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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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Kasten schauen.»
    «Kauf ein Netz, um das Silber einzuwickeln.»
    «Dann gehe ich zu unserem Versteck vor dem Westtor. Dort warte ich. Und wie lange soll ich warten?»
    «Wenn wir bei Sonnenaufgang nicht da sind, musst du mit dem Schlimmsten rechnen.»
    Wayland sah ihn an. Hero versuchte ein Lächeln. «Willst du mir denn kein Glück wünschen?»
    Linkisch streckte Wayland die Hand aus.
     
    Hero saß in seinem Zimmer im Gasthaus und zupfte den Saum seines Gewandes auf. Dann wickelte er ein langes Stück Schnur in den Saum und nähte ihn wieder fest. Es war eine entnervende, knifflige Arbeit, doch als er sie beendet hatte, war es dennoch erst früher Nachmittag. Er streckte sich auf dem Bett aus, konnte sich jedoch nicht entspannen. Immer wieder stand er auf und schlich zur Tür, weil er sich einbildete, verstohlene Schritte auf der Treppe gehört zu haben. Es war beinahe eine Erleichterung, als er die Vesperglocke läuten hörte. Er verließ das Gasthaus, ging durch die dämmrigen Straßen Richtung Westtor und beobachtete die Wächter, bis einer von ihnen mit einem Gong die Sperrstunde einläutete. Ein paar Zuspätkommer hasteten durch das Stadttor, die Schritte des letzten beschleunigte der Wachmann noch durch einen Fußtritt, dann zogen die Wachleute die Doppelflügel des Tores zu und verriegelten es mit einem Balken. Anschließend verschwanden sie in der Wachstube, und wenig später kam die Ablösung heraus.
    Hero kehrte in das Gasthaus zurück und holte den Korb mit dem frisch gekochten Essen und einen Lederschlauch voll Wein. Als er wieder zum Wachturm kam, waren die Straßen der Stadt dunkel und beinahe menschenleer. Fackeln brannten zu beiden Seiten des Tores. Einer der Wachmänner lehnte an der Tür zur Wachstube und sog an einem Zahnstocher. Die anderen drei saßen drinnen beim Würfelspiel um eine Kohlenpfanne.
    Hero atmete ein paarmal tief durch und ging dann mit entschlossenem Schritt zum Tor. «Wird hier Vallon der Franke festgehalten?»
    Der Wachmann nahm den Zahnstocher aus dem Mund. «Wer will das wissen?»
    «Ich bin Hero, sein Diener. Warum habt ihr ihn festgenommen?»
    Der Wachmann drehte sich zu seinen Gefährten um und sagte: «Hol mal einer den Unteroffizier.»
    Kurz darauf hastete der Unteroffizier die Treppe herunter. Sein Gesicht war rot vor Wut, eine Seite seines Kinns blutunterlaufen und angeschwollen. «Wo hast du dich versteckt?»
    «Ich war im Auftrag meines Herrn unterwegs. Ich bin erst heute Abend zurückgekommen. Sobald ich erfahren habe, dass er verhaftet wurde, bin ich hierhergekommen.»
    «Was für ein Auftrag war das?»
    «Das ist vertraulich.»
    Der Unteroffizier packte Hero am Hals. «Was für ein Auftrag?»
    «Für Lady Margaret. Mehr darf ich dazu nicht sagen.»
    «Immer mit der Ruhe, Meister», sagte einer der Soldaten.
    Der Unteroffizier ließ ihn los. Hero massierte sich die Kehle. «Welche Anklage wird gegen meinen Herrn erhoben?»
    Der Unteroffizier baute sich dicht vor ihm auf. «Spiel mir hier nicht das Unschuldslamm vor, verdammt noch mal. Es geht um Mord, die Anklage wurde von einem Richter in Durham bestätigt.»
    «Mord? Das ist lächerlich. Wer wurde denn ermordet?»
    Einer der Soldaten trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. «Ich weiß nicht recht. Er benimmt sich nicht wie ein Mann, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Und diese Papiere von Olbecs Frau sehen echt aus. Ich habe mit Drogo auf dem Schlachtfeld gestanden. Ein guter Kämpfer, den man gern an seiner Seite hat, wenn es brenzlig wird, aber auch ein Hitzkopf, der ständig Streit sucht. Das Ganze könnte auch nur eine Familienfehde sein.»
    «Das macht überhaupt keinen Unterschied, zum Teufel! Der Franke hat sich als Beauftragter des Königs ausgegeben. Hat hier den großen Herrn gespielt und sich mit gefälschten Dokumenten an mir vorbeigeschummelt.
An mir!
Das kann keiner mit mir machen!» Er trat an Heros Korb. «Was ist da drin?»
    «Das Abendessen für meinen Herrn.» Mit zitternden Fingern zog Hero das Leintuch weg, das über dem Korb lag, und zog es durch seinen Gürtel.
    Der Unteroffizier schnupperte. «Das ist viel zu gut für diese Dreckskerle.» Dann zog er den Weinschlauch aus dem Korb.
    «Das ist für den Deutschen. Er bekommt immer schlechte Laune, wenn er zu lange nichts zu trinken hat.»
    Der Unteroffizier verzog das Gesicht. «Siehst du das hier? Das war der Deutsche. Hat mir beinahe den Kiefer gebrochen. Den stell ich an die Geißelsäule. Und ich peitsche ihn

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