Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)
er nicht weiß, ist ein Narr. Meide ihn.« Satz Nummer zwei: »Wer nicht weiß und weiß, dass er nicht weiß, ist ein Kind. Lehre ihn.« Dritter Satz: »Wer weiß und nicht weiß, dass er weiß, ist ein Träumer. Erwecke ihn.« Und der vierte Satz schließlich: »Wer weiß und weiß, dass er weiß, ist ein Meister. Folge ihm.«
Mond in Zwillinge
Ein Kind mit Zwillinge-Mond ist unglaublich neugierig, ein besonders wacher und pfiffiger Beobachter, der meist schon früh erkennt, wie die Familie funktioniert und mit welchen Tricks er das Beste für sich herausholen kann. Das macht er jedoch auf so freundliche, verschmitzte und einfallsreiche Weise, dass man es ihm eigentlich nicht richtig übel nehmen kann. Diese Energie hat etwas Heiteres, sie ist nicht destruktiv oder gegen andere gerichtet. Sie basiert auf der Freude daran, die eigene Klugheit und Schläue zu erproben und innerhalb der Familie den Trickster zu spielen. Kinder mit Zwillinge-Mond brauchen viel Luft, und eine zentrale Frage beim Aufarbeiten der Kindheit und Vergangenheit ist deshalb: Hattest du Luft zum Leben, durftest du hinaus auf den Marktplatz, in die Schule des Lebens, oder hat man dir Blei in die Flügel gepackt?
Dieses Blei in den Flügeln des Schmetterlings, um bei dem Bild zu bleiben, drückt sich bei Zwillinge-betonten Menschen sehr stark im Brustbereich, in der Atmung aus. Wer sich die Frage stellen möchte: Wie geht es meiner Zwillinge-Seele?, der sollte einfach in seinen Brustbereich hineinspüren: Wie viel Atem darf ich mir geben, wie eng oder wie weit ist es im Brustraum, wie tief darf mein Atem gehen? Daraus ergibt sich als logische Schlussfolgerung, dass hier Atemarbeit eine wichtige Therapieform ist. Natürlich atmen nicht nur Zwillinge, aber für diese Menschen stehen therapeutische Verfahren, die die Atmung mit einbeziehen, auch Meditationspraktiken, an allererster Stelle der hilfreichen Maßnahmen. Ich kenne viele Zwillinge-betonte Menschen, die in einer rigiden oder moralbetonten Familienstruktur groß geworden sind und die sehr früh schon mit Atembeschwerden, Erstickungsängsten oder asthmatischen Beschwerden reagiert haben. Die Heilung bestünde in diesen Fällen darin, dem Schmetterling das Blei aus den Flügeln zu nehmen, ihn wieder innerlich zu weiten und auch seiner Sehnsucht nach Leichtigkeit und Verspieltheit entgegenzukommen. Ich betone das so, weil wir gerade in Deutschland aus einer preußischen Steinbock-Tradition stammen, die in erster Linie von Verantwortung, Ernst und Disziplin geprägt ist. Dagegen ist natürlich überhaupt nichts zu sagen, nur für Zwillinge ist diese Tradition Gift.
Für eine Frau mit diesem Mondstand ist es grundsätzlich wichtig, sich als Schmetterlingsfrau zu akzeptieren, als Hetäre, als Gefährtin. Ihr geht es oft mehr um Begegnung als um Beziehung, mehr um eine geschwisterliche, freundschaftliche Verbindung als um das Einscheren in eine klassische Familienstruktur mit Vater-Mutter-Verantwortung.
Aber auch Männer, die Mond im Zeichen Zwillinge haben, brauchen Schmetterlingsenergie als Seelennahrung. Sie haben Hunger nach Leichtigkeit und Verspieltheit, nach Freiheit und nach Erlebnissen auf dem Marktplatz des Lebens. Es ist wichtig, dass sie diesen Hunger nicht sich selbst als Unzuverlässigkeit oder Flatterhaftigkeit ankreiden, sondern ihn als eine schöne und nährende Angelegenheit für sich und andere begreifen. Allerdings werden Zwillinge-betonte Menschen in dieser Lebenshaltung nicht gerade bestärkt in unserem Kulturkreis. Klug und gescheit dürfen sie schon sein, auch trickreicher als die anderen, auch die Geschicklichkeit des Händlers und Kaufmanns wird noch geschätzt, aber die Leichtigkeit, die Tendenz, mit leichtem Gepäck durchs Leben zu reisen, mit wenig Verantwortung, das war hier zu Lande noch nie einfach.
Wer Mond in Zwillinge hat, sollte sich fragen: Hat meine Mutter mir ein Vorbild sein können, hat sie mir gezeigt, wie ich als Frau eine Hetäre sein kann, mich individuell entwickeln kann, hat sie meine Freude am Denken geschürt, mir einen geistigen Weg gewiesen? Oder war meine Mutter eine Frau, die wie so viele andere als Hühneradler gelebt hat: zum Adler geboren und doch wie ein Huhn gelebt? Reduziert auf die Rolle der Mutter, die für den Mann, für die Kinder, für den Haushalt sorgt und die sich darüber hinaus nicht die Frage stellt: Wer bin ich sonst noch? Mit dieser Frage möchte ich keineswegs die Mutter, die maternale Frau diffamieren, es geht mir nur
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