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Der Tod auf dem Nil

Der Tod auf dem Nil

Titel: Der Tod auf dem Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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hat. In solchen Fällen hat man gern ein Dienstmädchen mit ausgezeichneten Referenzen dabei. Leider können wir dazu im Augenblick keine Informationen einholen. Trotzdem, irgendwie befriedigt mich die Überlegung nicht sehr… Diese Perlen – ah, sacré, meine kleine Idee müsste doch stimmen. Aber es wäre doch kein Mensch so imbezil –» Er brach ab.
    «Und was ist mit diesem Fleetwood?»
    «Wir müssen ihn vernehmen. Es kann sein, dass hier die Lösung liegt. Wenn Louise Bourgets Geschichte stimmt, hatte er eindeutig ein Motiv für Rache. Er könnte die Szene zwischen Jacqueline und Monsieur Doyle mit angehört und, nachdem sie den Salon verlassen hatten, die Pistole an sich genommen haben. Ja, das ist alles gut möglich. Auch der mit Blut gekrakelte Buchstabe J. Der würde passen zu einem schlichten, eher brutalen Wesen.»
    «Dann ist er eigentlich die Person, nach der wir suchen.»
    «Ja – nur» – Poirot rieb sich die Nase und verzog leicht das Gesicht – «sehen Sie, ich kenne meine Schwächen. Man hat schon oft gesagt, dass ich einen Fall gern kompliziert mache. Diese Lösung, die Sie mir nahe legen – sie ist zu simpel, zu einfach. Ich kann nicht nachvollziehen, dass es so passiert ist. Allerdings, das kann schiere Voreingenommenheit meinerseits sein.»
    «Lassen wir doch den Burschen lieber mal kommen.» Race klingelte und gab dem Steward Order. Dann fragte er Poirot: «Sonst noch – Möglichkeiten?»
    «Eine Menge, mein Freund. Da ist zum Beispiel der amerikanische Treuhänder.»
    «Pennington?»
    «Ja, Pennington. Es gab hier nämlich neulich eine merkwürdige kleine Szene.» Er erzählte Race, was vorgefallen war. «Sehen Sie – das ist doch signifikant. Madame will alle Papiere durchlesen, bevor sie sie unterschreibt. Also verschiebt er das Ganze unter einem Vorwand auf einen späteren Tag. Und dann der Ehemann, der macht eine sehr signifikante Bemerkung.»
    «Was für eine denn?»
    «Er sagt: ‹Ich lese nie etwas durch. Ich unterschreibe, wo man es mir sagt.› Sie begreifen die Tragweite? Pennington hat sie begriffen. Das habe ich an seinen Augen gesehen. Er sah Doyle an, als wäre ihm gerade eine ganz neue Idee eingefallen. Stellen Sie sich einfach mal vor, mein Freund, Sie sind der Verwalter des Vermögens der Tochter eines immens reichen Mannes. Sie nehmen dieses Geld vielleicht, um damit zu spekulieren. Ich weiß, dass so was in sämtlichen Detektivromanen vorkommt – aber man liest davon auch in der Zeitung. Es kommt eben vor, mein Freund, es kommt vor.»
    «Will ich gar nicht bestreiten», sagte Race.
    «Noch haben Sie vielleicht ein bisschen Zeit, die Scharte auszuwetzen durch gewagte Spekuliererei. Ihr Mündel ist noch nicht volljährig. Aber plötzlich – heiratet sie! Und die Kontrolle geht im Augenblick der Bekanntgabe von Ihren in ihre Hände über! Eine Katastrophe! Aber es gibt noch eine Chance. Sie ist auf Hochzeitsreise. Da ist sie vielleicht nicht so penibel in Geschäftsdingen. Ein Papier, das aus Versehen zwischen die anderen gerutscht ist und mit unterschrieben wird, ohne vorheriges Lesen… Aber so hat Linnet Doyle sich nicht benommen. Flitterwochen hin oder her, sie ist Geschäftsfrau. Und da macht ihr Mann diese Bemerkung und dem verzweifelten Treuhänder auf der Suche nach einem Ausweg aus dem Ruin kommt eine Idee. Wenn Linnet Doyle sterben sollte, würde ihr Vermögen an ihren Ehemann übergehen – und mit dem würde man leicht fertig; er wäre formbar wie ein Kind unter den Händen eines Fuchses wie Andrew Pennington. Mon cher colonel, ich sage Ihnen, diesen Gedanken sah ich förmlich durch Andrew Penningtons Kopf schießen. ‹Wenn doch nur Doyle mein Verhandlungspartner wäre…› Genau das dachte er.»
    «Sehr wahrscheinlich, muss ich wohl sagen», sagte Race trocken, «aber Sie haben keine Beweise.»
    «Nein, leider.»
    «Da ist auch noch der junge Ferguson», sagte Race. «Der macht ja wirklich giftige Sprüche. Nicht dass ich viel auf Sprüche gebe. Aber er könnte doch der Bursche sein, dessen Vater der alte Ridgeway ruiniert hat. Ein bisschen weit hergeholt vielleicht, aber möglich. Man brütet ja manchmal lange über vergangenes Unrecht.» Er hielt einen Augenblick inne. «Und mein Bursche ist auch noch da.»
    «Ja, ‹Ihr Bursche›, wie Sie ihn nennen, ist auch noch da.»
    «Der ist ein Mörder», sagte Race. «Das wissen wir. Andererseits – ich wüsste nicht, wieso er gegen Linnet Doyle hätte vorgehen sollen. Deren Lebenskreise haben keine

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