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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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blau wie deine Augen. Jetzt ist er trüb geworden. Bald wird das Wetter umschlagen.»
    Wayland betrachtete den Ring und sah dann zum Himmel hinauf. Er nickte, so als wolle er sagen, dass er selbst keine Hilfsmittel nötig hatte, um das Wetter vorherzusagen.
    Sie folgten der Höhenlinie nach Süden und schlugen ihr Lager zwischen den geisterhaften grauen Aushubhaufen einer Bleimine auf, die schon zur Römerzeit aufgegeben worden war. Richard schlief mit dem Löffel in der Hand beim Essen ein und wurde wie ein Kind auf sein Lager gebettet. Am folgenden Morgen gingen sie in kaltem Nieselregen weiter nach Süden und begegneten den ganzen Tag lang keiner Menschenseele. Dieses Mal schliefen sie unter einem Felsüberhang in einem engen Gerölltal.
    Die Dämmerung am Osthimmel sah aus wie Blut, das in trübes Wasser sickert. Den gesamten Vormittag lang zogen Regenschauer von Nordwesten heran. Die Flüchtlinge waren bald vollkommen durchnässt und froren jämmerlich, als sie hinter sich eine schwarze Wolkenwand gewahrten, die sich auf sie zubewegte. Die Wolken hüllten die Berge im Westen in Dunkelheit, dann krochen sie wie eine bedrohliche Seuche über das Tal.
    Es gab auf dem Steilhang keinen Unterschlupf. Der Sturm traf sie von der Seite. Hagelkörner peitschten auf sie ein. Dann verwandelte sich der Niederschlag in Graupel und schließlich in Schnee, der ihnen die Augen verklebte und in Klumpen an ihren Schuhen haften blieb. Hero schützte sein Gesicht mit dem Ellbogen und arbeitete sich keuchend zu Vallon vor. Der heftige Wind blies seine Worte fort.
    Vallon legte die Hand ans Ohr. «Ich kann dich nicht hören.»
    «Ich habe gesagt, dass es Richard miserabel geht.»
    «Das ist nur ein Sturm», rief Vallon. «Der ist bald vorbeigezogen.»
    «Er hält nicht mehr lange durch. Kommt, seht ihn Euch selbst an.»
    Richard sah aus, als hätte er einen Schlag mit der Streitaxt abbekommen. Seine Augen waren nach oben verdreht, und sein Gesicht war fahl wie das eines Toten. Er faselte mit schleppender Stimme Unsinn und schlug um sich, als Vallon ihn am Arm nehmen wollte.
    «Raul, Wayland, stützt ihn.»
    Der Sturm trieb sie vor sich her, sie stolperten unter den heftigen Windstößen, ihre Umhänge flatterten ihnen um die Beine. Schließlich kamen sie an eine Schafshürde, ließen sich auf der windabgewandten Seite zu Boden fallen, nahmen Richard in die Mitte und steckten sich die Hände in die Achselhöhlen, um ihre Finger aufzuwärmen. Der Sturm raste mit unbarmherziger Gewalt rechts und links an ihnen vorbei.
    Irgendwann ließ der Wind nach, und es hörte auf zu schneien. Die Flüchtlinge schauten sich an: Sie sahen mit ihren weißen Haaren und Augenbrauen aus wie alte Männer. Dann hob sich die Dunkelheit, und eine bleiche Sonnenscheibe strahlte durch dahinjagende Wolken. In dem milchigen Licht sah Vallon, dass sie von dem Sturm auf die östliche Seite des Felsmassivs getrieben worden waren. Unterhalb von ihnen fiel es steil in ein Tal ab.
    «Kennst du diese Gegend?», fragte er Wayland.
    Der Falkner drehte sich einmal um sich selbst und schüttelte dann den Kopf.
    Hero rieb Richard die Hände. «Er kann die Nacht nicht hier oben verbringen. Unsere Decken sind tropfnass.»
    «Ich wusste, dass er das schwächste Glied in der Kette ist», sagte Vallon. «Aber ich habe nicht geglaubt, dass er so schnell zusammenbrechen würde.»
    Die letzten schwarzen Wolkenfetzen trieben nach Osten, der Wind legte sich, und Sonnenlicht überströmte die Hügel. Vor ihren Augen begann der Schnee zu schmelzen, nur im Schatten blieb eine zarte Eisschicht zurück. Weit unten im Tal entdeckte Vallon ein einzelnes Bauerngehöft in einem hellgrünen Dreieck aus bebautem Land. Er beschattete die Augen mit der Hand und betrachtete das Gebäude aufmerksam.
    «Ich sehe jemanden auf dem Feld arbeiten.»
    Wayland hob zwei Finger.
    «Zwei Männer und im Umkreis auf Meilen kein anderes Wohnhaus. Wir riskieren es.»
    Sie folgten einem rauschenden Flussbett und hielten sich außer Sicht des Hauses. Als sie schon recht nahe herangekommen waren, kletterte Vallon die Uferböschung hinauf und spähte über den Rand. Das Bauerngehöft war ein fensterloses Cottage aus unverputztem Basaltstein. Die Fugen waren mit Torf verschmiert und das Dach mit Besenheide gedeckt, die im Lauf der Zeit beinahe schwarz nachgedunkelt war. Rauch stieg aus dem Abzugsloch in der Mitte des Daches. Neben dem Cottage stand ein Kuhstall. Unterhalb des Hauses bearbeitete ein Mann mit dem

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