Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)
sind nicht wahr, wahre Worte sind nicht schön«, sagt Lao-tse. Andererseits kann der Stachel auch die tödliche Injektion bedeuten, er kann die Heroinspritze sein, das Messer in der Hand des Mörders. Gift kann heilen und töten. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass das griechische Wort pharmakon sowohl Gift als auch Heilmittel bedeutet.
Der Skorpion gehört zu den wenigen Tieren, die sich unter Umständen selbst töten. Es heißt, dass ein Skorpion, der in einem Feuerkreis gefangen ist, sich selbst den tödlichen Stich versetzt. Eine andere Variante besagt, dass ein Skorpion, der sein Opfer nicht bekommt, sich selbst tötet. Vorweggenommen ist das in Skorpion-Beziehungen ein sehr wichtiges Motiv, und ob diese Geschichte nun wahr ist oder nicht, auf der Beziehungsebene macht dieses Bild jedenfalls Sinn.
Der Unterleib
Die Körperentsprechung des Skorpions ist das Becken, der Unterleib, die »Unterwelt des Körpers«. Dort herrscht das »Menschentier«, die Sexualität, die Urvitalkraft des Menschen. Bei den Indern gibt es den Begriff der Kundalini-Schlange, die diese Kraft verkörpert, und man stellt sie sich im Becken vor. Bei der so genannten Kundalini-Meditation soll diese Schlange geweckt werden, mit dem Ziel, die Lebensenergie wieder freier durch den Körper fließen zu lassen.
Pluto
Die Unterwelt-Thematik führt uns zu dem Planetengott, der hier sein Domizil hat, und das ist Pluto. Pluto, griechisch Hades, war der Gott der Unterwelt, der dunkle Bruder des Zeus. Zeus, Hades und Poseidon hatten seinerzeit, nachdem der Vater Kronos besiegt war, die Weltherrschaft untereinander aufgeteilt: Zeus herrschte auf dem Olymp, Hades in der Unterwelt und Poseidon über die Welt der Meere. Interessant und weise erscheint mir, dass bei den Griechen Zeus und Hades gleichwertig waren, das heißt, der Gott der oberen Welt war ein Bruder des Unterweltgottes. In unserem Wertesystem, mit unseren Gottesbildern haben sich die Dinge in dieser Hinsicht sehr verschoben. In unserer Kultur haben wir bedauerlicherweise keine Unterweltgottheit, mit der wir umgehen können oder dürfen. Wir haben die spezifische Weisheit von Pluto/Hades sozusagen »verteufelt«. Auch weibliche UnterweltGöttinnen, die plutonische, skorpionische Qualitäten verkörpern, wie etwa Persephone und Hekate bei den Griechen oder die indische Göttin Kali, haben in unserer Kultur keinen Platz. Wir haben solche weiblichen Gottheiten auf den Scheiterhaufen gepackt, sie als Hexen verbrannt. Das ist tragisch, vor allem für Skorpion-betonte Menschen, die viel von dieser Unterweltgottheit in sich haben. Der jahrtausendealte Prozess der Abspaltung der dunklen Seite Gottes hat den Umgang mit diesen Energien zu einem großen Problem für uns gemacht.
Pluto vertritt das Prinzip der Wandlung, der Transformation. Er ist der sonnenfernste Planet und damit auch der langsamste, er braucht 248 Jahre, um einmal um die Sonne zu kreisen, sprich, den Tierkreis zu durchlaufen. Das hat zur Folge, dass er im Durchschnitt etwa zwanzig Jahre in einem Tierkreiszeichen verbringt (zurzeit ist er etwas schneller, weil seine Bahn sehr erdnah ist). Deshalb steht Pluto bei allen Menschen einer Generation im selben Tierkreiszeichen, zum Beispiel haben alle, die etwa zwischen 1939 und 1958 geboren sind, Pluto im Zeichen Löwe. Der Pluto-Stand in einem Tierkreiszeichen ist folglich nicht so sehr für den Einzelnen bedeutsam als vielmehr ein Generationsthema und als solches besonders spannend. Im persönlichen Horoskop wird er erst in Beziehung zu anderen Planeten und in einem bestimmten Feld bzw. Haus, also auf einer bestimmten Lebensbühne, wichtig. Wo auch immer Pluto steht, haben wir es im Leben mit Todesbegegnungen, mit Wandlungserfahrungen zu tun, kommen wir nicht darum herum, mit der dunklen Seite Gottes Kontakt aufzunehmen. Im besten Fall laden wir den dunklen Aspekt der Existenz in unser Leben ein und erfahren dadurch eine Bereicherung – pluton heißt ja auf griechisch Reichtum. Aber wir kommen hier auch mit all den anderen Motiven in Berührung, die uns in der Regel moralische Probleme bereiten. Unser Wertesystem hat uns gelehrt, alles, was mit Unterwelt, Unterleib, Unterweltgottheit zu tun hat, zu verteufeln und als das Böse anzusehen. Goethe, der sehr Skorpion-betont war, sprach treffenderweise von der Kraft, die das Böse will und das Gute schafft.
Das Wasser
Skorpion ist wie Krebs und Fische eines der drei Wasserzeichen, und das Wasserbild, das sich in meinen Gruppen
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