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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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aus dem Laderaum und schlugen sich die Hände vor den Mund, als sie die beiden Toten sahen. Vallon drehte sich zu Raul um. «Wirf die Männer über die Reling.»
    Dann ging Vallon ins Heck und hielt sich mit beiden Händen am Achtersteven fest. Das Fischerboot lag auf der Seite, und die Normannen klammerten sich daran fest. Die Brise hatte inzwischen den Nebel vertrieben, und Vallon sah das Schiff, das an ihnen vorbeigefahren war, wieder Richtung Meer steuern.
    Als er sich umdrehte, begegnete er Heros entsetztem Blick. Vallon schob sein Schwert in die Scheide. «Ich habe dich weggeschickt, weil ich dir solche Anblicke ersparen wollte.» Er ging an Hero vorbei und blieb erneut stehen. «Wenn es eine Vorsehung gibt, die sich um Ratten kümmert, warum sollte sie es dann mit uns nicht auch gut meinen?»
     
    Langsam versank der Sonnenball hinter dem Land. Das normannische Schiff hatte gehalten, um die Überlebenden aus dem Fischerboot aufzunehmen. Snorri kletterte eilig aus dem Laderaum. «Ich hab Euch ja gesagt, dass Euer Wahnsinn unser Untergang sein wird. Wir haben Risse in den Planken. Wir ziehen Wasser. Gleich sinken wir.»
    Vallon deutete müde auf Raul. «Sieh es dir mal an.»
    Raul spuckte bedächtig aus. «Ich schätze, ich bin gestorben, ohne dass es mir jemand gesagt hat, und jetzt muss ich mir meinen Weg durch die Hölle suchen.»
    «Selbst der Kerl dort unten würde dich nicht haben wollen.»
    Raul grinste, als hätte ihm Vallon ein Kompliment gemacht.
    Mit Vallon am Ruder segelte die
Shearwater
weiter. Er achtete genau auf die übrigen Schiffe, die etwas südwärts fuhren. Es waren fünf, sie hielten sich auf Parallelkurs mit der
Shearwater
und unternahmen keinen Versuch, näher heranzukommen. Sie hatten vor, die Mündung des Wash zu blockieren, an der die Ausfahrt ins offene Meer von Sandbänken verengt wurde. Wenn die Normannen zuerst dort ankamen und mit ihren Schiffen eine Sperrkette errichteten, würde die
Shearwater
zwischen den Schiffen durch eine Lücke fahren müssen, die höchstens eine halbe Meile breit wäre. Langsam wurde der Himmel grau, und der Abend zog herauf. Das Meer verwandelte sich in eine schwarze Fläche, und die feindlichen Schiffe waren nicht mehr zu erkennen. Am Himmel glänzten die ersten Sterne. Es würde nicht lange so dunkel bleiben. Bald würde der Mond aufgehen, dem nur noch eine Nacht zum Vollmond fehlte, und das Meer so hell erleuchten wie der Tag.
    Vallon sah zu Wayland hinauf, der dreißig Fuß über dem Deck auf der Rah balancierte. «Siehst du sie noch?»
    «Ja. Sie halten weiter Kurs.»
    Snorri und Raul stiegen aus dem Laderaum. «Nur ein kleines Leck», sagte Raul. «Wir haben es gestopft. Das Mädchen achtet darauf, ob es dicht bleibt.»
    Snorri nahm die Ruderpinne. Bald darauf schien sich im Osten ein unterirdisches Leuchten auszubreiten, und ein riesiger Mond ging auf, goldfarben zuerst, dann verblassend bis zur Farbe einer marmorierten Eierschale. Wie fahle Laternen waren die Normannenschiffe wieder auf dem Wasser zu erkennen.
    «Schaffen wir es, als Erste an der Mündung zu sein?», fragte Vallon Snorri.
    «Das wird verflucht eng.»
    «Du hast gesagt, die
Shearwater
könnte jeden englischen Schlammfloh überholen.»
    «Stimmt, aber sie haben eine offene Passage durch die Fahrrinne von Lynn, während wir um den Mare’s Tail herummüssen.»
    «Ist das eine Sandbank?»
    «Bei der Größe eher ne Insel. Drei Meilen lang un Richtung Süden geschwungen.»
    «Das heißt, wir sind gezwungen, dichter an die normannische Flotte heranzufahren.»
    Snorri lachte in sich hinein, wie immer, wenn er unter Anspannung stand. «Genau. Wir müssen ihnen direkt in den Weg fahren.»
    Wayland blieb mit dem Auftrag, nach Sandbänken Ausschau zu halten, auf der Rah über Deck. Raul lud seine Armbrust nach. Er stellte sich dazu mit den Füßen auf die Bogenarme der Waffe, atmete tief ein, und spannte die Sehne in einem einzigen kräftigen Zug, der ihm die Adern unter der Haut hervortreten ließ. Einmal hatte er behauptet, er würde sie mit solcher Kraft spannen, dass er einen Bolzen glatt durch zwei gepanzerte Soldaten schießen konnte. Vallon bezweifelt das keineswegs. In einem untätigen Moment hatte er einmal versucht, die Sehne zu spannen, nur um festzustellen, dass er sie kaum einen Fingerbreit bewegen konnte. Seit sie zusammen aufgebrochen waren, führten Raul und Wayland einen Dauerstreit darüber, wer von ihnen die tödlichere Waffe besaß. Raul bestand darauf, dass die Armbrust

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