Der Thron der Welt
Lanzen.»
Die
Shearwater
krängte, weil der Bug herumschwang.
«Was zum …!» Vallon rannte nach achtern. «Ich habe gesagt, du sollst Kurs halten.»
«Ich kann um die herum fahren!», schrie Snorri, der sich gegen das Ruder stemmte.
«Sie haben uns eingeholt, bevor wir eine Achtelmeile geschafft haben.» Vallon entwand ihm das Ruder. «Wir müssen sie rammen.»
«Ich zerstöre nicht mein eigenes Schiff!»
«Es ist doppelt so groß wie diese Nussschale. Wir brechen sie einfach in der Mitte durch.»
Mit einem dumpfen Surren schnellte der Bolzen aus Rauls Armbrust. Vallon hob sein Schwert. «Tu … was … ich … sage.»
Snorri schüttelte die Faust. «Ihr zahlt mir jeden Schaden.»
Vallon hastete zum Bug zurück. Raul zog ein Gesicht. Er hatte vorbeigeschossen.
Langsam wurden die Gesichtszüge der Gegner erkennbar. Ein Offizier hatte die Hälfte der Soldaten an die Ruder geschickt. Im Bug drängten sich ein halbes Dutzend Speermänner, die versuchten, sich genügend Platz zu verschaffen. Die Übrigen standen an den Längsseiten des Bootes, schlugen ihre Schwerter an die rautenförmigen Schilde und schrien im Rhythmus:
«Dex aie. Dex aie.»
In einer einzigen flüssigen Bewegung hob Wayland den Bogen, spannte und ließ den Pfeil abschnellen. Vallon sah dem Pfeil nach, der in einem Bogen in die Höhe schoss, verlor ihn aus den Augen, als er niederging, und hörte dann den Schrei des Mannes, der getroffen worden war.
«Zufall», sagte Raul, der seine Waffe nachlud. Wayland hatte schon den nächsten Pfeil eingelegt und zielte.
Das Fischerboot war nun keine hundert Schritt mehr entfernt, und den Normannen war klargeworden, dass die
Shearwater
auf Kollisionskurs fuhr. Ihre zahlenmäßige Überlegenheit schien nun nicht mehr so schlagend, als sie ein viermal so schweres Schiff auf sich zuhalten sahen. Ihre Kriegsrufe erstarben. Einige der Männer ihm Bug suchten mit ihren Blicken rechts und links nach einem Fluchtweg.
«Steuerbord halt!», rief der Offizier.
«Zu spät», murmelte Vallon, als das Fischerboot begann, über die Backbordseite herumzuschwingen. Die merkwürdige Stille, die einem Kampf vorausgeht, legte sich über die Männer. Sie ist merkwürdig, weil sie ganz gewöhnliche Geräusche umso lauter erscheinen lässt – das Kreischen der Möwen, das Gurgeln des Wassers unter dem Bug, das Knarren des Segels.
«Nach den Speeren zum Entern bereit machen.»
Raul drückte den Schaft seiner Armbrust gegen die Schulter und löste einen Bolzen aus, der einen der Soldaten um die eigene Achse wirbeln ließ.
Der Kurswechsel und die tödlichen Pfeile hatten Unruhe unter den Speermännern gestiftet, und nur vier schleuderten ihre Lanzen. Doch sie konnten weder genau zielen, noch hatten sie sicheren Stand, sodass die drei Männer auf dem Vordeck der
Shearwater
den Lanzen leicht ausweichen konnten. «Wappnet euch für den Aufprall», sagte Vallon.
Der Vordersteven der
Shearwater
prallte auf das Boot, schlug knapp hinter dem Bug ein Loch hinein und schor ein paar Ruder ab. Männer stürzten. Stage rissen knallend, und der Mast legte sich schräg. Von dem halben Dutzend Normannen, die sich aufs Entern vorbereitet hatten, schafften es nur zwei, die anderen wurden weggestoßen oder waren zu kurz gesprungen. Wayland traf einen der Enterer mitten im Sprung mit einem Pfeil. Raul stürzte sich auf den anderen, hob ihn hoch, als wäre er eine Strohpuppe, und warf ihn über Bord.
«Hinter Euch!», schrie er unmittelbar darauf.
Vallon fuhr herum und sah einen weiteren Soldaten an Deck klettern. Bevor Vallon ihn erreicht hatte, war er bereits auf den Füßen. «Zu mir!», rief der Soldat, machte einen Schritt vorwärts und erstarrte, weil ihn ein Speer seines eigenen Kameraden durchbohrt hatte. Vallon fing ihn unwillkürlich auf, als er weitertaumelte, und die beiden sahen sich einen Moment lang wie Liebende in die Augen.
«Tapferer Kerl», sagte Vallon, dann schob er den Toten aus dem Weg.
Der Zusammenprall hatte der
Shearwater
kaum etwas von ihrer Fahrtgeschwindigkeit genommen. Vallon sah eine Reihe wutverzerrter Gesichter an sich vorbeiziehen. Ein weiterer Speer verfehlte ihn. In seiner Wut schleuderte einer der Soldaten sein Schwert in wirbelndem Flug auf die
Shearwater
.
Dann hatten sie das Boot hinter sich gelassen, schon leckten die Wellen darüber, und die Soldaten, die zu ertrinken fürchteten, stießen entsetzte Schreie aus.
«Irgendwer verletzt?», rief Vallon. «Hero? Richard?»
Die beiden stiegen
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