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Der Tod aus dem Norden

Der Tod aus dem Norden

Titel: Der Tod aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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prallte und neben ihm liegenblieb.
    An anderen Küstenteilen waren die Teile der in Seenot geratenen Schiffe angeschwemmt worden. Das Meer gab die Seeleute nicht frei. Es hatte die Körper in die liefe gerissen und möglicherweise den Wikingern dafür die Freiheit gegeben.
    Ein sehr schlimmer Austausch, wenn es stimmte.
    Gab es überhaupt noch Hoffnung? Der Reverend war es gewohnt, immer optimistisch zu denken. Für die nähere Zukunft des Ortes sah er jedoch schwarz, auch wenn Hilfe aus London zu erwarten war. Aus dem Pub winkte man ihm zu. Er ging wieder hinein, drosch die Tür ins Schloß und hörte Logans Frage: »Gibt es noch eine Hoffnung für uns, Reverend?«
    Castor lachte verkrampft. »Darüber habe ich gerade nachgedacht.«
    »Mit welchem Ergebnis?«
    »Mit keinem, Männer.« Der Pastor hob die Schultern. Da stand das Schiff wie ein Bühnenbild, mit geblähtem Segel und der mächtigen Bugverzierung, die einen Drachenschädel symbolisierte. Suko und Braddock hielten sich hinter mir auf. Vor allen Dingen Suko stemmte sich gegen die Tür, damit sie nicht zuhämmerte und wir dem Drachenschiff schutzlos ausgeliefert waren. Meiner Schätzung nach war es zwischen fünfundzwanzig und dreißig Yard lang, vielleicht fünf Yard breit und besaß eine sogenannte Klinkerbeplankung sowie einen umlegbaren Mast mit Rahsegel.
    Das Schiff besaß kein Ruder im landläufigen Sinne, dafür am rechten Schiffsende einen großen Steuerriemen, der in einer Schlinge steckte. Ich hatte mal gelesen, daß die Bezeichnung Steuerbord von diesem Schiffstyp abstammte.
    Das Schiff rührte sich kaum. Es widerstand den überfallartigen Böen, schwebte aber über dem Boden wie auf einem Luftkissen. Eine andere Kraft hielt das Drachenschiff in dieser freien Lage. Zu sehen war sie allerdings nicht. Mir flößte das Schiff auch keine Furcht ein. Ich hatte mich schon daran gewöhnt, denn mir war der Anblick im Laufe der Zeit schon vertraut geworden.
    Hinter den hohen Bordwänden hielt sich die Besatzung versteckt. Wir mußten davon ausgehen, daß es sich um untote Wikinger handelte, wobei ich mich allerdings fragte, weshalb sie gekommen waren. Wollten sie vielleicht ihren toten Kumpan abholen?
    Suko beschäftigten die gleichen Gedanken. Erschlug vor, den Toten zu holen.
    »Okay, macht das!«
    »Verrückt!«, keuchte Braddock. »Ihr seid beide verrückt. Vom Wahnsinn befallen.«
    Wir hörten nicht auf ihn. Suko war im Haus verschwunden und schleifte wenig später die Leiche heran, die er vor dem Haus zu Boden sinken ließ, so daß der Tote auch gesehen werden konnte. Wie würden die Wikinger auf diesen Anblick reagieren?
    Zunächst warteten sie ab. Suko blieb neben der Leiche stehen, als wollte er die Meute auf dem Schiff bewußt provozieren. Ich flüsterte ihm zu, zurückzukommen, doch Suko wollte nicht.
    »Am liebsten würde ich dem Schiff einen Besuch abstatten«, erwiderte er leise.
    Es war ungewöhnlich. Wir konnten in einer normalen Lautstärke reden, weil der Sturm eine Pause eingelegt hatte. Er schien sich mit den Untoten verbündet zu haben.
    Auch der Himmel zeigte eine leichte Änderung. Die Wolken jagten nicht mehr über ihn hinweg. Sie blieben beinahe wie lange, mächtige Streifen liegen und bewegten sich nur langsam.
    Einiges war anders geworden. Ich hörte Braddock hinter mir reden. Zuerst achtete ich nicht auf die Worte, dann aber wurde ich aufmerksam.
    »Das habe ich mir gedacht! Sie… sie sind zurückgekommen, sie mußten es ja…«
    Rasch drehte ich den Kopf. »Was haben Sie da gesagt?«
    »Nichts, gar nichts.«
    »Doch. Sie sprachen davon, daß die Wikinger zurückkehren mußten. Was hat das zu bedeuten?« Clive Braddock zog den Kopf ein. Die Haut auf seiner Stirn bekam einen Schweißfilm. »Ich habe nur mit mir geredet, Sinclair, nur mit mir selbst.«
    Suko hatte nichts gehört. Ihm bereitete das Drachenschiff mit den Wikingern Sorge. »Verdammt, John, sie tun nichts. Sie schweben vor uns. Wenn sie angreifen würden, okay, aber weshalb warten sie ab? Sollen wir ihnen den Toten an Bord schleppen?«
    »Toll. Dann könnten wir noch mit ihnen fahren.«
    Wir irrten uns. Die Wikinger wußten sehr wohl, was sie wollten. Es schob sich eine Gestalt über die Bordwand. Sie mußte auf einem erhöhten Gegenstand stehen, anders war ihr Erscheinen nicht zu erklären. Als sich dieser Mensch uns zeigte, da spürten wir beide das Kribbeln, denn wir wußten sofort, daß dies nicht nur irgendein Wikinger war. Es mußte der Anführer sein.
    Von ihm

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