sich den leeren Gang hinunter und hinaus in die ruhige Nacht. Dort blieb er einen Moment lang stehen, legte den Kopf zurück und schaute zum Firmament hinauf.
    Die Seldschuken hatten bis auf ein letztes Areal schon das gesamte Zeltlager geräumt. Eine Reiterkolonne trabte im Osten davon. Noch immer arbeiteten Knechte am Pavillon des Emirs und zogen die Zeltbahnen der Vorzimmer von den Gestängen. Am nächsten Morgen um diese Zeit würde sich der Pavillon stolz mitten in Konya erheben.
    Der Thronraum war das letzte Zimmer des komplizierten Aufbaus, der noch stand. Vallon fragte eine der Wachen, ob er Suleiman sprechen könne, und nach einer Weile tauchte Chinua auf, um ihn zum Emir zu begleiten. Nur ein halbes Dutzend Offiziere und Berater waren noch mit dem Emir im Lager. Beim Anblick Vallons winkte er sie zur Seite.
    «Ihr habt Eure Meinung geändert. Sehr gut.»
    «Ich komme gerade von Caitlin.»
    Suleiman nahm ihn am Ellbogen und führte ihn außer Hörweite seiner Männer. «Aus ihrem Bett.» Das war keine Frage.
    «Ja.»
    Suleiman verzog wütend das Gesicht. «Ihr kommt direkt zu mir, nachdem Ihr sie bestiegen habt! Ich kann sie an Euch riechen. Wenn Ihr gekommen seid, um mir das unter die Nase zu reiben …»
    «Ich begehre Caitlin mehr als irgendetwas sonst, aber ich weiß, dass Liebe nicht genügt. Ich kann sie nicht auf die Weise versorgen, auf die Ihr es könnt, auf die Weise, die sie immer wollte. Ich habe ihr erklärt, welche Vorteile es für sie hat, wenn sie bleibt, und im Verhältnis dazu meine eigenen bescheidenen Aussichten geschildert. Ich bin gekommen, um zu bekräftigen, dass ich meinen Teil der Abmachung einhalte, und um Euch zu bitten, auch Euren Teil einzuhalten. Ich werde fort sein, bevor sie aufwacht, damit sie in Ruhe ihre Entscheidung treffen kann. Wenn sie sich für Euch entscheidet, so sei es. Aber wenn sie mit mir kommen will, werdet Ihr sie dann gehen lassen?»
    Suleiman starrte ihn an, als hätte Vallon den Verstand verloren. «Wenn Ihr sie begehrt, warum nehmt Ihr sie dann nicht einfach mit?»
    «Ich muss sicher sein, dass es das ist, was sie will.»
    «Wenn ich nicht wüsste, dass Ihr Euch durch die wildesten Gegenden dieser Erde geschlagen habt, würde ich Euch einen Feigling nennen. Dient in meiner Armee, und innerhalb von zwei Jahren habt Ihr genügend Reichtum erworben, um vier Frauen ein Leben im Luxus zu bieten.» Suleiman beobachtete Vallons Gesicht. «Ich kann mich einfach nicht entscheiden, ob ich Euch für einen Schwindler oder einen Narren halten soll.» Er klopfte Vallon mit dem Handrücken auf die Brust. «Ich habe zu viel zu tun, um noch mehr Zeit mit dieser Angelegenheit zu vergeuden.» Er gab seinen Wachen ein Zeichen. «Wenn die Frau gehen will, kann sie gehen. Und jetzt geht Ihr besser selbst, bevor Ihr meine Geduld überstrapaziert.»
    Hände legten sich auf Vallons Schultern und steuerten ihn aus dem Pavillon. Faruqs Stimme folgte ihm in die Nacht. «Versucht nicht noch einmal, mit Seiner Exzellenz zu schachern, wenn Euch Euer Leben lieb ist.»
     
    Vallon ging langsam durch das Lager. Eine Mischung aus Hochgefühl und düsteren Ahnungen erfüllte ihn. Suleimans Elitetruppen saßen im Licht von Lagerfeuern im Kreis, die gesattelten Pferde dicht hinter sich. Einige der Soldaten hoben die Hand, als Vallon vorbeikam. Am Osthimmel begann eine graue Dämmerung. Vallon ging in sein Zelt und tastete sich zu seinem Lager.
    «Es ist nicht nötig, leise zu sein», sagte Hero. «Ich war viel zu ängstlich, um schlafen zu können.»
    «Du musst keine Angst haben. Es wird gleich hell. Bald sind wir unterwegs.»
    Hero stand auf, legte Anmachholz in die Kohlenpfanne und blies Leben hinein. Vallon stellte sich zu ihm an den Flammenschimmer, Helligkeit und Schatten spielten auf ihren Gesichtern.
    Hero brach das Schweigen. «Ich habe nachgedacht. Wenn wir das Evangelium heute nicht in die Hände bekommen, haben wir keine zweite Gelegenheit, danach zu suchen. Wir könnten höchstens Wayland bitten, es zu holen und zu uns nach Konya zu bringen.»
    «Ich werde nichts tun, was ihn gefährden könnte. Er ist jetzt Suleimans Mann.»
    «Habt Ihr die Nacht mit Caitlin verbracht?»
    «Ja.»
    «Habt Ihr über das Evangelium gesprochen? Kommt sie mit uns?»
    «Nein. Ich habe ihr erklärt, dass wir nach etwas suchen und dass ich morgen zurückkomme, wenn wir es gefunden haben.»
    «Wird Suleiman das

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