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Der Tod auf dem Nil

Der Tod auf dem Nil

Titel: Der Tod auf dem Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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vielleicht», sagte Rosalie.
    «Haben Sie mich verdächtigt?»
    «Nein. Ich mochte nicht glauben, dass Sie jemanden umgebracht haben sollten.»
    «Nein. Ich bin nicht aus dem derben Stoff, aus dem man Mörder macht. Ich bin bloß ein erbärmlicher Gelegenheitsdieb.»
    Sie fasste ihn scheu am Arm. «Sagen Sie das nicht.»
    Er nahm ihre Hand. «Rosalie, könnten Sie – Sie wissen doch, was ich meine? Oder würden Sie mich immer verachten und es mir immer wieder aufs Brot schmieren?»
    Sie lächelte fein. «Es gibt auch Dinge, die Sie mir aufs Brot schmieren könnten…»
    «Rosalie – Liebling…»
    Aber sie sträubte sich. «Und diese – Joanna?»
    Tim stieß einen Schrei aus. «Joanna? Sie sind genauso schlimm wie Mutter. Joanna ist mir so verdammt egal. Sie hat ein Gesicht wie ein Pferd und Augen wie ein Raubtier. Eine ausgesprochen unattraktive Frau.»
    Sofort sagte Rosalie: «Ihre Mutter muss das mit Ihnen doch nicht erfahren.»
    «Ich weiß nicht», antwortete Tim nachdenklich. «Ich glaube, ich werde es ihr erzählen. Mutter hat ein ziemlich breites Kreuz, wissen Sie. Die steht alles Mögliche durch. Ja, ich glaube, ich werde ihr ihre mütterlichen Illusionen über mich zertrümmern. Sie wird so erleichtert sein, dass meine Beziehungen zu Joanna rein geschäftlicher Natur waren, dass sie mir alles andere verzeihen wird.»
    Sie waren vor Mrs. Allertons Kabine angekommen und Tim klopfte laut an die Tür. Sie ging auf und Mrs. Allerton erschien auf der Schwelle.
    «Rosalie und ich –», fing Tim an. Und stockte.
    «Oh, meine Lieben», sagte Mrs. Allerton und nahm Rosalie in die Arme. «Mein liebes, liebes Kind. Ich hatte ja immer gehofft – aber Tim war so ein Langweiler – und getan hat er, als könnte er dich nicht leiden. Aber das habe ich natürlich durchschaut!»
    Rosalie sagte mit brüchiger Stimme: «Du warst so lieb zu mir – die ganze Zeit. Ich habe mir immer – immer schon gewünscht –» Sie brach ab und schluchzte vor Glück an Mrs. Allertons Schulter.

Achtundzwanzigstes Kapitel
     
    A ls die Tür hinter Tim und Rosalie zugefallen war, warf Poirot Colonel Race einen entschuldigenden Blick zu. Colonel Race sah grimmig drein.
    «Sie sind doch einverstanden mit meiner kleinen Inszenierung, ja?», flehte er jetzt. «Sie ist gegen alle Regeln – ich weiß, sie ist gegen alle Regeln –, aber ich habe Hochachtung vor dem Glück von Menschen.»
    «Aber keine vor meinem», sagte Race.
    «Cette jeune fille. Ich empfinde Zärtlichkeit für sie, und sie liebt diesen jungen Mann. Das ist doch eine großartige Partie – sie hat die Willensstärke, die er braucht; seine Mutter mag sie gern; alles passt bestens.»
    «Diese Ehe wird ja dann im Himmel und dank Hercule Poirot geschlossen. Und mein bescheidener Beitrag besteht darin, einen Gauner laufen zu lassen, weil er uns gegen einen Verbrecher geholfen hat.»
    «Aber, mon ami, ich habe Ihnen doch gesagt, das war alles eine Inszenierung meinerseits.»
    Race fing plötzlich an zu grinsen. «Mir solls recht sein», sagte er. «Ich bin, Gott sei Dank, kein verdammter Polizist! Glaube schon, dass der junge Trottel jetzt auf dem geraden Weg bleibt. Das Mädchen ist ganz in Ordnung. Nein, was mir nicht schmeckt, ist, wie Sie mit mir umspringen! Ich bin ein geduldiger Mensch, aber Geduld hat Grenzen! Wissen Sie, wer die drei Morde auf diesem Schiff begangen hat, oder wissen Sie es nicht?»
    «Ich weiß es.»
    «Und warum schleichen Sie dann dauernd bloß um den heißen Brei herum?»
    «Sie denken, ich tummele mich zum Spaß auf Nebenschauplätzen? Und das ärgert Sie? Aber so ist es nicht. Ich war mal beruflich bei einer archäologischen Expedition dabei – und da habe ich etwas gelernt. Wenn etwas ausgegraben wird, wenn etwas aus der Erde hochgeholt wird, dann wird die ganze Umgebung sorgfältig leer gefegt. Man entfernt die lockere Erde, man gräbt da und dort mit dem Messer, und schließlich hat man sein Objekt, allein für sich, bereit, gezeichnet oder fotografiert zu werden, ohne dass irgendetwas dazwischenkommt, was nicht da hingehört. Das habe ich hier auch versucht – alles, was da nicht hingehört, wegzufegen, damit wir die Wahrheit sehen können – die nackte, blanke Wahrheit.»
    «Gut», sagte Race. «Dann raus mit der nackten, blanken Wahrheit. Es war nicht Pennington. Es war nicht der junge Allerton. Ich nehme an, Fleetwood war es auch nicht. Lassen Sie zur Abwechslung mal hören, wer es war.»
    «Mein Freund, ich bin gerade dabei, es Ihnen zu

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