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Der Tod auf dem Nil

Der Tod auf dem Nil

Titel: Der Tod auf dem Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ihnen vorlegen könnte.»
    «Sie meinen, es handelt sich lediglich um einen Verdacht?»
    «Ja.»
    «Und deshalb halten Sie es für unklug zu reden? Das könnte stimmen, juristisch gesprochen. Aber dies ist kein Gerichtssaal. Colonel Race und ich sind bemüht, einem Mörder auf die Spur zu kommen. Alles, was uns dabei helfen kann, kann wertvoll sein.»
    Wieder dachte Jim Fanthorp nach. Dann sagte er: «Also schön. Was möchten Sie wissen?»
    «Warum machen Sie diese Reise?»
    «Mein Onkel Mr. Carmichael, Mrs. Doyles englischer Anwalt, hat mich hierher geschickt. Er wickelt viele ihrer Geschäfte ab. Auf diese Weise hatte er auch häufig Briefwechsel mit Mr. Andrew Pennington, Mrs. Doyles amerikanischem Treuhänder. Ein paar kleine Zwischenfälle – ich kann sie nicht alle aufzählen – ließen bei meinem Onkel den Verdacht aufkommen, dass nicht alles so lief, wie es sollte.»
    «Im Klartext», sagte Race. «Ihr Onkel verdächtigte Pennington, ein Betrüger zu sein?»
    Jim Fanthorp nickte mit einem feinen Lächeln. «Sie sagen es direkter, als ich das dürfte, aber die Richtung ist korrekt. Verschiedene Ausreden, gewisse scheinbar plausible Erklärungen seitens Penningtons bezüglich der Verwendung von Fonds erregten das Misstrauen meines Onkels. Sein Verdacht war noch vage, als Miss Ridgeway unerwartet heiratete und auf Hochzeitsreise nach Ägypten ging. Die Heirat beruhigte meinen Onkel zunächst, denn er wusste, dass bei ihrer Rückkehr nach England das Vermögen korrekt festgestellt und übergeben werden musste. Dann schrieb sie jedoch einen Brief aus Kairo und erwähnte darin beiläufig, dass sie dort ganz unerwartet Andrew Pennington über den Weg gelaufen war. Mein Onkel war sofort sehr argwöhnisch. Er war sicher, dass Pennington, der womöglich inzwischen in einer verzweifelten Lage war, versuchen würde, Unterschriften von ihr zu bekommen, um Unterschlagungen seinerseits zu decken. Da mein Onkel ihr aber keinerlei konkrete Beweise vorlegen konnte, war er in einer höchst prekären Lage. Das Einzige, was ihm einfiel, war, mich mit dem Flugzeug hierher zu schicken, mit dem Auftrag, herauszufinden, was im Busche war. Ich sollte die Augen offen halten und notfalls schnell eingreifen – ein höchst unangenehmer Auftrag, das kann ich Ihnen versichern. Bei der Gelegenheit, die Sie zitieren, musste ich mich in der Tat aufführen wie ein ungehobelter Lümmel, aber insgesamt war ich mit dem Ergebnis zufrieden.»
    «Sie meinen, Sie haben Mrs. Doyle wachsam gemacht?», fragte Race.
    «Das weniger, aber ich glaube, ich habe Pennington ins Bockshorn gejagt. Ich war überzeugt, er würde eine Zeit lang keine Geschäftstricks mehr versuchen, und hoffte, dass ich mittlerweile vertraut genug mit Mr. und Mrs. Doyle wäre, um sie irgendwie zu warnen. Genau gesagt, ich hoffte dabei auf Doyle. Mrs. Doyle hing so an Mr. Pennington, dass es ein bisschen heikel gewesen wäre, ihr etwas über ihn zu stecken. Es wäre für mich leichter gewesen, den Ehemann anzusprechen.»
    Race nickte.
    Poirot fragte: «Würden Sie mir zu einem Punkt Ihre aufrichtige Meinung sagen, Monsieur Fanthorp? Wenn Sie eine Betrügerei zu inszenieren hätten, würden Sie sich Madame Doyle oder Monsieur Doyle als Opfer aussuchen?»
    Fanthorp lächelte fein. «Mr. Doyle, jederzeit. Linnet Doyle war sehr eigensinnig in Geschäftsdingen. Ihr Mann, würde ich sagen, gehört zu den vertrauensseligen Burschen, die von Geschäften nichts verstehen und immer bereit sind ihren Namen ‹auf die gestrichelte Linie› zu schreiben, wie er selbst es ausdrückte.»
    «Ich bin derselben Meinung», sagte Poirot. Er sah Race an. «Und da liegt Ihr Motiv.»
    Jim Fanthorp sagte: «Aber das sind alles reine Vermutungen. Kein Beweis.»
    Poirot erwiderte gut gelaunt: «Ah, bah! Beweise werden wir bekommen!»
    «Wie denn?»
    «Möglicherweise von Pennington selbst.»
    Fanthorp sah ihn zweifelnd an. «Das würde mich wundern. Das würde mich sehr wundern.»
    Race sah auf seine Armbanduhr. «Er soll gleich hier sein.»
    Jim Fanthorp begriff den Hinweis sofort und ging.
    Zwei Minuten später erschien Andrew Pennington. Sein Auftreten war ganz die lächelnde Selbstsicherheit des Stadtmenschen. Nur sein energisches Kinn und seine wachsamen Augen verrieten, dass er ein erfahrener Kämpfer und auf der Hut war. «Nun, meine Herren», sagte er, «hier bin ich.»
    Er setzte sich und sah sie fragend an.
    «Wir haben Sie hergebeten, Monsieur Pennington», fing Poirot an, «weil klar auf der

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