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Der Tod auf dem Nil

Der Tod auf dem Nil

Titel: Der Tod auf dem Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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war Pennington in Verlegenheit. Seine Augen flackerten.
    Colonel Race setzte energisch nach. «Nun kommen Sie, Mr. Pennington», herrschte er ihn an, «wir haben einige Gründe für die Annahme, dass Sie mit der Normandie gekommen sind und nicht mit der Carmanic, wie Sie behaupten. In diesem Fall haben Sie Mrs. Doyles Brief bekommen, bevor Sie New York verließen. Es bringt nichts, das zu leugnen, es ist nämlich das Einfachste auf der Welt, die Schifffahrtsgesellschaften zu überprüfen.»
    Andrew Pennington langte abwesend nach einem Stuhl und setzte sich. Seine Miene war unerschüttert – ein Pokerface. Hinter dieser Maske machte sich sein flinker Verstand auf den nächsten Zug gefasst. «Das muss ich Ihnen lassen, meine Herren. Sie sind zu clever für mich. Aber auch ich hatte Gründe für mein Verhalten.»
    «Zweifellos.» Race klang schroff.
    «Wenn ich sie Ihnen sage, dann in aller Vertraulichkeit, damit wir uns richtig verstehen.»
    «Ich denke, Sie können darauf vertrauen, dass wir angemessen damit umgehen. Eine Blankogarantie kann ich Ihnen selbstverständlich nicht geben.»
    «Also gut», seufzte Pennington. «Ich will reinen Tisch machen. Es gab ein paar krumme Dinge in England. Das hat mir Sorgen gemacht. Brieflich konnte ich nicht viel tun. Die einzige Möglichkeit war hinfahren und selber nachsehen.»
    «Was meinen Sie mit ‹krumme Dinge›?»
    «Ich hatte Grund zu der Annahme, dass Linnet beschwindelt wurde.»
    «Von wem?»
    «Von ihrem britischen Anwalt. Nun ist das ja kein Vorwurf, mit dem man einfach so um sich wirft. Ich beschloss also, sofort hinzufahren und mir selber ein Bild zu machen.»
    «Das macht Ihrer Wachsamkeit gewiss alle Ehre. Aber warum das kleine Täuschungsmanöver mit dem Brief, den Sie angeblich nicht bekommen hatten?»
    «Na, ich bitte Sie –» Pennington spreizte die Hände. «Man kann doch einem Hochzeitspaar nicht in die Flitterwochen platzen, wenn man dann nicht Nägel mit Köpfen machen und seine Gründe belegen kann. Ich hielt es für das Beste, sie ganz zufällig zu treffen. Außerdem wusste ich auch nichts über den Ehemann. Er hätte doch sehr wohl in die Schiebereien verwickelt sein können.»
    «Ihr gesamtes Handeln war demnach komplett uneigennützig», bemerkte Race trocken.
    «Sie sagen es, Colonel.»
    Es gab eine Pause. Race sah Poirot an.
    Der kleine Mann beugte sich vor. «Monsieur Pennington, wir glauben kein Wort von Ihrer Geschichte.»
    «Warum, zum Teufel? Und was zum Teufel glauben Sie dann?»
    «Wir glauben, dass Linnet Ridgeways überraschende Heirat Sie finanziell in die Klemme gebracht hat. Dass Sie postwendend hierher kamen, um einen Ausweg aus der Bredouille zu suchen, in der Sie stecken – das heißt um irgendwie Zeit zu gewinnen. Dass Sie zu diesem Zweck darauf aus waren, Madame Doyles Unterschrift unter gewisse Papiere zu bekommen, und gescheitert sind. Dass Sie während der Fahrt den Nil hoch in Abu Simbel auf der Klippe entlanggegangen sind und den Felsbrocken gelockert haben, der dann herunterfiel und sein Ziel nur sehr knapp verfehlte…»
    «Sie sind ja wahnsinnig.»
    «Wir glauben, dass sich eine ähnliche Gelegenheit auf der Rückfahrt ergab. Das heißt, es bot sich die Möglichkeit, Madame Doyle aus dem Weg zu räumen, und zwar zu einem Zeitpunkt, zu dem ihr Tod fast mit Sicherheit jemand anderem zugeschrieben werden würde. Wir glauben nicht nur, wir wissen, dass Ihnen der Revolver gehört, mit dem eine Frau getötet wurde, die uns gerade den Namen der Person verraten wollte, von der sie mit Grund annahm, sie habe sowohl Linnet Doyle als auch deren Dienstmädchen Louise getötet –»
    «Zur Hölle!» Der Ausbruch war so heftig, dass er Poirots eloquenten Fluss unterbrach. «Worauf wollen Sie hinaus? Sind Sie verrückt? Was für ein Motiv hätte ich denn, Linnet umzubringen? Ich würde ihr Geld nicht kriegen; das kriegt ihr Mann. Warum schnappen Sie sich den nicht? Der profitiert doch – nicht ich.»
    Race antwortete kalt: «Doyle hat den Salon am Abend der Tragödie nicht verlassen, bis er selbst angeschossen und am Bein getroffen wurde. Dass er danach unmöglich auch nur einen Schritt tun konnte, bestätigen ein Arzt und eine Krankenschwester – zwei unabhängige und vertrauenswürdige Zeugen. Simon Doyle hätte seine Frau nicht umbringen können. Er hätte auch Louise Bourget nicht umbringen können. Und er hat definitiv nicht Mrs. Otterbourne umgebracht. Das wissen Sie so gut wie wir.»
    «Ich weiß, dass er Linnet nicht

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