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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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«Hauptmann.»
    Sie hörten ihn vor sich hin fluchen, als sie durch das Stadttor ritten. «Der wird Euch nicht so schnell vergessen», sagte Raul.
    «Ich weiß. Hoffen wir, dass er auf der Burg keine Erkundigungen über uns einholt.»
    Raul stellte sich in den Steigbügeln auf. «Da ist Wayland.»
    Der Falkner schlenderte ein Stück vor ihnen zwischen Verkaufsständen die Straße hinauf. Vallon und Raul folgten ihm, stets belästigt von einem Schwarm zwielichtiger Händler und Bettler. Lahme und Blinde tasteten sich mit ihren Stöcken hinter ihnen her. Aus jeder Tür wurden sie von gewitzten Stadtkindern beobachtet. Es war Monate her, dass Vallon in einer Stadt gewesen war. Er atmete die scharfe Geruchsmischung von Holzrauch, zersägten Balken, rohem Fleisch, Talg, Brot, Vieh und Unrat ein. An einer Kirche mit gemauertem Rundturm bogen sie um die Ecke und ließen den Gestank und den Trubel hinter sich. Nachdem sie noch zweimal abgebogen waren, befanden sie sich in einer engen Gasse, die bis auf ein im Dreck wühlendes Schwein vollkommen verlassen dalag. Wayland blieb vor einem eisenverstärkten Tor in einer hohen Mauer stehen und zog an einer Glockenschnur.
    Richard öffnete und führte sie in einen Innenhof mit moosbewachsenen Pflastersteinen. Auf drei Seiten erstreckte sich ein altes Haus mit umlaufendem Balkon, dessen Holzdielen sich verzogen hatten. Unkraut spross aus den Ritzen. Tauben gurrten auf dem Ziegeldach. Der Hof war eine Oase des Friedens.
    «Ihr habt gesagt, es soll leise sein.»
    «Es ist perfekt.»
    Richard strahlte. «Es hat einem englischen Händler gehört. Ich habe es von seiner Witwe gemietet und ihr zwei Monate im Voraus bezahlt. Sie glaubt, Ihr wärt ein französischer Weinimporteur. Für Wayland und Raul habe ich Zimmer im
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am Kornmarkt genommen.»
    «Hast du den Geldverleiher gefunden?»
    «Das war nicht schwierig. Sein Haus steht direkt unterhalb des Burgwalls.»
    «Hat er Lady Margarets Briefe bekommen?» «Schon vor Tagen. Er wird morgen nach Sonnenuntergang mit uns sprechen.»
    «Warum so spät?»
    «Es ist Sabbat.»
    «Wie hat er reagiert, als du ihm unsere Namen genannt hast? War er beunruhigt?»
    «Ich habe ihn nicht selbst gesehen. Man hat mich nicht ins Haus gebeten. Ich habe durch ein Türgitter mit jemandem gesprochen.»
     
    Die Glocken läuteten zum Komplet, als sich Vallon und Richard auf den Weg zu ihrer Verabredung mit Aaron machten. In den dämmrigen Straßen vernagelten die Ladenbesitzer ihre Fenster, und die Leute beeilten sich, nach Hause zu kommen. Der Burgfried ragte knochenweiß in den vom Abendrot gefärbten Himmel.
    «Ich wünschte, Hero wäre bei uns», sagte Richard. «Er hätte es sich verdient, den Erfolg unseres Plans mitzuerleben.»
    «Der Erfolg ist noch nicht sicher. Drogo hat unsere Absichten bestimmt erraten. Es gibt nicht viele Geldverleiher in England. Er könnte schon bei Aaron gewesen sein.»
    «Er kann den Juden nichts befehlen. Sie sind nicht einmal normannische Untertanen. Der König hat sie als persönliches Eigentum aus Rouen hergebracht.»
    Die Straße mündete in den weiten Platz um die Burg – ein massiver Bau, der auf einem künstlichen Erdhügel errichtet worden war. In der Mitte des Platzes standen ein Schafott und mehrere Geißelsäulen. Die Köpfe hingerichteter Übeltäter steckten auf Stangen, die über dem Burgtor aufgepflanzt worden waren. Das Haus des Juden Aaron lag in Sichtweite des Torwegs an der Ecke einer Straße, die zum Heumarkt führte. Es war ein beachtliches zweistöckiges Steinhaus mit fensterlosem Erdgeschoss. Die Fenster des ersten Stocks waren mit Eisenstangen und Läden gesichert. Stufen führten zu einer mit Eisenbändern beschlagenen Holztür in einem gemauerten Rundbogen. Vallon hob den schweren Klopfer.
    Die Klappe hinter einer vergitterten Luke wurde geöffnet, und ein ernst blickendes Auge betrachtete sie durch das Gitter. Dann wurden mehrere schwere Riegel zurückgeschoben, und die Tür schwang auf. Ein junger, zartgliedriger Mann winkte sie herein. Statt der üblichen Wohnhalle betraten sie einen Flur, der an mehreren Zimmern vorbeiführte. Vallon hatte das Gefühl, dass sich hinter den geschlossenen Türen Menschen befanden. Er glaubte, gedämpfte Frauenstimmen zu hören. Die letzte Tür stand offen. Der Jüngling bat sie hinein. Der Raum war weder besonders groß noch aufwendig eingerichtet, doch ein Aufschimmern von Silber, der dicke, maurische Teppich und der Geruch nach Bienenwachs verliehen dem

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