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Der Tod aus dem Norden

Der Tod aus dem Norden

Titel: Der Tod aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte mich nicht gefesselt. Ich konnte mich frei bewegen, glaubte allerdings daran, daß die Hütte bewacht wurde.
    Mich störte besonders der Gestank. Ein widerlich ranziger Öl-oder Fettgeruch, als hätten sich die Krieger mit diesem eklig riechenden Zeug eingerieben.
    Meine Knochen waren heil, der Schädel hatte auch nichts abbekommen, und ich selbst fühlte mich fit. Natürlich stand ich unter Spannung. Aber in mir keimte auch eine gewisse Neugierde auf, die ich so schnell wie möglich befriedigen wollte.
    Aufrecht stehen konnte ich nicht. Dafür war die Holzhütte nicht hoch genug. Ich mußte schon den Kopf einziehen, wenn ich nicht gegen das Dach stoßen wollte.
    Vorsichtig stand ich auf, blieb gebückt stehen, ging wieder auf Hände und Knie nieder und bewegte mich in dieser Haltung auf den Ausgang der Hütte zu.
    Es gab in diesem Rund weder eine Sitz-noch eine Schlafgelegenheit, nur den sehr harten, festgestampften Lehmboden, von dem aus die Kälte in meinen Körper kroch.
    Der Ausgang war nur mehr ein Loch. Wenn ich hinausschaute, sah ich Beine, mal eine Hüfte, mehr nicht. Demnach mußten vor der Hütte Wachen aufgestellt sein, die ständig hin-und herpatroullierten. Zum Glück glotzte niemand hinein.
    Die Wikinger waren zur Hälfte mit Fellen bedeckt. Eine Art Vorläufer unserer Knieschoner. Auch hatte ich Waffen sehen können. Zumeist Lanzen, Keulen und Äxte.
    »Ich würde an Ihrer Stelle die Hütte nicht verlassen!« Wispernd war hinter mir die Stimme aufgeklungen, die mich regelrecht erstarren ließ
    »Braddock?« fragte ich.
    »Wer sonst?«
    Verflixt, ihn hatte ich vergessen. Natürlich, er war auf das Schiff zugerannt, und ich hatte ihn verfolgt. Beide waren wir an Bord geholt worden, als menschliche Beute, mit der ciie Wikinger wer weiß was anstellen konnten.
    »Weshalb soll ich bleiben?«
    »Wenn Sie den Kopf durch das Loch stecken, schlagen die Kerle Ihnen den Schädel ein!«
    »Das würde mir nicht gefallen. Wer läuft schon gerne mit weicher Birne durch die Gegend?«
    »Eben.«
    Wenigstens hatte Braddock Humor und nahm die Gefangenschaft relativ gelassen.
    Ich drehte mich auf der Stelle um, blieb allerdings in der Haltung und richtete meinen Blick dorthin, wo kaum Licht hinfiel. Da war es ziemlich düster, und mein Begleiter tauchte in die Schattenecke ein. Deshalb hatte ich ihn nicht gesehen. Jetzt aber bewegte er sich und ging in die Knie. Sein Gesicht schälte sich allmählich wie eine Maske hervor, als er mir zunickte. »Wir sitzen beide im Mist.«
    »Und das noch freiwillig.«
    Er gluckste beim Lachen. »Mist, warum mußten Sie mir auch folgen?«
    »Gegenfrage: Weshalb sind Sie auf das verdammte Schiff zugelaufen und haben sich an Bord holen lassen?«
    »Ich hatte meine Gründe.« Er hob den Kopf an und starrte gegen den schmalen Ausgang.
    »Nur Sie?«
    »Ja, zum Henker. Sie haben doch mit den Wikingern nichts zu tun gehabt, auch wenn mir Ihr Kollege sagte, daß Sie ihretwegen gekommen sind. Das… das glaube ich nicht.«
    »Es stimmt aber.«
    »Dann erklären Sie sich.«
    »Nein, Mr. Braddock, das müssen Sie machen. Ich habe meine Erinnerung nicht verloren. Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie etwas von einer Puppe gerufen, bevor Sie an Bord gezerrt wurden.«
    »Ach ja?« Seine Stimme klang abweisend. »Habe ich das?«
    »Bestimmt sogar.«
    »Sie müssen sich verhört haben.«
    Ich wollte mich von ihm nicht auf den Arm nehmen lassen. Er saß links von mir. Ich drehte mich herum und umfaßte seine Schulter. »Hören Sie zu, Mann. Das hier ist kein Spiel. Wir sind zwei Gefangene in einer verdammt üblen Welt. Wenn wir nicht zusammenhalten, können die Wikinger davon nur profitieren. Legen Sie die Karten auf den Tisch. Was war mit der Puppe?«
    »Sie gehörte meinen Eltern.« Diesmal antwortete Braddock spontan.
    »Und weiter?«
    »Sie haben sie vergraben. Sie fanden sie irgendwann einmal. Meine Eltern wußten genau, daß im Wald von Seabrake sich ein magisches Kraftfeld aufgebaut hatte. Mutter und Vater waren sehr sensibel. Nicht grundlos wohnten sie außerhalb von Seabrake. Sie wollten ihre Ruhe haben und den Forschungen nachgehen.«
    »Bezogen die sich auf die Wikinger?«
    »Nicht alle, Mr. Sinclair. Meine Eltern waren sensitiv. Die Mutter legte Karten, mein Vater gehörte zu den sichersten Wünschelrutengängern, die Sie sich vorstellen können. Sie haben sich auch für die alte Geschichte ihrer Heimat interessiert, und da mußten sie zwangsläufig auf die Wikinger stoßen, wenn sie

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