Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)
als er fortfuhr: »Auf einem Hausboot. Es gibt zehn Verdächtige, ihr habt den Tatort abgeriegelt. Und jetzt soll ich kommen, um den Kutter aus dem Dreck zu ziehen.«
»Nein, Mijnheer Poirot, auf Camping de Grevelinge , es gibt tausendneunhundertvierundzwanzig Verdächtige, von denen die Hälfte am nächsten Samstag wieder abreist. Und jetzt schwing deinen durchtrainierten Hintern ins Auto und komm her!«
Zwei Dinge fielen ihm auf. Erstens: Brigadier Annemieke Breukink hatte seinen Hintern zur Kenntnis genommen. Zweitens: Sieben Jahre, das war eine verdammt lange Zeit!
2
Endlich wieder auf Barrys Terrasse. Ich hatte vergessen, wie hier die Luft riecht. Sie riecht nach Salz und See und Sand. Unser Urlaub hatte begonnen. Endlich wieder Wohnwagen, endlich wieder Windmühlen, Grachten und den Hintern aufs Fahrrad! Vor ein paar Stunden hatte ich nicht geglaubt, dass wir es heute noch schaffen würden. Der erste Urlaubstag von Familie Lehnen läuft immer gleich ab.
Wir müssen früh aufbrechen, denn es dauert ein paar Stunden, bis wir es uns richtig gemütlich gemacht haben. Erst muss die Kaffeemaschine aufgebaut, Strom und Wasser müssen angeschlossen werden. Dann werden Nachbarn begrüßt, der Tisch wird nach draußen gestellt und Stühle drum rum. Und wenn das alles erledigt ist, fehlt noch etwas Entscheidendes: Wir müssen früh genug auf dem Campingplatz sein, damit wir noch im Hellen an den Strand können! Also nehmen wir uns stets vor, spätestens um zehn loszufahren.
Dann jedoch fehlte Tristans Angelausrüstung. Gegen elf musste Anne noch eben kurz überprüfen, ob Waschmaschine und Trockner aus waren, und als endlich alle im Auto saßen, hatte Edda die Adressen der Freundinnen nicht dabei. Die sind im Computer, aber der Drucker ist kaputt. »Papa, ich schreib die ganz schnell ab!« Gegen zwölf waren die Kaninchen noch nicht gefüttert. Und um halb eins kriegte ich Hunger.
Es war schon elf Minuten nach zwei, als wir dieses Mal endlich im Auto saßen. Anne lächelte mich von der Seite an und sagte: »Weißt du noch, vor sieben, acht Jahren, da hatten wir noch die Benjamin-Blümchen-Kassette in der Stereoanlage. Die haben wir in einem einzigen Urlaub hundertneununddreißig Mal gehört.«
Ich seufzte wehmütig. »Ja, vor sieben, acht Jahren, da hatten wir noch einen Kassettenspieler im Auto. Heute wissen Edda und Tristan nicht mal mehr, wie Kassetten aussehen.«
Tristan saß hinter mir, Edda hinter Anne. Beide konnten unser Gespräch nicht mithören, weil sie die kleinen weißen Ohrstecker ihrer MP 3 -Player in den Ohren hatten. Sie hören nicht mehr Benjamin Blümchen. Tristan hört am liebsten Rap: Eminem, Bushido oder Snoop Dogg. Edda steht auf Tokio Hotel.
Ich habe mir den Sänger der Band, diesen Bill, den mit den langen schwarzen Haaren und mit den schwarz geschminkten Augen, ganz genau angeschaut. Ich muss über ihn Bescheid wissen, weil es immerhin sein kann, dass er mein Schwiegersohn wird. Er weiß es noch nicht, aber Edda ist sich sehr sicher!
Ich habe mittlerweile Konzerte von Tokio Hotel, Bushido, und 50 Cent hinter mir. Falls Sie irgendwann auf die Idee kommen sollten, ein 50 -Cent-Konzert besuchenzu wollen, kann ich Ihnen nur davon abraten. Der Mann steht fünfzig Minuten auf der Bühne, dann schmeißt er seine Schuhe ins Publikum und haut ab. Und er kommt nicht wieder, keine Zugabe, nix! Außerdem heißt er zwar 50 Cent, kostet aber 50 Euro. Bei Tokio Hotel ist schon mehr los. Ich weiß nicht, ob Sie wissen, dass ein startender Jumbo in hundert Metern Entfernung einen Krach von hundertdreißig Dezibel verursacht. Beim Tokio-Hotel-Konzert im Palladium in Köln wurden hundertsiebenunddreißig Dezibel gemessen, noch bevor die Jungs auf der Bühne waren, nur durch das Gekreische der viertausend aufgebretzelten Weihnachtsbäume im Publikum.
Jetzt denken Sie wahrscheinlich: Na, wenn die Kinder die Musik im Auto über Kopfhörer gehört haben, dann war es ja kein Problem. Es wäre auch keins gewesen, wenn sie nur zugehört hätten. Aber beide sangen mit!
Etwas anderes hatte sich ganz eindeutig zum Positiven gewendet : Auf dem Campingplatz de Grevelinge in Walcheren wartete unser Dethleffs 560 TK auf einem Stellplatz mit sanitair privé, einem kleinen Waschhaus ganz für uns alleine, mit Dusche, mit Waschbecken, mit Toilette, einem kleinen Nasszellenbereich, den Anne mit viel Liebe und mit vielen blauweißen Accessoires in einen maritimen Wellnessbereich auf zweieinhalb
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