Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
Vom Netzwerk:
sie heute mit dir? Das meinte sie wirklich!
    Er schluckte schwer. Mach schon. Wo blieb der Machoin ihm? Zu seinem Leidwesen schaffte er es jedoch nur teilweise, den hervorzukehren.
    »Hängt ganz davon ab. Sag mir, hat sie morgen Dienst beim Frühstück? Wenn ja, bringe ich sie besser rüber. Wenn nicht, dann sollte sie lieber im Bett bleiben.«
    »Nein. Sie kann ihren Rausch ausschlafen. Doris ist da, und Smudger hat auch versprochen, früh zu kommen. Er muss die Vorküche für die Agatha-Christie-Leutchen übernehmen.«
    »Prima. Ich glaube, sie sollte ihren Rausch ausschlafen.«
    »Ich vermute, sie hat dir erzählt, dass sie diesen Hund verloren hat?«
    »Ja. Und das hat sie gefeiert, und deswegen denke ich, es wäre das Beste, wenn sie m... äh bei mir schläft.«
    Er warf den Kopf in den Nacken, ärgerte sich maßlos, dass seine Zunge über dieses eine Wörtchen »mit« gestolpert war. Er hätte es ahnen müssen.
    Es ist alles in Ordnung, beteuerte er sich. Es ist in Ordnung. Du hast nicht gelogen. Er wollte nicht mit Honey schlafen, er war nur fürsorglich. Diesen Eindruck beabsichtigte er zu vermitteln. Honey hatte jedenfalls mehr und schneller getrunken als sonst, also war alles cool, alles war in Ordnung, und – Scheiße – Lindsey sagte gerade was.
    »Das ist ja furchtbar. Der arme Hund! Also wirklich, meine Mutter kann manchmal so egoistisch sein!«
    Lindseys Kritik an ihrer Mutter überraschte ihn. Sie schien immer so freundlich, so einverstanden mit allem, was ihre Mutter tat.
    »Das klingt ganz so, als täte dir die verschwundene Bobo leid. Ich dachte, sie hatte Probleme, war nicht stubenrein und so.«
    »Na ja, stubenrein ist Bobo nicht. Sie hat überhaupt keine Erziehung genossen. Darum hat sich ihr Frauchen nicht gekümmert.«
    »Das kannst du doch gar nicht wissen.«
    »Machst du Witze? Hast du Dora je kennengelernt? Die hat sich nie mehr als unbedingt nötig bewegt.«
    Doherty antwortete, er hätte die Dame nie persönlich erlebt, könnte dazu also nichts sagen. Er wollte dieses Telefonat so schnell wie möglich hinter sich bringen. Er wollte sich neben Honey kuscheln, auch wenn die völlig weggetreten war. In erster Linie jedoch wollte er das Telefonat beenden, weil ihm Lindsey ein schlechtes Gewissen bereitete.
    Lindsey war aber gerade so schön in Schwung. Sie wusste wirklich viel über Hunde. Wenn er es recht bedachte, wusste sie über einen Haufen Themen viel.
    »Das geht also von dir aus in Ordnung, dass deine Mutter hier übernachtet?«
    »Klingt ganz so, als hättest du keine andere Wahl. Und, Steve ...«
    »Ja?«
    »Ich bin über achtzehn. Und meine Mutter auch.«
    »Das weiß ich. Was ich meinte, war ...«
    Er wusste nicht, was zum Teufel er meinte. Honey hatte ihm einmal gesagt, sie hätte manchmal das Gefühl, sie wäre achtzehn und Lindsey wäre ihre Mutter. Er begriff allmählich, was sie damit sagen wollte.
    Lindsey gab ihm noch ein paar gute Ratschläge. »Gib ihr ein Glas heiße Milch und ein paar Aspirin und deck sie gut zu. Und morgen früh halte am besten den Ball ganz flach.«
    »Du willst andeuten, dass sie schlecht gelaunt sein könnte?«
    »Du kennst doch den Film, in dem sich goldige kleine Wesen in schreckliche Monster verwandeln, wenn sie mit Wasser in Berührung kommen? Meine Mutter ist so, wenn sie am Tag zuvor ein bisschen zu viel gebechert hat.«
    Er verzog das Gesicht zu einer gleichgültigen Miene. Das war keine neue Erkenntnis für ihn. Jeder, der morgens miteinem Kater aufwachte, war schlecht drauf. Inzwischen fühlte er sich bei diesem Gespräch mit der Tochter seiner Freundin ziemlich entspannt. Bis zum nächsten Ratschlag.
    »Zieh sie aber zuerst aus«, fügte Lindsey gerade noch hinzu.
    Doherty erbleichte. Lindsey sagte ihm allen Ernstes, er solle ihrer Mutter die Kleider ausziehen! Er spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg. Dann versuchte er, seine Nerven zu beruhigen, und überlegte, wie er die Unterhaltung in eine andere Richtung lenken könnte. Zuerst musste er Lindsey vom Thema abbringen, ihr dann erklären, warum Honey und er in diese Lage geraten waren, und zwar schnell.
    »Ich mache, was immer du sagst.« Er biss sich auf die Lippe. »Ich meine«, fügte er eilig hinzu und versuchte, sich wieder aus diesem Satz herauszuwinden, »es wäre ja kein gutes Beispiel für die Mitarbeiter, wenn ich sie in beschwipstem Zustand durch den Empfangsbereich tragen würde.«
    »Das habe ich nicht gemeint. Meine Großmutter ist immer noch hier. Wenn sie nicht

Weitere Kostenlose Bücher