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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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aus. «Ich kann unmöglich noch reiten. Ich habe letzte Nacht kein Auge zugetan.»
    «Du nicht. Du bleibst hier.»
    Wayland tauchte mit einem geflochtenen Fischkorb wieder aus der Hütte auf. Er stellte den Korb vor Hero auf den Boden und nahm den Deckel ab.
    Hero zuckte zurück. «Wozu sollen die gut sein?»
    «Du hast gesagt, du wolltest Essen», sagte Wayland.
    Hero starrte ihn an, sein Blick zuckte kurz zu Richard und kehrte dann wieder zu Wayland zurück. Er war fassungslos. «Du sprichst ja. Wie …? Was …?»
    Wayland sah zum Ufer hinunter. Syth war verschwunden. Er lächelte. «Mir ist ein Engel begegnet.»
     
    Sie ritten über Nacht, und als sie vor Norwich ankamen, war es noch dunkel. Frierend dösten sie in den Sätteln, bis sich die Silhouette der Stadt langsam gegen den heller werdenden Morgenhimmel abzeichnete. Aus niedrigen Wolken fiel Nieselregen. Sie warteten ab, bis das Westtor geöffnet wurde und die Straße etwas belebter war, bevor sie näher zum Tor ritten. Hero nahm den Turm genau in Augenschein. Ein viereckiger Bau mit Strohdach, die Balkenwände von Schießscharten durchbrochen. Schafe grasten vor dem Turm, doch nach der Sperrstunde wäre die Wiese leer. Hero hob den Blick zum Himmel und betete, dass das Wetter noch eine weitere Nacht so schlecht blieb.
    Er drehte sich zu Wayland um. «Wenn es heute Abend dunkel geworden ist, gehe ich bei der ersten Wachablösung in den Turm. Es könnte eine Weile dauern, bis ich Gelegenheit habe, euch ein Signal zu geben.»
    Sie zogen sich in ein nahe gelegenes Wäldchen zurück. Wayland legte den Maultieren Fußfesseln an und ließ den Hund zur Bewachung zurück. Dann schlugen Hero und er einen Bogen um die Stadt und näherten sich ihr vom nördlichen Tor her. Im Durchgang riefen Hökerer ihre Ware aus. Zwei Wachen bemannten das Tor. Sie scherzten gerade mit zwei englischen Mädchen.
    Wayland sah Hero an. «Bereit?»
    Hero tat so, als müsse er gelangweilt gähnen. «Schon lange.»
    Zuerst sah es so aus, als würden sie ganz unbehelligt durchkommen. Doch dann gestikulierte eines der englischen Mädchen herum, unwillkürlich folgte ein Wachmann ihrer Geste mit dem Blick und bemerkte Hero. Er sah ihn direkt an.
    «Einfach weitergehen», sagte Wayland.
    «Sie werden mich anhalten. Ich weiß es.»
    «Gib mir die Aale, und bleib drei oder vier Schritte hinter mir.»
    Ein Liedchen pfeifend ging Wayland voraus. Der Soldat beachtete ihn nicht. Er wandte sich von den Mädchen ab und wollte Hero gerade anhalten, als Wayland stolperte, sodass der Korb mit den Aalen zu Boden fiel. Die Hälfte der Aale rutschte heraus und die anderen wanden sich, um ebenfalls aus dem Korb zu gelangen. Ein altes Weib, das Amulette verkaufte, begann zu schreien und klammerte sich an seinen Stuhl. Ein Verkäufer von Palmblatt-Kreuzen schwenkte eines in jeder Hand, als wolle er mit den christlichen Symbolen Unheil abwehren. Die Mädchen kreischten und warfen sich in die Arme der Soldaten. Ein mit Tontöpfen beladenes Maultier scheute und stieß gegen eine Schubkarre, auf der Osterbrötchen aufgetürmt waren.
    Wayland hastete mit wildem Geschrei in dem Durcheinander herum. «Meine teuren Aale! Helft mir, gute Leute. Mir geht eine Woche Arbeit verloren.»
    Mit einem Mal tauchte ein schmuddeliger Junge auf, dessen Haut von Geschwüren überzogen war, schnappte sich einen der Aale und rannte mit ihm weg. Dann wagten sich Gassenjungen vor und begannen, Brötchen in ihre Taschen zu stecken. Die Wachen unternahmen zwar nichts gegen Wayland, aber sie halfen ihm auch nicht. Stattdessen bogen sie sich vor Lachen und schlugen sich feixend auf die Schultern. Bis Wayland den letzten Aal eingesammelt hatte, war Hero längst in der Stadt.
    Sie trafen sich beim White Hart.
    «Dein Essen ist heute Abend fertig», sagte Wayland. «Gib der Dame einen Penny für ihre Mühe.»
    «Gehen wir noch einmal durch, was du zu tun hast.»
    Wayland seufzte. Sie hatten den Plan schon ein Dutzend Mal durchgesprochen. «Ich schleiche mich ins Haus und hole den Kasten. Ich kaufe eine schwere Axt und ein dickes Hanfseil.»
    «Von mindestens dreißig Schritt Länge.»
    «Ich verlasse die Stadt durch dasselbe Tor, durch das wir hereingekommen sind …», Wayland hielt inne. «Die Wachen werden sich vielleicht darüber wundern, dass ich mit Aalen in die Stadt gekommen bin und mit Tauwerk wieder gehe.»
    «Nein, das werden sie nicht. Du bist ein Fischer, der seinen Fang gegen Takelzeug eingetauscht hat.»
    «Bis sie in den

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