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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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auch für so manch andere, die auf der alten Römerstraße unterwegs waren. Fuhrleute, Viehhändler, Herumtreiber und Flüchtlinge bevölkerten die Kreuzung, wo an ein paar recht und schlecht zusammengezimmerten Ständen und Buden Erfrischungen, Amulette und Horoskope feilgeboten wurden. Eine normannische Reiterschwadron kam vorbei, doch die Soldaten blickten auf ihrem Weg Richtung Süden und London weder nach rechts noch nach links. Raul furzte.
    «Worauf warten wir?», fragte Hero.
    Vallon stand auf und spähte die Fernstraße Richtung Norden entlang, wo sich in der milchigen Luft ein kleiner, aber sehr bedeutsamer Umriss abzeichnete. Er kam langsam näher, langsamer, als ein Mann geht, und immer deutlicher wurde ein Wagenzug aus vier großen Karren erkennbar, jeder von einem sechsköpfigen Ochsengespann gezogen und so hoch mit Ballen und Fässchen beladen, dass sie an Belagerungsmaschinen erinnerten. Peitschen zischten und knallten in der Luft. Zwei grobschlächtige Reiter flankierten die Wagenreihe, und Mastiffs mit kupierten Ohren hetzten zwischen den Rädern herum. Ein verwilderter Junge sprang von Wagen zu Wagen und schmierte die Achsen mit Schweinefett. Der Kutscher des ersten Karrens war mager wie ein Strick und sein Gesicht so faltig wie ein ausgedörrter Weinschlauch. Neben ihm saß der Führer des Wagenzugs, ein unglaublich dicker Händler, dem fette Halsfalten über den Pelzkragen hingen.
    Vallon trat mit Raul auf die Straße und hob die Hand. Der Fuhrmann trieb die Mastiffs mit gezielten Peitschenhieben zurück. Vallon lehnte sich an die Zugstange, und Raul übersetzte. Als Hero bemerkte, wie der Händler seine Schweinsäuglein auf ihn richtete, beschlichen ihn ungute Vorahnungen.
    Geld wechselte den Besitzer. Vallon kam zurück, nahm Hero am Ellbogen ein Stück beiseite.
    «Gehen wir nach London?»
    «Du gehst nach London. Wir verabschieden uns hier.»
    Hero hatte das Gefühl, von Hitze und Kälte zugleich überflutet zu werden. «Womit habe ich Euch verärgert?»
    «Das hast du nicht. Die Wahrheit ist, dass unsere Reise von hier an noch gefährlicher wird, und dafür bist du nicht geschaffen.»
    «Ich bin zäher als Richard.»
    «Richard hat keine andere Wahl, als dieses Land zu verlassen. Du hingegen kannst aus deinem Leben etwas Besseres machen.»
    «Aber ich habe geschworen, Euch zu dienen.»
    «Ich entbinde dich von diesem Eid», sagte Vallon. Er küsste Hero auf beide Wangen und trat zurück. «Glaub nicht, deine Gesellschaft würde mir nicht fehlen. Die Abende werden nicht mehr dieselben sein, wenn du mit deinen endlosen Geschichten und Spekulationen nicht dabei bist.»
    Es ging alles viel zu schnell für Hero, um Gegenargumente zu ersinnen. Der Fuhrmann ließ seine Peitsche knallen. Vallon hob den Arm. «Der Fahrpreis ist bezahlt. Der Händler ist ein Grobian, aber er wird dir nichts tun. Ich habe ihm erzählt, wir würden uns in London wieder treffen.» Er drückte Hero Geld in die Hand. «Es tut mir leid, mehr kann ich nicht entbehren. Ich weiß aber, dass du es auch so nach Hause schaffst. Widme dich deinem Studium. Schreib mir nach Byzanz. Bring mich mit deinen Erfolgen zum Staunen. Gott schütze und behüte dich.» Er drückte Hero die Schulter und ging weg.
    Einer nach dem anderen kam, um Hero Lebewohl zu sagen. Richard schluchzte unverhohlen. Raul schloss Hero kräftig in die Arme. Wayland betrachtete ihn mit seinem kühlen Blick aus den blauen Augen, es hatte beinahe den Anschein, als wolle er ihm die Hand geben, aber dann nickte er doch nur und wandte sich ab.
    Der Wagenzug setzte sich in Bewegung. Hero sah seinen Gefährten nach, die auf der Römerstraße Richtung Osten gingen. Vallon warf keinen einzigen Blick zurück.
    Hero weinte. Sein Leben lang hatten ihn die Männer enttäuscht, die er geliebt hatte. Sein Vater hatte sämtliche fünf Schwestern auf den Knien gewiegt, und dann war er drei Monate vor der Geburt seines einzigen Sohnes gestorben. Cosmas, der Mann, von dem er so viel gelernt hatte, war kaum einen Monat bei ihm geblieben. Und nun schob ihn Vallon, der Herr, dem er Treue bis in den Tod geschworen hatte, einfach ab, ohne sich auch nur ein einziges Mal umzusehen.
    Nun war er wirklich allein. Seine Gefährten waren in der einen Richtung hinter dem Horizont verschwunden, der Wagenzug in der anderen. Nur die Leibeigenen auf den Feldern blieben an Ort und Stelle, tief gebeugt und elend unter dem trüben Himmel. Hero raffte sich auf und begann Richtung London zu

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