Der Tod auf dem Nil
Berührungspunkte.»
Poirot erwiderte bedächtig: «Es sei denn, sie wäre zufällig in den Besitz eines Beweises gekommen, der seine Identität verrät.»
«Das wäre möglich, scheint mir aber höchst unwahrscheinlich.» Es klopfte an der Tür. «Ah, da kommt unser Möchtegern-Bigamist.»
Fleetwood war ein bulliger, rüpelhaft aussehender Mann. Er sah argwöhnisch von einem zum anderen, als er in den Rauchsalon trat. Poirot erkannte ihn; er war es, den er zusammen mit Louise Bourget gesehen hatte.
Misstrauisch fragte Fleetwood: «Sie wollten mich sprechen?»
«Wollten wir», sagte Race. «Sie wissen vermutlich, dass auf diesem Schiff letzte Nacht ein Mord begangen wurde?»
Fleetwood nickte.
«Und ich nehme an, es stimmt auch, dass Sie Grund hatten, auf die ermordete Frau wütend zu sein.»
In Fleetwoods Blick flackerte Angst auf. «Wer hat Ihnen das erzählt?»
«Sie waren der Ansicht, Mrs. Doyle habe sich in Ihre Beziehung zu einer jungen Frau eingemischt.»
«Ich weiß schon, wer das erzählt hat – dieses lügnerische französische Flittchen. Eine durch und durch verlogene Person.»
«Diese Geschichte allerdings stimmt zufällig.»
«Das ist eine dreckige Lüge!»
«Sie sagen das, aber Sie wissen noch gar nicht, worum es geht.»
Das saß. Der Mann schluckte und lief rot an.
«Es stimmt doch, dass Sie ein Mädchen namens Marie heiraten wollten und dass Marie mit Ihnen gebrochen hat, als sie erfuhr, dass Sie verheiratet waren, oder etwa nicht?»
«Was geht die das denn an?»
«Sie meinen, was geht das Mrs. Doyle an? Tja, Sie wissen ja wohl, Bigamie ist Bigamie.»
«Es war ja gar nicht so. Ich hatte mal ein Mädchen von hier geheiratet. Aber das wurde nichts. Sie ist dann wieder zu ihrer Familie gegangen. Ich hab sie seit einem halben Dutzend Jahren nicht mehr gesehen.»
«Aber Sie waren immer noch mit ihr verheiratet.»
Der Mann schwieg.
Race setzte nach. «Mrs. Doyle oder vielmehr damals noch Miss Ridgeway hat das alles herausbekommen?»
«Ja, hat sie, verflucht soll sie sein! Schnüffelt rum, obwohl kein Mensch sie drum gebeten hat. Ich hätte Marie gut behandelt. Ich hätte alles für sie getan. Sie hätte nie was von der anderen erfahren, wenn diese aufdringliche junge Lady nicht gewesen wäre. Ja, ich sags offen, ich hatte Groll gegen die Lady und es kam mich bitter an, als ich die hier an Bord sah, aufgetakelt mit Perlen und Diamanten, und wie die überall die Herrin herauskehrte und nie auf die Idee gekommen wäre, dass sie einem Mann das Leben kaputtgemacht hat! Das kam mich verdammt hart an, aber wenn Sie glauben, ich bin ein dreckiger Mörder – wenn Sie glauben, ich bin los und hab sie mit einer Knarre erschossen, also, das ist eine verdammte Lüge! Ich hab sie nicht angerührt. Und das ist die Wahrheit vor Gott.» Er brach ab. Der Schweiß lief ihm übers Gesicht.
«Wo waren Sie gestern Nacht zwischen zwölf und zwei Uhr?»
«In meiner Koje, schlafend – und das sagt Ihnen auch mein Kollege.»
«Das werden wir sehen», sagte Race. Mit einem knappen Kopfnicken ließ er ihn gehen. «Das reicht uns.»
«Eh bien?», fragte Poirot, als sich die Tür hinter Fleetwood geschlossen hatte.
Race zuckte die Schultern. «Klingt aufrichtig, was er erzählt. Er ist natürlich nervös, aber auch nicht über Gebühr. Wir müssen wohl sein Alibi überprüfen – auch wenn das vermutlich keine Klarheit bringt. Sein Kojenkamerad hat wahrscheinlich geschlafen und der Bursche kann hinein- und hinausgeschlüpft sein, falls er wollte. Es kommt darauf an, ob ihn irgendjemand sonst gesehen hat.»
«Ja, das muss man ermitteln.»
«Das Nächste ist, glaube ich», sagte Race, «ob irgendjemand irgendetwas gehört hat, das einen Hinweis auf den Zeitpunkt des Verbrechens geben könnte. Bessner setzt die Tat zwischen zwölf und zwei Uhr an. Ich finde es nicht ganz abwegig, darauf zu hoffen, dass jemand von den Passagieren den Schuss gehört hat – selbst wenn er ihn nicht als solchen erkannte. Ich selbst habe nichts dergleichen gehört. Und Sie?»
Poirot schüttelte den Kopf. «Ich habe geschlafen wie ein Baum. Ich habe nichts gehört – aber wirklich gar nichts. Ich hätte unter Drogen sein können, so tief habe ich geschlafen.»
«Schade», sagte Race. «Tja, wollen wir hoffen, dass wir mit den Leuten in den Kabinen auf der Steuerbordseite ein bisschen Glück haben. Fanthorp haben wir befragt. Die Allertons kommen als Nächste. Ich schicke den Steward nach ihnen.»
Mrs. Allerton stürmte fast
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