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Der Tod auf dem Nil

Der Tod auf dem Nil

Titel: Der Tod auf dem Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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erst recht sagen müssen.»
    Poirot zuckte die Schultern. «Sie scheint es nicht so empfunden zu haben.»
    Mit einem eigenartigen Ton sagte Tim: «Sie ist ein außergewöhnliches Mädchen. Muss ziemlich harte Zeiten durchgemacht haben mit der Mutter.»
    «Ja, leicht war ihr Leben nicht.»
    «Armes Kind», murmelte Tim. Dann sah er zu Race. «Nun, Sir, wie gehts jetzt weiter? Ich gebe zu, die Kette aus Linnets Kabine gestohlen zu haben, und Sie finden die Perlen wie beschrieben. Ich bin schuldig, jawohl. Aber in Bezug auf Miss Southwood gebe ich gar nichts zu. Sie haben keinerlei Beweis gegen sie. Wie ich an die falsche Kette gekommen bin, ist meine Sache.»
    Poirot brummelte: «Sehr korrekte Haltung.»
    Tim erwiderte flapsig: «Immer Kavalier bleiben!» Und fügte hinzu: «Vielleicht können Sie sich vorstellen, wie lästig ich es fand, dass meine Mutter sich mit Ihnen anfreundete! Ich bin kein so ausgekochter Verbrecher, dass ich kurz vor einem ziemlich waghalsigen Coup freudig Seite an Seite mit einem erfolgreichen Detektiv sitze! Manche Leute mögen den Kitzel vielleicht. Ich nicht. Ich habe, ehrlich gesagt, kalte Füße gekriegt.»
    «Aber von Ihrer Tat abgehalten hat es Sie nicht?»
    Tim zuckte die Schultern. «Ich konnte mich nicht mehr drücken. Der Austausch musste passieren, und ich hatte hier auf dem Schiff eine einmalige Chance – eine Kabine zwei Türen weiter und Linnet so mit ihren Problemen beschäftigt, dass sie den Tausch wahrscheinlich gar nicht bemerkt hätte.»
    «Ich wüsste gern, ob das stimmt…»
    Tim sah abrupt hoch. «Was meinen Sie?»
    Poirot drückte die Klingel. «Ich frage Miss Otterbourne, ob sie kurz herkommen kann.»
    Tim verzog das Gesicht, sagte aber nichts. Ein Steward erschien, bekam den Auftrag und ging wieder.
    Rosalie kam nach ein paar Minuten. Ihre Augen, die noch rot vom Weinen waren, wurden etwas größer, als sie Tim sah, aber ihr früherer Argwohn und Trotz schienen völlig verschwunden. Sie setzte sich und sah, mit einer neuen, bereitwilligen Haltung, von Race zu Poirot.
    «Es tut uns sehr Leid, Sie zu behelligen, Miss Otterbourne», sagte Race sehr freundlich. Er war leicht verärgert über Poirot.
    «Das macht nichts», sagte das Mädchen leise.
    Poirot fing an. «Es müssen noch ein, zwei Punkte geklärt werden. Als ich Sie fragte, ob Sie heute Morgen um zehn nach eins jemanden auf dem Steuerborddeck sahen, war Ihre Antwort, Sie hätten niemanden gesehen. Glücklicherweise ist es mir gelungen, ohne Ihre Hilfe zur Wahrheit vorzudringen. Monsieur Allerton hat zugegeben, dass er letzte Nacht in Linnet Doyles Kabine war.»
    Sie warf Tim einen raschen Blick zu. Tim nickte knapp, mit grimmig starrem Gesicht.
    «Der Zeitpunkt ist richtig, Monsieur Allerton?»
    Tim erwiderte: «Völlig richtig.»
    Rosalie starrte ihn an. Ihre Lippen bebten, als sie den Mund öffnete. «Aber Sie haben – Sie haben doch nicht…»
    Hastig sagte er: «Nein, ich habe sie nicht umgebracht. Ich bin ein Dieb, kein Mörder. Es kommt sowieso alles raus, da können Sie das ruhig wissen. Ich war hinter ihren Perlen her.»
    Poirot sagte: «Monsieur Allerton sagt, er sei letzte Nacht in ihre Kabine gegangen und habe eine Kette mit falschen Perlen gegen die echte ausgetauscht.»
    «Stimmt das?» Rosalie sah ihn fragend an, aus ihren ernsten, traurigen, kindlichen grauen Augen.
    «Ja», sagte Tim.
    Alle schwiegen. Colonel Race rutschte unruhig auf dem Stuhl herum.
    Schließlich sagte Poirot mit einem eigentümlichen Ton: «Das ist, wie gesagt, Monsieur Allertons Geschichte, teilweise bestätigt durch Ihre Aussage. Das heißt, es gibt einen Beweis, dass er letzte Nacht in Linnet Doyles Kabine war, aber es gibt nichts, das uns beweist, warum.»
    Tim starrte ihn an. «Aber das wissen Sie doch!»
    «Was weiß ich?»
    «Na ja – Sie wissen, dass ich die Perlen habe.»
    «Mais oui, mais oui! Ich weiß, dass Sie die Perlen haben, aber ich weiß nicht, seit wann Sie sie haben. Es kann ja auch vor dieser Nacht gewesen sein… Sie sagten gerade eben, dass Linnet Doyle den Austausch wahrscheinlich nicht bemerkt hätte. Ich bin da nicht so sicher. Angenommen, sie hat ihn bemerkt… Angenommen, sie wusste auch, wer es war… Angenommen, sie hat letzte Nacht gedroht, die ganze Sache publik zu machen, und Sie wussten, sie meint es ernst… Und angenommen, Sie haben die Szene zwischen Jacqueline de Bellefort und Simon Doyle im Salon mitbekommen und sind, sobald der Salon leer war, hineingeschlüpft, haben die Pistole

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