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Der Tod bin ich

Der Tod bin ich

Titel: Der Tod bin ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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Küche. Er wirkte etwas beleidigt.
    – Im Kühlschrank.
    Ich öffnete die Flasche. Leo beäugte mich misstrauisch.
    – Ich würde es an deiner Stelle nicht tun.
    – Keine Chance, Leo. Ich reise.
    Nach meinem Entschluss waren nicht mehr viele Worte nötig. Ich sagte Mira Bescheid und packte meinen Rucksack.
     
19.
    Man kannte sich. Der Kellner des
Maison du Prussien
lotste Aaron Malikow an einen Tisch. Offenbar hatte Grigorij reserviert. In einer Karaffe war Wodka bereitgestellt, auf einer Platte waren Zakuski, scharf-saure Heringshappen und Gürkchen vor allem, appetitlich angerichtet.
    – Alles recht so?
    Malikow fuhr herum.
    – Oleg?
    Oleg setzte sich.
    – War sicherer so, Grigorij die Verabredung mit dir treffen zu lassen.
    Oleg goss Wodka ein.
    – Gibt es Probleme?
    Gleichmütig lächelnd bediente sich Oleg bei den Häppchen.
    – Wie man es nimmt. Zumindest haben wir eines weniger.
    Er holte aus seiner Jacketttasche einen Zeitungsausschnitt und schob ihn Malikow zu.
    – Ich nehme an, du gehörst nicht zu denen, die regelmäßig den Lokalteil der Tageszeitung studieren.
    Malikow überflog den Artikel. Im Grunewald unweit der Krummen Lanke war ein älterer Mann tot mit Bauchschüssen aufgefunden worden. Seinen Papieren zufolge handelte es sich um Phil Hummer, einen Amerikaner. Da der Tote keine seiner persönlichen Wertsachen mehr bei sich trug, mutmaßte die Zeitung, es könne sich um einen Raubmord handeln.
    – Salantino?
    Oleg nickte.
    – Wir wissen das nun definitiv.
    – Und Fred Fridge?
    – Sitzt nach unserem Kenntnisstand wieder im schönen Cambridge.
    Malikow schwieg verblüfft.
    – Sie haben sich gegenseitig zu liquidieren versucht?
    – So sieht das aus.
    – Aber das ergibt doch überhaupt keinen Sinn! Sie tun sich zusammen, tauchen hier auf und beschatten mein Haus, bis dann einer dem anderen eine Kugel in den Leib jagt.
    Oleg hob das Glas.
    – Wie auch immer, jedenfalls bist du sie los.
    – Tatsächlich? Was macht Fred denn jetzt? Ist er abgehauen, besorgt er sich Verstärkung oder was?
    Olegs Augen verengten sich zu Schlitzen.
    – Lass die Finger davon, Aaron!
    – Du hast leicht reden. Seit Wochen hocke ich in meinem Haus eingesperrt wie in einen Bunker. Über mir braut sich etwas zusammen. Aber mir sind die Hände gebunden. Ich komme keinen Schrittvorwärts. Ich weiß nicht, wer Oftenhain umgelegt hat, ich verstehe noch nicht einmal, worum es geht. Und jetzt hockt Fred wieder zu Hause. Und was soll ich tun?
    Er warf die Serviette vor sich auf den Tisch. Oleg fasste begütigend nach seinem Unterarm.
    – Nichts, wenn man deinem Rat folgt! Man muss die anderen zwingen, endlich ihre Karten aufzudecken. Ich will wissen, um welchen Einsatz hier gespielt wird.
     
20.
    Seit dem Erwerb des Buchs war Ella in ein Zwiegespräch mit Bertold eingetreten. In lebhaften Träumen begegnete sie ihm erneut als dem jungen Mann, den sie geliebt hatte. Er hielt sie umfangen, strich über ihren schwangeren Bauch und erzählte von seiner Arbeit. Das Fenster ihres Schlafzimmers war geöffnet, von unten drang der Rauch und der malzig-saure Bierdunst der Schwabinger Wirtschaft herauf. Sie fühlte, schmeckte und roch ihre Erinnerungen, als wäre sie in diese Zeit heimgekehrt. An solchen Bildern wollte sie festhalten, nur in ihnen war aufgehoben, was er ihr bedeutete. Dieser Bertold war vor langer Zeit gestorben, und sie hatte es nie wirklich über sich gebracht, den verwirrten Büßer, den schrulligen Gärtner und Einsiedler als dieselbe Person anzunehmen. Sie hatte den anderen in, wie sich später herausstellte: unwissender Unschuld beweint, sein Tod war ein Verlust, den sie bis zur Neige auszukosten hatte und der danach ihr ganzes Leben umwarf. Als Richard Eulmann zurückkehrte, war der Platz, den Bertold eingenommen hatte, nicht mehr frei. Nicht das Scheitern seines großen Lebensplans war dafür maßgeblich, es war der, wie sie es empfand: Verrat, den er an ihr durch sein Doppelleben begangen hatte. Gleichgültig, wie schuldlos er dort hineingeraten war, er durfte die Liebesbeziehung mit ihr nicht führen, solangediese Verstrickung sein Leben bestimmte. Bertold nahm ihre Haltung ohne Widerrede an, die Heirat mit Senoner, den Entzug seines Sohnes – all das schien ihm ein zwingendes Opfer, das ihm abverlangt wurde und dem er sich widerspruchslos fügte. Nur später, als Tino aus dem Haus drängte, gestattete sie ihm, ihn in seine Obhut zu nehmen.
    Der Tod Richard Eulmanns war für sie weniger bedrängend

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