Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod auf dem Nil

Der Tod auf dem Nil

Titel: Der Tod auf dem Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
gemeint?»
    «Aber da es nicht Mademoiselle de Bellefort war», fuhr Poirot fort, «können Sie uns irgendeinen Hinweis geben, wer es gewesen sein könnte?»
    Simon schüttelte den Kopf. Der verwirrte Ausdruck verstärkte sich wieder. «Das ist verrückt – unmöglich. Abgesehen von Jackie kann doch niemand ihren Tod gewollt haben.»
    «Denken Sie nach, Monsieur Doyle. Hatte sie keine Feinde? Gibt es niemanden, der einen Groll gegen sie hatte?»
    Wieder schüttelte Simon verzweifelt den Kopf. «Es klingt vollkommen grotesk. Windlesham, natürlich. Sie hat ihm mehr oder weniger den Laufpass gegeben um mich zu heiraten – aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein steifer Ehrenmann wie Windlesham einen Mord begeht, außerdem ist er meilenweit entfernt. Genauso der alte Sir George Wode. Der hegt einen Groll gegen Linnet, wegen des Hauses – mochte gar nicht, wie sie das durchgezogen hat; aber der ist auch meilenweit weg in London, und in so einem Zusammenhang an Mord zu denken wäre sowieso grotesk.»
    «Hören Sie mal zu, Monsieur Doyle.» Poirot sprach jetzt sehr ernst. «An unserem ersten Tag an Bord der Karnak hatte ich eine sehr beeindruckende kleine Unterhaltung mit Madame Ihrer Frau. Sie war ganz durcheinander – sehr aufgewühlt. Sie hat gesagt – merken Sie auf –, dass alle sie hassen. Sie hat gesagt, sie habe Angst – sie fühle sich unsicher – als seien alle um sie herum ihre Feinde.»
    «Sie war ziemlich durcheinander, weil sie Jackie an Bord gesehen hatte. Ich auch», sagte Simon.
    «Das stimmt, aber es erklärt solche Worte nicht ganz. Als sie sagte, sie sei von Feinden umzingelt, war das mit Sicherheit übertrieben, aber trotzdem hat sie an mehr als eine Person gedacht.»
    «Da könnten Sie Recht haben», räumte Simon ein. «Ich glaube, das kann ich erklären. Es war ein Name auf der Passagierliste, der sie so erregt hat.»
    «Ein Name auf der Passagierliste? Welcher denn?»
    «Tja, sehen Sie, das hat sie mir auch nicht gesagt. Ehrlich gesagt, habe ich ihr auch nicht sehr genau zugehört. Ich war in Gedanken bei der Sache mit Jackie. Soweit ich mich erinnere, hat Linnet etwas erwähnt wie ‹Leute in den Bankrott treiben› und dass es ihr sehr unangenehm sei, jemandem zu begegnen, der einen Groll gegen ihre Familie hat. Sehen Sie, ich kenne ihre Familiengeschichte nicht sehr gut, aber soviel ich weiß, war Linnets Mutter Millionärstochter. Ihr Vater war bloß schlicht wohlhabend, aber nach der Hochzeit fing er natürlich an mit Spekulieren an der Börse oder wie immer man das nennt. Und selbstverständlich ging es deshalb einigen Leuten an den Kragen. Sie wissen ja, heute im Luxus, morgen in der Gosse. Tja, ich nehme an, hier ist jemand an Bord, dessen Vater sich mit Linnets Vater angelegt und dabei ziemlich auf die Nase gekriegt hat. Ich erinnere mich, dass Linnet sagte: ‹Es ist ziemlich scheußlich, wenn Leute einen hassen, ohne einen zu kennen.›»
    «Ja», sagte Poirot nachdenklich. «Das würde erklären, was sie zu mir sagte. Sie empfand zum ersten Mal die Bürde ihres Erbes und nicht seine Vorteile. Sie sind ganz sicher, Monsieur Doyle, dass sie den Namen dieses Mannes nicht erwähnt hat?»
    Simon schüttelte bekümmert den Kopf. «Ich habe wirklich nicht sehr darauf geachtet. Nur geantwortet: ‹Ach, heutzutage schert sich doch niemand mehr um die Angelegenheiten der Väter. Das Leben ist viel zu kurz dafür.› Irgendetwas in der Art.»
    Bessner sagte trocken: «Ach, aber ich hätte einen Vorschlag. Hier an Bord ist ein Mann, der mit Sicherheit Ressentiments hat.»
    «Sie meinen Ferguson?», fragte Poirot.
    «Ja. Er hat ein-, zweimal sehr schlecht über Mrs. Doyle gesprochen. Ich habe es selbst gehört.»
    «Wie können wir das herausfinden?», fragte Simon.
    Poirot erwiderte: «Colonel Race und ich müssen sämtliche Passagiere vernehmen. Es wäre nicht klug, Theorien zu entwickeln, bevor wir alle Geschichten gehört haben. Da ist auch noch das Dienstmädchen. Wir müssten sie eigentlich zuerst befragen. Vielleicht könnten wir das ebenso gut hier tun. Die Anwesenheit von Monsieur Doyle könnte hilfreich sein.»
    «Ja, das ist ein guter Vorschlag», sagte Simon.
    «Ist sie schon lange bei Mrs. Doyle?»
    «Ein paar Monate, länger nicht.»
    «Ein paar Monate erst!», rief Poirot.
    «Wieso, Sie glauben doch nicht –»
    «Besaß Madame wertvollen Schmuck?»
    «Eine Perlenkette», sagte Simon. «Sie hat mir mal erzählt, dass sie vierzig- oder fünfzigtausend wert sei.» Er

Weitere Kostenlose Bücher