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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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um meine eigene Zukunft ging.»
    «Das habe ich nicht gemeint. Vallon interessiert sich nicht für deine Zukunft. Es muss etwas mit der Lösegeldforderung zu tun haben.»
    «Hat er es dir nicht erzählt?»
    «Wir hatten keine Gelegenheit, uns zu unterhalten. Ich wusste bis gestern Abend nicht einmal, dass wir aufbrechen.»
    «Nicht so laut», knurrte Raul.
    Richard rückte näher an Hero heran. «Lady Margaret hat Vallon davon überzeugt, eine Expedition nach Norwegen zu führen. Zuerst müssen wir uns die Gelder beschaffen. Deshalb ziehen wir zunächst nach Süden zu einem jüdischen Geldverleiher. Ich bin nicht befugt, dir zu sagen, in welcher Stadt. Vallon sagte, je weniger Personen davon wissen, desto sichererer ist es für uns alle.»
    Obwohl er mit dieser Antwort gerechnet hatte, war Hero entsetzt. «Vallon geht nicht nach Norwegen. Warum sollte er sein Leben für einen Mann riskieren, den er nie gesehen hat – einen Mann, dessen Bruder versucht hat, uns umzubringen?»
    «Vallon kann mit einem Teil des Geldes Handelsgeschäfte machen und den Gewinn behalten.»
    «Das zeigt nur, wie schlecht du ihn kennst. Er ist Soldat, kein Händler. Das war bloß eine List, um zu entkommen. Wenn er das Geld deiner Mutter erst einmal hat, siehst du ihn nie wieder. Du hättest nicht aus der Burg fortlaufen sollen, ohne mit mir zu sprechen.»
    «Aber er hat einen Eid geschworen.»
    «Wer würde das nicht tun, wenn er damit seine Haut retten könnte? Denk nur an Walter und all seine Lügen. Jeder lügt, wenn es seinem Vorteil dient. Das weiß keiner besser als ich.»
    «Du?»
    «Von Anfang an war diese Reise nicht das, was sie zu sein schien.»
    «Was meinst du damit?»
    Nun konnte sich Hero nicht mehr zurückhalten. «Frag dich doch einmal, warum Meister Cosmas bereit war, sich für Walters Befreiung einzusetzen.»
    «Du hast mir erzählt, er wollte Britannien noch kennenlernen, solange er lebte.»
    «Walter besitzt etwas, das Cosmas haben wollte – etwas, das ihm Walter unter der Bedingung angeboten hat, dass Cosmas seine Freilassung erreicht.»
    «Und was ist das?»
    «Stell dir vor, ich würde dir erzählen, dass am östlichen Ende der Welt ein Reich liegt, das größer ist als alle anderen seit der Cäsarenherrschaft.»
    «China? Davon habe ich schon gehört.»
    «Nicht China. Es ist ein christliches Reich.» Hero klopfte auf sein Bündel. «Ich habe einen Brief, den der Herrscher dieses Landes geschrieben hat. Er ist an den Kaiser von Byzanz gerichtet.»
    «Was steht in dem Brief?»
    «Der Herrscher bietet an, eine Armee gegen die Türken und Araber zu führen. Aber das ist noch nicht alles. Zum Zeichen seiner Loyalität hat er zusammen mit dem Brief ein Geschenk geschickt – etwas, das die ganze Welt auf den Kopf stellen wird.»
    In dem Moment stieß ein Mensch oder ein anderes Wesen in ihrer Nähe einen tiefen Seufzer aus. Hero und Richard klammerten sich vor Schreck aneinander. Raul hatte das Geräusch ebenfalls gehört. Er kauerte sich vors Feuer, blies in die Glut und entzündete eine Wachskerze, die in einem Horn steckte und so vor dem Wind geschützt war. Mit dieser Leuchte in der Hand schlich er vorwärts. Hero folgte ihm und stieß kurz darauf scharf die Luft aus, als er die gefletschten Zähne des Riesenhundes vor sich sah.
    «Gib Vallon Bescheid», sagte Raul.
    Hero hastete den Hügel hinauf. «Herr? Herr?»
    «Hier drüben. Du machst genügend Lärm, um die Toten aufzuwecken. Und warum zum Teufel habt ihr einen Kerzenstock herumgeschwenkt?»
    «Es ist Wayland. Er ist zurück.»
     
    Raul nahm Vallon zur Seite und murmelte ihm etwas ins Ohr. Vallon sah auf Wayland hinunter, der ihn finster anblinzelte. Dann drehte er sich zu Hero und Richard um. «Wartet beim Feuer.»
    «Irgendetwas stimmt nicht», flüsterte Hero. «Ich habe ihn noch nie so ernst gesehen.»
    Richard warf einen Blick zu den dunklen Gestalten hinüber. «Erzähl deine Geschichte weiter. Was ist das für ein Geschenk?»
    Nun bedauerte Hero seine Redseligkeit. «Nein, ich habe schon viel zu viel ausgeplaudert. Ich habe Cosmas mein Wort darauf gegeben, dass ich das Geheimnis niemandem verraten werde.»
    «Nicht einmal Vallon?»
    «Nicht einmal ihm.»
    «Aber …»
    «Sch!» Vallon kam zum Feuer zurück. «Vergiss, was ich über den Brief gesagt habe.» Vallon war nur noch ein paar Schritte entfernt. «Schwör es oder verzichte auf meine Freundschaft.»
    «Also gut. Ich schwöre.»
    Vallon starrte in die Glut und fing mit ausdrucksloser Stimme an

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