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Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Titel: Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Riemann
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gibt die so genannte entwaffnende Freundlichkeit, und es gibt eine Freundlichkeit, die den Gegner zum Wahnsinn treiben kann: wenn jemand in einer Auseinandersetzung glatt und unerreichbar wird hinter seinem Lächeln und den anderen ins Leere laufen lässt. Eine große Begabung der Luft-Mars-Menschen ist die innere Distanz zur Unmittelbarkeit und Wucht der Affekte. Ein Luft-Krieger-Mars in einem der Luftzeichen Zwillinge, Waage oder Wassermann hat oft im guten Sinne eine Distanz zu seiner Wut, er kann sich selbst quasi freundlich und gelassen zusehen.
    Noch ein paar Worte zum Männerbild bei Mars in Waage. Das ist ein freundlicher, charmanter, ewiger Jüngling, ein sehr inspirierender und geistiger Mann, oft ein Künstler, auch ein Beziehungskünstler, ein Verführungskünstler, aber auch einer, der liebt und verlässt und dessen Schattenseite Eitelkeit sein kann, ein Schönling vielleicht. Eine Frau mit solch einem Waage-Mars-Animus zieht es erotisch-sexuell eher zu den charmanten Puer-Typen hin, mit denen es sich schön spielen lässt und die dann schnell wieder weg sind. Wer Konsequenzen und Verantwortungsgefühl von ihnen erwartet, wird es schwer haben. Diese Frauen werden eher einen Kunststudenten im 53. Semester attraktiv finden als den soliden Vatertypus, der sagt: Komm in meine Doppelhaushälfte, ich werde immer für dich da sein. Liebe und Begegnung mit dem Männlichen sollte sich hier den Aspekt des Spiels bewahren, Eros pur sein und nicht auf Verwurzelung und Familie abzielen. Es ist ein Animus, ein Männerbild, das für feste Beziehungen und Familie nicht unbedingt dienlich ist, aber darum geht es bei Waage ja auch nicht in erster Linie, hier geht es nicht um Erdung. Ein Mann mit Waage-Mars ist vor allem ein freundlicher, charmanter Verführer, der gerne spielt und eine starke erotische Ausstrahlung hat. Ein Waage-Mann kann das erotische Mal auf der Stirn haben wie Dermot, er kann mit dem Kuss der Göttin Aphrodite ausgezeichnet sein.

Skorpion

Der Abgrund
    In einer alten Geschichte aus dem Osten wird erzählt, wie ein ehrwürdiger Meister auf seinem täglichen Spaziergang merkt, dass er von einem Tiger verfolgt wird. Er flüchtet, doch auf einmal befindet er sich am Rande eines Abgrunds, wo es kein Entrinnen mehr gibt, nur die Wahl zwischen dem Sprung in die Tiefe und dem Tiger hinter ihm. Da entdeckt er einen hervorstehenden Ast, an dem er sich festhält, doch er ist zu schwer für den morschen Ast, und dieser beginnt zu brechen. Der Tod ist ihm gewiss. Als ihm dies bewusst wird, bemerkt er auf einmal auf einem Grasbüschel eine wunderschöne Erdbeere, und diese Erdbeere verspeist er mit Genuss, während der Ast bricht.
    Skorpion hat mit der Vergänglichkeit, mit dem Todesaspekt des Lebens zu tun. »Stirb und werde« lautet das Motto dieses Tierkreiszeichens. Im mittleren Herbstmonat, dem Skorpion-Monat, lassen die Bäume die Blätter los, und das Sterben der Natur wird deutlich sichtbar. Das Symbol für Skorpion, eine Art M mit einem Stachel, ist wie das Symbol für Jungfrau aus der so genannten Sterbe-Rune entstanden, der T-Rune. Das ist ein Strich mit zwei Beinen nach unten, und diese T-Rune ist wiederum die auf den Kopf gestellte Widder-Rune. Widder war der Mann mit erhobenen Armen, Symbol für das aufsteigende Leben, die neue Geburt.
    Werfen wir an dieser Stelle einen kurzen Blick in die Geschichte der Astrologie. Der erste Tierkreis geht auf die Sumerer zurück, und damals gab es Skorpion noch gar nicht. Die Sumerer hatten an der Stelle, an der wir heute Skorpion sehen, einen Adler. Sehr historisch orientierte Astrologen sprechen auch heute noch von Skorpion und Adler in einem Atemzug und betonen dabei, dass der Adler sozusagen der verwandelte Skorpion ist, also ein Symbol für einen Menschen, der durch die Finsternis gegangen und dadurch frei geworden ist.
    Zuerst denkt man beim Skorpion natürlich an den Stachel und das Gift, weswegen er sehr gefürchtet ist. Stachel und Gift haben grundsätzlich zwei Aspekte: Sie können dem Leben dienen und ihm schaden. In der Hand des Arztes kann der Stachel sich in die heilende Injektion verwandeln, in das Skalpell des Chirurgen, in die Nadel des Akupunkteurs oder auch in den Bohrer des Zahnarztes, der zwar nicht gerade angenehm ist, aber hilfreich. Das Messer kann durch schmerzhafte Schnitte, Operationen, neues Leben wachsen lassen. Worte können Messer sein, die verletzen, aber auch aufdecken, indem sie unangenehme Wahrheiten aussprechen. »Schöne Worte

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