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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ich, Gott sichergestellt, dass selbst jene, die es am wenigsten verdienen, ihr Quentchen bedingungslose Liebe abbekommen. Wenn ich Esther wollte, dann war Ted Teil des Geschäfts.
    Wir trafen uns in der Folgezeit, oder besser, sie und Emil trafen sich, in gehöriger Entfernung zum luxuriösen Teil des Ferienorts, wo Daph Hof hielt, und lungerten mit den Studenten in der Bengel-Bar herum, wo ich George Heywood und der netten Charley begegnete.
    Mit jedem Treffen wurde es besser, und am Ende ihres Urlaubs wusste ich, dass ich ihr, egal, was noch kommen sollte, nach Hause zu folgen hatte.
    Und Gott, der in tiefstem Herzen ein alter Romantiker ist, schrieb das perfekte Drehbuch dazu!
    Trotz aller Versuche, den Aufenthalt so lange wie möglich hinauszuzögern, war es für Lester an der Zeit, nach Sandytown zurückzukehren. Mittlerweile waren wir die besten Kumpel, und nichts erschien natürlicher, als dass ich mit ihm nach England ging, nach Yorkshire, das ich so gut kannte, um mich nahe des Avalon niederzulassen, wo ich behandelt werden konnte.
    Ich kann kaum beschreiben, mit welcher Freude ich die Reise antrat – und mit welchem Widerwillen Lester die seine!
    Ich richtete mich in meinem Cottage ein, das ich so sicher wie nur möglich machte. Manchmal kam mich Ess auf Teds Bike besuchen. Manchmal trafen wir uns woanders, in einiger Entfernung, wo ich zu Emil wurde und wir ganze Wochenenden zusammen verbringen konnten. Ich genoss meine beiden Leben, freute mich aber immer auf den Tag, an dem ich, mit Esther an meiner Seite, erneut und für immer auf meinen eigenen Beinen stehen konnte.
    Das konnte nicht geschehen, solange Daph am Leben war. Aber ich schwöre Ihnen, Andy, kein einziges Mal ging mir auch nur der Gedanke durch den Kopf, sie loszuwerden! Denn, ich kann es nicht anders sagen, ich schloss sie zunehmend ins Herz und genoss es, sie bei ihren Spielchen zu beobachten. Ich wurde zu so etwas wie ihrem Günstling. Sie sah, wie nahe ich Lester stand, und hielt es für durchtrieben, wenn sie mir aus der Nase ziehen konnte, welche Gefühle er ihr entgegenbrachte und was alles mit Pet Sheldon ablief. Aber ich glaube, sie erkannte in mir auch einen verwandten Geist, jemanden, der nicht viele Skrupel kannte, wenn es darum ging, das zu bekommen, was er wollte.
    Damit zum Tag des Grillfests.
    Ich saß in meinem Rollstuhl, genoss den Champagner und beobachtete das Unwetter, das das Meer zum Schäumen brachte, als Esther zu mir kam. Sofort wusste ich, dass etwas nicht stimmte. In der Öffentlichkeit behandelte sie mich gewöhnlich wie ein Möbelstück.
    Sie war schrecklich aufgewühlt. Etwas Furchtbares sei geschehen, sagte sie mir.
    Teddy habe Tante Daphne umgebracht!
    Mir blieb, wie Sie vielleicht sagen würden, die Spucke weg. Esther erzählte mir, sie sei herumspaziert und dabei zufällig auf die Tote gestoßen, die hinter dem Grill im hohen Gras lag. Ich fragte sie, woher sie wisse, dass Ted es gewesen war. Sie zeigte mir das klobige Uhrenimitat, das er trägt, und sagte, es habe an Daphs Kleid gesteckt. Daneben habe Daph an jenem Tag Ted ein neues Testament vorgelegt, in dem er enterbt worden sei, und sie hätten deswegen eine fürchterliche Auseinandersetzung gehabt.
    Nun, Andy, Sie und ich, vernünftige Burschen, die mit einem Auge immer die Realität im Blick behalten, hätten sofort schlussfolgern können, dass es der denkbar schlechteste Moment wäre, jemanden umzubringen, wenn man von dieser Person soeben aus dem Testament gestrichen worden war.
    Ted jedoch lässt sich in seinem Verhalten nur selten von der Vernunft leiten, daher zögerten weder Ess noch ich auch nur eine Sekunde, ihn für die Tat verantwortlich zu machen. Und auch die Dummheit, seine Uhr am Tatort zurückzulassen, erschien uns als außerordentlich typisch für ihn.
    Ich fragte, wo Ted sich im Moment aufhalte. Sie wisse es nicht, aber sie könnte ihn suchen gehen. Das Unwetter setzte gerade ein, alle eilten ins Haus, daher sagte ich: »Zeig mir die Leiche.«
    Sie führte mich hin. Von Ollie Hollis am Grill fehlte jede Spur, was mir seltsam vorkam. Daphne tot im Gras liegen zu sehen war wirklich ein erschütternder Anblick. Sie war so voller Leben, so vital für ihr Alter gewesen, ein Energiebündel! Ein Ende wie dieses hatte sie nicht verdient. Ich war wütend auf Ted, um Esthers willen musste ich allerdings versuchen, ihn zu schützen.
    Esther hatte die Uhr an sich genommen, aber Gott allein wusste, welche Spuren der Idiot noch hinterlassen

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