Der Tod auf dem Nil
Grund.»
Jacqueline sah in sein unerbittliches Gesicht und sagte sanft: «Machen Sie sich nichts aus mir, Monsieur Poirot. Ich hatte immer ein hartes Leben. Wenn alles gut gegangen wäre, wäre ich glücklich gewesen und hätte mein Leben genossen und vermutlich nie irgendetwas bereut. Und jetzt – nun ja, da muss man durch.» Dann setzte sie hinzu: «Ich nehme an, die Stewardess rechnet damit, dass ich mich aufhänge oder eine Wunderkapsel mit Blausäure schlucke wie die Leute in Büchern. Sie brauchen keine Angst zu haben! Das werde ich nicht. Es ist leichter für Simon, wenn ich ihm beistehe.»
Poirot stand auf.
Auch Jacqueline stand auf und lächelte plötzlich wieder. «Wissen Sie noch, dass ich Ihnen gesagt habe, ich muss meinem Stern folgen? Sie sagten, es könnte ein falscher Stern sein. Und ich sagte: ‹Die Stern ganz schlecht, Sir, die Stern fallen runter.›»
Er ging hinaus aufs Deck und ihr Lachen klang ihm im Ohr.
Einunddreißigstes Kapitel
G anz früh im Morgengrauen kamen sie in Shellal an. Düster ragten die Felsen ins Wasser.
Poirot murmelte: «Quel pays sauvage!»
Race stand neben ihm. «Tja», sagte er, «wir haben unsere Arbeit getan. Ich habe Befehl gegeben, dass Richetti als Erster an Land gebracht wird. Bin froh, dass wir den haben. War ein aalglatter Geselle, das kann ich Ihnen sagen. Hat ein Dutzend Mal versucht, uns zu entwischen.» Und dann fuhr er fort: «Wir brauchen eine Trage für Doyle. Bemerkenswert, wie der zusammengebrochen ist.»
«Eigentlich nicht», sagte Poirot. «Der jungenhafte Verbrechertyp ist immer ungemein eitel. Ein Pikser in sein aufgeblasenes Selbstwertgefühl und die Luft ist weg! Die klappen um wie Kinder.»
«Verdient den Strick», sagte Race. «Der kaltblütige Halunke. Mir tut das Mädchen Leid – aber da kann man nichts machen.»
Poirot schüttelte den Kopf. «Es heißt immer, Liebe rechtfertigt alles, aber das stimmt nicht… Frauen, die an Männern hängen, wie Jacqueline an Simon Doyle hängt, sind sehr gefährlich. Das habe ich schon gesagt, als ich sie zum ersten Mal sah: ‹Sie hängt zu sehr an ihm, die Kleine!› Und das stimmt.»
Cornelia Robson stellte sich neben ihn. «Oh», sagte sie, «wir sind fast da.» Und nach einer kleinen Pause fuhr sie fort: «Ich war bei ihr.»
«Bei Mademoiselle de Bellefort?»
«Ja. Ich fand es irgendwie schrecklich, dass sie da mit der Stewardess eingepfercht war. Cousine Marie ist deshalb leider sehr böse.»
Miss Van Schuyler schritt behäbig das Deck entlang auf sie zu. Ihr Augen blitzten giftig. «Cornelia», schalt sie, «du hast dich schändlich benommen. Ich werde dich umgehend nach Hause schicken.»
Cornelia holte tief Luft. «Tut mir Leid, Cousine Marie, aber ich werde nicht nach Hause fahren, sondern heiraten.»
«Dann bist du ja endlich zur Vernunft gekommen», fauchte die alte Dame.
Ferguson kam um die Ecke geschlendert. «Cornelia, was höre ich da? Das ist nicht wahr!»
«Doch, sehr wahr», sagte Cornelia. «Ich werde Dr. Bessner heiraten. Er hat mir gestern Abend einen Antrag gemacht.»
«Und warum willst du ihn heiraten?», fragte Ferguson wütend. «Bloß weil er reich ist?»
«Nein, darum nicht», antwortete Cornelia empört. «Ich habe ihn gern. Er ist freundlich und er weiß so viel. Und mich haben kranke Leute und Krankenhäuser immer interessiert, und ich werde einfach ein wunderschönes Leben mit ihm haben.»
«Willst du mir erzählen», fragte Ferguson ungläubig, «dass du lieber diesen widerlichen alten Sack heiratest als mich?»
«Ja, tue ich. Auf Sie kann man sich nicht verlassen! Mit Ihnen hätte man alles, bloß kein bequemes Leben. Und alt ist er auch nicht. Er ist noch keine fünfzig.»
«Er hat einen Bauch», giftete Ferguson.
«Tja, und ich runde Schultern», gab Cornelia zurück. «Wie jemand aussieht, ist nicht wichtig. Er sagt, ich könnte ihm bei seiner Arbeit wirklich helfen, und er bringt mir alles über Neurosen bei.» Sie ging davon.
Ferguson fragte Poirot: «Glauben Sie, sie meint das wirklich?»
«Gewiss.»
«Sie zieht diesen aufgeblasenen alten Langweiler mir vor?»
«Zweifellos.»
«Das Mädchen ist verrückt», erklärte Ferguson.
Poirot zwinkerte ihn an. «Sie ist eine Frau mit einem eigenen Kopf. Vermutlich begegnet Ihnen so jemand zum ersten Mal.»
Das Schiff schob sich an den Landungssteg heran. Um die Passagiere herum war ein Tau gespannt. Sie mussten mit dem Aussteigen warten.
Richetti ließ sich mit einem mürrischen Ausdruck in
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