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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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gegen die Türken und Sarazenen.»
    «Und wie war Walter in den Besitz dieses Briefes gelangt?»
    «Während des Überfalls auf Armenien hatte er eine muslimische Stadt eingenommen. Der Statthalter hat ihm die Dokumente im Tausch für sein Leben gegeben. Der Statthalter selbst hatte sie an sich gebracht, als seine Truppen eine Karawane aus dem Osten abfingen. Cosmas wusste, wie wichtig solch eine Allianz sein konnte. Er glaubte, dass die Niederlage bei Manzikert zu einem Heiligen Krieg führen würde. Also ging er in das Lager, in dem Walter festgehalten wurde. Der Normanne zeigte ihm die Dokumente und bot sie ihm im Austausch für seine Freilassung an. Cosmas überzeugte Walter davon, ihm die ersten paar Seiten des Briefes zu überlassen, auf denen der Herrscher die Allianz anbietet und die Herrlichkeiten seines fernen Reiches beschreibt. Von dem Rest des Briefes – in dem erklärt wird, welchen Weg eine Gesandtschaft nehmen muss, um sein Land zu erreichen – und dem anderen Dokument wollte sich Walter nicht trennen. Er sagte, er würde sie herausgeben, sobald ihn Cosmas freigekauft hätte.»
    «Für ein königliches Lösegeld.»
    «Das war der erste Rückschlag. Der Emir verstand nicht, warum Cosmas einen recht unbedeutenden Söldner befreien wollte, also hat er seine Forderung aus Bosheit oder Misstrauen unglaublich hoch geschraubt.»
    «Sprich weiter.»
    «Cosmas hatte vor, den Patriarchen von Konstantinopel zur Bezahlung des Lösegeldes zu überreden, doch noch bevor er in der Hauptstadt anlangte, musste er feststellen, dass der eben zurückgekehrte Kaiser von seinem Neffen entmachtet worden war.»
    «Der Verräter, der die Niederlage von Manzikert herbeigeführt hatte.»
    «Ja, Herr. Cosmas wusste als einer von Romanos’ Beratern, dass auch sein eigenes Leben in Gefahr war. Also ist er nach Italien geflüchtet.» Heros Stimme erstarb.
    «Setz dich», sagte Vallon. Er wartete. «Also, wir sind in Italien. Was geschah dann?»
    «Er hat seinen alten Freund Konstantin besucht. Damals wurde ich zu seinem Begleiter bestimmt, aber ich schwöre, dass ich zu diesem Zeitpunkt nichts von den Dokumenten wusste. Sie haben mir nur gesagt, dass wir in einer sehr wichtigen Angelegenheit nach England reisen würden. Als wir Rom verließen, zeigten sich bei Cosmas schon die ersten Anzeichen seiner tödlichen Krankheit. Ich drängte ihn zur Umkehr, doch er wollte die Reise nicht abbrechen. Diese Mission war zur Besessenheit geworden.»
    «Und wann hat er dich ins Vertrauen gezogen?»
    «Erst in der Sturmnacht, in der Ihr uns in der Hütte gefunden habt. Und bevor er starb, hat er mir den Brief gegeben.»
    «Hast du ihn noch?»
    «Ja, Herr. Er ist in meinem Medizinkasten versteckt.» Hero machte Anstalten, den Kasten zu öffnen.
    «Später. Wie heißt dieser Herrscher?»
    «Er schmückt sich nicht mit Titeln. Aus christlicher Bescheidenheit nennt er sich Prester – oder Priester – Priester Johannes.»
    Vallon sagte stirnrunzelnd: «Ich habe die Mauren von ihm sprechen hören.»
    «Genau wie ich. Cosmas hatte sogar im Osten bis Samarkand und im Süden bis Ägypten Gerüchte über ihn gehört. Manche sagen, er stammt von einem der Heerführer Alexanders des Großen ab. Andere behaupten, seine Herkunft ginge auf Kaspar zurück, einen der drei Weisen, die das Jesuskind in Bethlehem aufgesucht haben.»
    «Und wo liegt sein Reich?»
    «Irgendwo in den Drei Indien. Als Cosmas einmal eine Expedition nach Groß-Indien unternommen hat, entdeckte er mehrere christliche Gemeinden, die von dem Apostel Thomas gegründet worden waren. Thomas ist auch der Schutzheilige des Reiches von Priester Johannes. Cosmas glaubt, dass dieses Reich im jenseitigen Indien zu finden ist, einem Land, das die Reisenden früherer Tage Äthiopien nannten.»
    Vallon nickte, ohne sämtlichen Einzelheiten folgen zu können. Für ihn war Indien eine Gegend, die hinter Mythen und Nebeln verborgen lag.
    «Beschreibe es.»
    Hero fuhr über den Deckel des Kastens. «Priester Johannes sagt, sein Reich liege an der Grenze zum Paradies. Es ist in zweiundsiebzig Provinzen aufgeteilt, jede mit eigenem König, von denen einige heidnisch sind, ihrem obersten Herrscher aber ebenso wie alle anderen tributpflichtig. Zwölf Erzbischöfe und zwanzig Bischöfe spenden den Untertanen zur Erhaltung ihres geistlichen Wohls die Sakramente. Ein Fluss namens Ydonus fließt aus dem Garten Eden in sein Reich. Neben diesem Fluss entspringt eine klare Quelle mit Wunderkräften. Jeder, der

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