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Der Tod auf dem Nil

Der Tod auf dem Nil

Titel: Der Tod auf dem Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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seinem dunklen Gesicht von zwei Maschinisten an Land schieben. Dann wurde, nach einer längeren Verzögerung, eine Trage gebracht und Simon Doyle über das Deck zur Gangway gehoben. Er war jetzt ein ganz anderer Mann – eingefallen, verängstigt, ohne eine Spur seiner jungenhaften Umbekümmertheit. Danach kam Jacqueline de Bellefort. Eine Stewardess ging neben ihr. Jacqueline war bleich, sah im Übrigen aber aus wie immer. Sie ging zu der Trage. «Hallo, Simon!»
    Er sah zu ihr hoch. Einen Augenblick lang kehrte der jungenhafte Ausdruck in sein Gesicht zurück. «Ich habs versaut», sagte er. «Hab den Kopf verloren und alles gestanden! Es tut mir Leid, Jackie. Ich habe dich hängen lassen.»
    Sie lächelte ihn an. «Schon gut, Simon. Es war ein gewagtes Spiel und wir haben verloren. Sonst nichts.»
    Sie trat beiseite. Die Träger packten die Griffe der Trage. Jacqueline bückte sich und zog ihren Schnürsenkel wieder fest. Dann fuhr sie mit einer Hand zum Strumpfband. Als sie sich wieder aufrichtete, hielt sie etwas in der Hand.
    Es gab einen scharfen Explosionsknall.
    Durch Simon Doyle zuckte ein konvulsivischer Ruck, dann lag er reglos da.
    Jacqueline de Bellefort nickte. Einen Augenblick stand sie da, die Pistole in der Hand. Sie warf Poirot ein flüchtiges Lächeln zu.
    Dann, als Race auf sie zustürzte, richtete sie das glitzernde kleine Spielzeug auf ihr Herz und drückte ab. Sie sank zu einem weichen, schlaffen Bündel zusammen.
    Race schrie: «Wo zum Teufel hat sie die Pistole her?»
    Poirot spürte eine Hand auf seinem Arm. Mrs. Allerton fragte leise: «Sie – wussten es?»
    Er nickte. «Sie hatte zwei von diesen Pistolen. Das wurde mir klar, als ich hörte, dass während der Durchsuchung in Rosalie Otterbournes Handtasche eine gefunden worden war. Jacqueline saß mit den Otterbournes am Tisch. Als sie merkte, dass alle durchsucht würden, ließ sie die Pistole in Rosalies Tasche gleiten. Später ging sie zu Rosalie in die Kabine und holte sie wieder, nachdem sie sie mit einem Gespräch über Lippenstifte abgelenkt hatte. Und weil sowohl sie als auch ihre Kabine gestern durchsucht worden waren, hat man noch eine Durchsuchung nicht für nötig erachtet.»
    Mrs. Allerton fragte: «Sie wollten, dass sie den Abgang macht?»
    «Ja. Aber sie hätte ihn nie allein gemacht. Deshalb hatte Simon Doyle jetzt einen leichteren Tod, als er verdient hat.»
    Mrs. Allerton schauderte. «Liebe kann etwas sehr Erschreckendes sein.»
    «Deshalb sind die meisten großen Liebesgeschichten Tragödien.»
    Mrs. Allerton wandte ihren Blick zu Tim und Rosalie, die nebeneinander in der Sonne standen, und sagte mit plötzlicher Leidenschaft: «Aber Gott sei Dank gibt es auch Glück auf der Welt.»
    «Sie sagen es, Madame, Gott sei Dank dafür.»
    Kurz darauf durften die Passagiere an Land. Die Leichen von Louise Bourget und Mrs. Otterbourne wurden erst danach von Bord der Karnak getragen. Linnet Doyles Leiche wurde als letzte an Land gebracht und überall auf der Welt liefen die Drähte heiß und verkündeten summend allen Leuten, dass Linnet Doyle, die frühere Linnet Ridgeway, die berühmte, die schöne, die reiche Linnet Doyle tot war.
    Sir George Wode las die Meldung in seinem Club in London und Sterndale Rockford in New York und Joanna Southwood in der Schweiz, und darüber geredet wurde auch am Tresen des Three Crowns in Malton-under-Wode. Und Mr. Burnaby sagte spitz: «Tja, hat ihr ja wohl alles nichts genützt, armes Mädel.»
    Aber nach einer Weile hörten sie auf, über sie zu reden, und debattierten lieber, wer den Preis beim Grand National bekommen würde. Denn, wie Mr. Ferguson schon in Luxor gesagt hatte, was zählt, ist nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft.

Über dieses Buch
     
    Death on the Nile gehört zweifellos zu den besten und erfolgreichsten Romanen Agatha Christies. Neben einer spannend erzählten Geschichte, in der es nicht nur bei einem Mord bleibt, sowie einer verblüffenden Lösung des Falles liegt der Reiz der Geschichte im Ort der Handlung begründet: dem Raddampfer Karnak während seiner Fahrt auf dem Nil.
    Bereits 1934 war eine Kurzgeschichte Agatha Christies unter dem gleichen Titel erschienen; die englische Erstausgabe des Romans erschien dann 1937 bei Collins in London. Die deutsche Erstausgabe erschien 1959 unter dem Titel «Der Tod auf dem Nil» im Scherz Verlag. – Agatha Christie war zeit ihres Lebens an Ägypten interessiert und hat das Land einige Male bereist und seine Geschichte

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