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Der Tod auf dem Nil

Der Tod auf dem Nil

Titel: Der Tod auf dem Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sichergestellt, sind dann eine Stunde später, als auf dem Schiff Ruhe eingekehrt war, in Linnet Doyles Kabine geschlichen und haben dafür gesorgt, dass niemand irgendetwas publik machen konnte…»
    «Mein Gott!», sagte Tim. Die Augen in seinem aschfahlen Gesicht waren verzweifelt vor Pein und starrten wie benommen auf Hercule Poirot.
    Der fuhr fort: «Aber noch jemand hat Sie gesehen – Louise, das Mädchen. Sie ist am folgenden Tag zu Ihnen gegangen und hat Sie erpresst. Sie mussten sie anständig bezahlen oder sie würde erzählen, was sie wusste. Ihnen war klar, Nachgeben gegenüber einer Erpressung wäre der Anfang vom Ende. Sie taten, als wären Sie einverstanden, verabredeten ein Treffen in ihrer Kabine, kurz vor dem Mittagessen, mit dem Geld. Und als sie die Geldscheine zählte, haben Sie sie erstochen.
    Aber wieder war das Glück Ihnen nicht hold. Jemand sah Sie auf dem Weg zu ihrer Kabine», er drehte sich halb zu Rosalie, «Ihre Mutter. Und wieder mussten Sie handeln – riskant und tollkühn –, aber es war Ihre einzige Chance. Sie hatten gehört, dass Pennington von seinem Revolver erzählte. Sie rannten in seine Kabine, holten ihn, lauschten an Dr. Bessners Tür und erschossen Madame Otterbourne, bevor sie Ihren Namen enthüllen konnte.»
    «Nei-ein!», schrie Rosalie. «Das stimmt nicht! Das stimmt nicht!»
    «Danach taten Sie das einzig Mögliche – Sie rannten um das Heck herum. Und als ich hinter Ihnen herrannte, waren Sie schon umgekehrt und taten, als kämen Sie aus der entgegengesetzten Richtung. Sie hatten den Revolver mit Handschuhen angefasst; diese Handschuhe hatten Sie, als ich darum bat, in der Tasche…»
    Tim sagte: «Ich schwöre bei Gott, das ist nicht wahr – kein Wort davon.» Aber seine unsichere, bebende Stimme hatte nichts Überzeugendes.
    Und da tat Rosalie Otterbourne etwas Überraschendes. «Natürlich ist das nicht wahr! Und Monsieur Poirot weiß, dass es nicht wahr ist! Er sagt das nur, weil er irgendetwas damit bezweckt.»
    Poirot sah sie an. Sein Mund verzog sich zu einem feinen Lächeln. Er spreizte die Hände in einer Geste der Kapitulation. «Mademoiselle ist zu klug… Aber Sie finden auch – die Tatsachen sprechen eine deutliche Sprache?»
    «Was zum Teufel –», fing Tim wütend an.
    Aber Poirot hob eine Hand. «Die Tatsachen sprechen deutlich gegen Sie, Monsieur Allerton. Ich wollte Ihnen das klarmachen. Und jetzt werde ich Ihnen etwas Angenehmeres mitteilen. Ich habe den Rosenkranz in Ihrer Kabine noch nicht untersucht. Vielleicht finde ich, wenn ich es tue, gar nichts dort. Und da Mademoiselle Otterbourne ja daran festhält, letzte Nacht niemanden auf dem Deck gesehen zu haben, eh bien!, gibt es überhaupt nichts mehr gegen Sie. Die Perlen hat eine Kleptomanin gestohlen, die sie längst zurückgegeben hat. Sie sind in einer kleinen Schachtel neben der Tür, falls Sie und Mademoiselle sie sich genau ansehen möchten.»
    Tim stand auf. Einen Augenblick lang schien er nicht im Stande etwas zu sagen. Als er es schließlich doch tat, klang es ziemlich unpassend, aber es wäre möglich, dass es die, die ihm zuhörten, zufrieden stellte.
    «Danke!», sagte er. «Noch eine Bewährungschance werden Sie mir nicht geben müssen!» Er hielt Rosalie die Tür auf; sie ging hinaus und er folgte ihr, mit der kleinen Pappschachtel in der Hand.
    Sie gingen nebeneinanderher. Tim öffnete die Schachtel, nahm die gefälschte Perlenkette heraus und schleuderte sie weit von sich in den Nil.
    «Weg damit!», sagte er. «Erledigt. Wenn ich Poirot die Schachtel zurückgebe, wird die echte Kette drin sein. Was für ein verdammter Trottel ich doch war!»
    Rosalie fragte leise: «Warum haben Sie das denn überhaupt getan?»
    «Sie meinen, warum ich damit angefangen habe? Oh, ich weiß nicht. Langeweile – Faulheit – der Spaß an der Sache. War eben eine viel attraktivere Art, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, als an einem Arbeitsplatz zu schuften. Kommt Ihnen sicher gemein vor, aber wissen Sie, etwas daran reizte mich – vor allem das Risiko, wahrscheinlich.»
    «Ich glaube, das verstehe ich.»
    «Ja, aber Sie würden so etwas nie tun.»
    Rosalie überlegte einen Augenblick und senkte ihr ernstes junges Gesicht. «Nein», sagte sie schlicht, «das würde ich nicht.»
    Er sagte: «Ach, meine Liebe – Sie sind so liebenswert… so durch und durch liebenswert. Warum wollten Sie nicht sagen, dass Sie mich gestern Nacht gesehen haben?»
    «Ich dachte – die verdächtigen Sie

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