Der Thron der Welt
und brachen stöhnend auf den Planken zusammen.
Raul hielt den Atem an. «Da kommen sie.»
Über sein hämmerndes Herz hinweg hörte Wayland das Geräusch von Reitern, die sich durch aufspritzendes Wasser kämpfen.
Vallon packte den Achtersteven. «Herr im Himmel! Da ist jemand am Strand. Sieht nach einem Mädchen aus.»
Wayland kam an Deck. Dort stand Syth am Wasser, die Hände wie zum Gebet gefaltet.
Vallon fuhr herum. «Rudert, verdammt.»
Wie ein Schlafwandler ging Wayland auf Vallon zu.
Vallon hob die Hand. «Geh zurück auf deinen Platz.»
Wayland aber sprang aufs Dollbord und ließ sich ins Wasser fallen. Die Kälte raubte ihm den Atem. Er strampelte und ging unter. Dann berührten seine Füße den Grund, und stehend ragte sein Kopf gerade eben aus dem Wasser. Da tauchte der Hund neben ihm auf. Wayland packte ihn am Nackenfell und bewegte sich halb schwimmend, halb watend aufs Ufer zu. Syth hatte sich nicht vom Fleck gerührt.
«Komm zu mir.»
Syth machte ein paar ängstliche Schritte. «Ich kann nicht schwimmen.»
Als Wayland schwankend ans Ufer stieg, sprengten die ersten Reiter aus dem Nebel wie Krieger aus der Unterwelt. Sie ritten einzeln und zu zweit in einem losen Verband, Männer und Pferde waren von oben bis unten mit Schlamm bespritzt. Eines der Pferde trat in einen Graben oder ein Loch und überschlug sich in einem hoch aufschießenden Wasserwirbel.
Wayland zauderte. Die ersten Soldaten galoppierten schon über die Sandbank, und er wusste, dass ihm nicht genügend Zeit blieb, um zusammen mit Syth das Schilf der Marschen zu erreichen.
«Wayland!»
Raul stand am Heck des Schiffs und ließ ein Tau über seinem Kopf kreisen. Vallon stand neben ihm und winkte aufgeregt. Da packte Wayland Syth und zog sie ins Meer.
Der Grund fiel sanft ab, und er war erst bis zur Hüfte im Wasser, als er lautes Aufspritzen hörte. Als er sich umdrehte, sah er, dass ihn vier oder fünf Reiter verfolgten. Er stapfte weiter, keuchend vor Anstrengung, und die Soldaten kamen näher. Er zog sein Messer und wollte sich gerade zum Kampf umdrehen, als der Grund unter seinen Füßen plötzlich steil abfiel und er versank.
Hustend kam er wieder hoch, sah einen Reiter mit einer Lanze auf ihn zielen und strampelte weiter ins tiefere Wasser. Sein Messer hatte er losgelassen, aber Syth hielt er immer noch fest gepackt. Er führte ihre Hand zum Halsband des Hundes. «Halt dich fest.»
Die Reiter hatten begriffen, dass Wayland in einen Priel gefallen war. Sie wichen nach rechts aus, tasteten sich an seinem Verlauf entlang, und sie waren schneller als Wayland. Schritt für Schritt holte der erste Reiter zu ihm auf, sein Pferd bis zur Brust im Wasser. Er hatte sein Schwert gezogen, wechselte nun damit in die linke Hand, verlagerte sein Gewicht auf den linken Steigbügel, und beugte sich, mit dem Schwert ausholend, vom Pferd. Er wirkte riesenhaft. Ohne festen Halt konnte Wayland nichts tun, um dem Hieb auszuweichen, und er wusste, dass er sterben würde. Alles schien sich zu verlangsamen. Der Soldat hatte sein Schwert erhoben und beugte sich vor, um genau zu treffen. Er blieb unglaublich lange in dieser Haltung, und dann beugte er sich sogar noch weiter vor, ließ sein Schwert fallen und stürzte vor Wayland ins Wasser. Gurgelnd kam er wieder an die Oberfläche, Blutblasen stiegen aus seinem Mund. Gleich darauf zog ihn das Gewicht seiner Rüstung in die Tiefe, und er war verschwunden. Sein Pferd hatte den Kontakt mit dem Boden verloren und schlug wild aus. Seine Panik sprang auf die anderen Pferde über. Eines von ihnen bäumte sich auf, drehte sich um sich selbst, und warf seinen Reiter ab.
Wayland sah sich nach Syth um. Sie klammerte sich immer noch an das Halsband des Hundes. Er schwamm ihnen hastig nach und hängte sich an den Schwanz des Tiers. Knurrend wandte der Hund den Kopf, man sah das Weiße in seinen Augen. Die Belastung war zu hoch für ihn.
«Weiter!»
Wayland versuchte dem Hund nachzuschwimmen, doch er bekam einen Krampf in den Beinen und begann unterzugehen. Das Wasser leckte schon an seinen Augen, und das Schiff ragte unerreichbar weit entfernt vor ihm auf.
«Wayland!»
Vallon warf ihm ein Seil zu. Wayland sah nicht, wo es aufs Wasser klatschte. Raul legte mit seiner Armbrust an, und da wurde Wayland klar, was den Soldaten getötet hatte.
«Wayland!»
Vallon hatte das Seil eingeholt und wirbelte es erneut über seinem Kopf. Wayland wusste, dass dies seine letzte Chance war, und er sah das Seil
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