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Der Thron des Haryion

Der Thron des Haryion

Titel: Der Thron des Haryion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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einzusetzen«, wandte Fronja ein. »Nun gewähre auch mir eine Bitte. Ich will in Mythors Nähe bleiben, bis alles vorbei ist.«
    Asmilai stieß ein heiseres Krächzen aus.
    »Das Skelett wird dich nicht zu ihm lassen, deshalb kannst du bleiben. Und mit dir alle, die nicht kämpfen. Doch vergiß nicht, daß ein Dutzend Augen über euch wachen werden.«
    Ohne auf eine Erwiderung zu warten, hetzte die Stockherrin davon. Fronja sah ihr und den anderen nach, bis sie ihren Blick entschwanden. Nur Robbin und Siebentag blieben bei ihr. Und einige Haryien, die sich hoch über ihren Köpfen auf den Trittstangen niederließen.
    »Was nun?« fragte Robbin bitter. »Mythor ist verloren«, murmelte Siebentag.
*
    Er verschmolz förmlich mit Borkers Erinnerung, erlebte das Geschehen, als sei er selbst dabeigewesen.
    Die Umgebung war auch für ihn fremd. Dennoch wußte er sofort, dies war die Schattenzone.
    Staubnebel verdunkelten die Luft, stiegen in gewaltigen Eruptionen aus der Tiefe empor und nahmen die Form gigantischer Pilze an, bevor sie langsam auseinander trieben. Ein Heulen und Tosen war allgegenwärtig, als würden Hunderte von Dämonen übereinander herfallen. Das Ende der Welt stellte man sich so vor, den Beginn des Untergangs allen fleischlichen Lebens.
    Borkers Blick verlor sich in der Ferne, die so unstet schien wie alles um ihn her. Er wußte, daß er verloren sein würde, wenn er länger an diesem ungastlichen Ort blieb. Die tiefste Unterschicht der Schattenzone, in die es ihn verschlagen hatte, war kein Hort zum Verweilen.
    Und doch… Das Schicksal hatte ihm eine schwere Last aufgebürdet, als es ihn den Verletzten finden ließ. Daß der Mann, der aus unzähligen Wunden blutete, überhaupt noch am Leben war, schien unbegreiflich.
    Notdürftig begann Borker, die ärgsten Verletzungen zu verbinden. Unbegreiflich, was dem Fremden so zugesetzt hatte. Keine Klinge konnte solche Wunden hinterlassen.
    »Muß… muß ich… gehen?« Stockend kam es über die bleichen Lippen des Mannes. Sein Gesicht war eingefallen, wirkte ausgezehrt. Kantig stachen die Backenknochen unter einer ledernen, rissigen Haut hervor. Die Augen lagen tief in ihren Höhlen, doch in ihnen brannte ein unbeugsamer Wille, der Borker faszinierte.
    »Ich weiß nicht«, antwortete er.
    Der Fremde versuchte ein Nicken.
    »Der Tod… Siehst du, er will mich holen. Mich…«
    Seine Augen fixierten Borker.
    »Wer… wer bist du, Freund?«
    »Ein Pfader, den die Suche nach dem Sinn des Lebens ausgerechnet hierher verschlagen hat.«
    »Ausgerechnet«, wiederholte der Mann leise, und ein Lächeln schien sich um seine Mundwinkel abzuzeichnen.
    »Woher kommst du?« fragte Borker.
    Für eine Weile herrschte Schweigen. Aus der Ferne erklang ein gräßliches Fauchen. Die Finsternis schien sich immer mehr zusammenzuballen.
    »Sie suchen mich… Überall und nirgendwo war meine Heimat… während vieler Jahre. Mein Name mag längst vergessen sein… Aber ich habe es geschafft. Ich… weilte auf Carlumen. «Die Stimme war so leise geworden, daß Borker sie kaum noch verstehen konnte. Weit beugte er sich über den Verwundeten, preßte sein Ohr fast auf dessen Lippen.
    »Du hast Caerylls Fliegende Stadt gefunden, die sagenhafte Insel des Lichts?«
    »Hüte dich!« Eindringlicher hätte die Warnung nicht sein können. Unsagbares Entsetzen spiegelte sich in diesen zwei Worten wieder.
    »Wo?« wollte Borker trotzdem wissen. »Du mußt es mir sagen.« Oft hatte er von Carlumen gehört, war unbewußt wohl stets auf der Suche gewesen.
    »Geh nicht weiter… Es herrschen schreckliche Zustände… Du würdest es nicht überleben. Carlumen ist in Yhr gestrandet.«
    Ein Sturmwind fegte über die Felsen, brach sich mit schaurigem Heulen. Borker fror plötzlich.
    »Fliehe!« Der Mann bäumte sich auf. »Sie haben mich gefunden. Rette wenigstens dein… Leben.«
    Der Tod kam so schnell, daß keine Zeit blieb zu begreifen. Borker fühlte ein Zittern, im nächsten Augenblick hielt er eine rasch zerfallende Mumie in seinen Armen.
    Bleiche Knochen fielen zu Boden, als Borker entsetzt aufsprang und davonhetzte. Nur weiter… fort von hier… das eigene nackte Leben retten vor dem Zugriff der Dämonen…
    Irgendwann brach der Pfader erschöpft zusammen. Aber auf allen vieren kroch er weiter, unbarmherzig vorwärts getrieben von der grauenvollen Angst, die ihm im Nacken saß. Längst hatte er die Orientierung verloren, wußte nicht mehr, wo er war. Als das Heulen, das Kreischen und Toben

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