Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod auf dem Nil

Der Tod auf dem Nil

Titel: Der Tod auf dem Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
sehen. Es war ein Leichtes, sich das am nächsten Tag zusammenzureimen. Also schnappt sie gierig nach Schweigegeld und unterschreibt damit ihr Todesurteil.»
    «Aber Mr. Doyle kann sie doch gar nicht getötet haben!», widersprach Cornelia.
    «Nein, diesen Mord hat die andere Hälfte des Mörders begangen. Sobald er kann, bittet Simon Doyle, Jacqueline sehen zu dürfen. Er bittet mich sogar, ihn und sie allein zu lassen. Und dann erzählt er ihr von der neuen Bedrohung. Sie müssen sofort handeln. Er weiß, wo Dr. Bessner seine Skalpelle aufbewahrt. Nach der Tat wird das Skalpell abgewischt und zurückgelegt und Jacqueline de Bellefort erscheint etwas zu spät und außer Atem eilends zum Mittagessen.
    Aber noch immer läuft nicht alles gut, denn Madame Otterbourne hat Jacqueline in Louise Bourgets Kabine gehen sehen. Und sie geht spornstreichs zu Simon, um es ihm zu erzählen. Wissen Sie noch, wie Simon die arme Frau angeschrien hat? Die Nerven, hatten wir gedacht. Aber die Tür stand offen und er versuchte seiner Komplizin die Gefahr zu signalisieren. Sie hörte es und sie handelte – handelte blitzschnell. Sie erinnerte sich, dass Pennington von einem Revolver erzählt hatte. Sie holte ihn, schlich sich vor die Tür, lauschte und schoss in dem Augenblick, in dem es kritisch wurde. Sie hatte einmal geprahlt, sie sei eine gute Schützin, und das war keine hohle Prahlerei gewesen.
    Ich hatte nach dem dritten Mord angemerkt, es gebe drei Wege, auf denen der Mörder fliehen konnte. Ich meinte damit, er konnte nach achtern flüchten – in dem Fall wäre Tim Allerton der Mörder; er konnte über Bord gehen – sehr unwahrscheinlich; oder er konnte in eine Kabine laufen. Jacquelines Kabine ist nur zwei Türen von Dr. Bessners entfernt. Sie brauchte bloß den Revolver fallen zu lassen, in ihre Kabine zu stürzen, sich die Haare zu zerzausen und sich in die Koje zu werfen. Das war riskant, aber es war die einzige Chance.»
    Es gab eine Schweigepause. Dann fragte Race: «Wo ist denn die erste Kugel geblieben, die das Mädchen verschossen hat?»
    «Ich nehme an, sie ging in den Tisch. Er hat ein Loch, das noch frisch ist. Ich nehme an, Simon Doyle hatte genug Zeit, die Kugel mit einem Federmesser herauszubohren und aus dem Fenster zu werfen. Er hatte natürlich eine Reservekugel, damit es so aussah, als wären nur zwei Schüsse abgegeben worden.»
    Cornelia seufzte. «Sie haben an alles gedacht», sagte sie. «Das ist ja – entsetzlich!»
    Poirot schwieg. Aber nicht aus Bescheidenheit. Seine Augen schienen zu sagen: Sie irren sich. Mit Hercule Poirot haben sie nicht gerechnet.
    Laut sagte er nur: «Und jetzt, Herr Doktor, wollen wir ein Wörtchen mit Ihrem Patienten reden.»

Dreißigstes Kapitel
     
    E rst sehr viel später abends ging Hercule Poirot zu einer Kabinentür und klopfte. Jemand sagte: «Herein», und er trat ein.
    Jacqueline de Bellefort saß in einem Sessel. In einem anderen Sessel dicht an der Wand saß die stattliche Stewardess. Jacqueline musterte Poirot nachdenklich und zeigte auf die Stewardess. «Darf sie gehen?»
    Poirot nickte der Stewardess zu und sie ging hinaus. Poirot zog ihren Sessel vor und setzte sich neben Jacqueline. Niemand von beiden sagte etwas. Poirots Gesicht war nicht glücklich.
    Schließlich fing Jacqueline an zu reden. «Tja, es ist aus! Sie waren zu schlau für uns, Monsieur Poirot.»
    Poirot seufzte. Er spreizte die Hände. Er schien ungewohnt stumm.
    «Trotzdem», grübelte Jacqueline, «ich finde, Sie hatten kaum wirkliche Beweise. Sie lagen natürlich völlig richtig, aber wenn wir weiter geblufft hätten –»
    «Nur so und nicht anders, Mademoiselle, konnte sich die ganze Sache zugetragen haben.»
    «Das reicht vielleicht einem logischen Kopf als Beweis, aber ich glaube kaum, dass es ein Schwurgericht überzeugt hätte. Nun ja – das ist nicht mehr zu ändern. Sie haben es Simon vor den Latz geknallt und der ist in die Knie gegangen. Hat einfach vollkommen den Kopf verloren, das arme Schäfchen, und alles zugegeben.» Sie schüttelte den Kopf. «Er ist ein schlechter Verlierer.»
    «Sie dagegen, Mademoiselle, sind eine gute Verliererin.»
    Sie lachte auf – es war ein seltsam fröhliches, herausforderndes kleines Lachen. «O ja, ich bin eine verdammt gute Verliererin.» Sie sah ihn an. Und fuhr plötzlich aufbrausend fort: «Machen Sie sich nicht so viel draus, Monsieur Poirot! Aus mir, meine ich. Sie machen sich doch was draus, oder?»
    «Ja, Mademoiselle.»
    «Aber Sie

Weitere Kostenlose Bücher