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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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seiner Wohnung am Camden Crescent vor. Die Sonne schien, also hatte er das Verdeck offen. Das Haar wehte ihm ins Gesicht – wenn auch nur sanft, wie sie erfreut feststellte. Sie konnte jetzt keinen Sturm gebrauchen.
    Doherty rümpfte die Nase. »Der Geruch kommt mir irgendwie bekannt vor. Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Geruch?«
    Zuerst war sie sich nicht sicher, was er damit meinte. Dann kapierte sie es.
    »Oh! Du meinst meine Feuchtigkeitscreme?«
    »Ist es das, was ich rieche?«
    »Ich denke schon. Ich hatte nichts dabei, und da habe ich mir was aus der Dose mit dem blauen Deckel genommen.«
    »Oh!«
    Wie er »Oh« sagte, das hätte sie stutzig machen sollen. Aber sie verfolgte die Sache nicht weiter. Jedenfalls hatte er sich schon in den Verkehr eingefädelt – rascher als sonst, das musste man ihm neidlos lassen. Ein Fahrradfahrer konnte ihm gerade noch ausweichen. Ein Auto hupte.
    Was immer den Duft verursacht hatte, der Fahrtwind hatte ihn jedenfalls schnell weggeweht.
    »Wo fahren wir hin?«
    »Widcombe. Trudy Wendover lebt in einem der Wohnwagen, die dort das ganze Jahr über stehen. Sie konnte mir nicht viel Neues über unseren Freund Wright erzählen, außer dass sie ihn hasst, sich freut, dass er tot ist, und sich wünscht, sie könnte dem Täter einen Orden ans Revers heften. Außerdem hat sie ein Alibi. Alle Briefschreiber haben ein Alibi. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, aber vielleicht weiß sie oder eine der anderen Personen etwas darüber, wer dein blonder Jogger ist.«
    Mrs. Wendover lebte auf einem Gelände, das für Bewohner über fünfundfünfzig reserviert war. Am Eckfenster ihres Wohnwagens hingen Tüllvorhänge. Einer davon bewegte sich ein wenig, als Doherty und Honey vorfuhren. Sobald Mrs. Wendover erkannte, wer sie waren, ließ sie die Gardine fallen, und die Tür ging auf.
    Die Dame hatte eine formlose Figur, mausblondes Haar und zwar eine schöne Gesichtsform, aber das bleiche, ungeschminkte Gesicht einer Frau, der schon lange alles egal war.
    »Detective Chief Inspector. Wie wunderbar, Sie wiederzusehen.«
    Sie streckte ihm die Hand hin. Doherty schüttelte sie.
    »Das ist meine Assistentin, Mrs. Driver.«
    Mrs. Wendover musterte sie aus tiefliegenden Augen und mit herrisch vorgerecktem Kinn vom Scheitel bis zur Sohle. Honey kam zu dem Schluss, dass Mrs. Wendover beim arroganten Schauen ganz oben in jeder Liga mitspielen konnte.
    »Hocherfreut. Darf ich Ihnen Tee reichen?«
    Jede andere hätte gefragt, ob sie ein schönes Tässchen Tee haben wollten, aber Mrs. Wendover war eben aus der allerobersten Schublade. Früher war sie bestimmt ein hochnäsiges Chelsea-Mädchen gewesen und hatte eine teure Privatschule besucht. Jetzt lebte sie zwar in einem Wohnwagen, aber sie würde niemals die Innung blamieren.
    »Contenance und steife Korsetts«, murmelte Honey Doherty zu.
    »Wir wollen Ihnen keine Umstände machen«, antwortete Doherty, als sie in Mrs. Wendovers Wohnzimmer geführt wurden.
    Dort war alles weiß: Teppich, Möbel und Wände. Es sah insgesamt ziemlich elegant aus. Honey fragte sich, wie zum Teufel man das alles sauber halten konnte. Zu ihr würde das jedenfalls überhaupt nicht passen. Auch nicht zu ihren Gästen.
    Mrs. Wendover ließ sich in einem bequemen Sessel nieder. Zu ihren Füßen schlief eine Perserkatze in einem mit rosa Satin ausgeschlagenen Körbchen. Die schien zu spüren, dass Besuch gekommen war, reckte ein langes rauchgraues Bein und öffnete ein gelbes Auge. Dann beschloss sie, dass die Eindringlinge nicht von besonderem Interesse waren und keine unmittelbare Bedrohung darstellten, und schlief wieder ein.
    Doherty nieste. »Tut mir leid«, sagte er und rieb sich die Nase. »Katzenallergie.«
    »Das ist Sylvia«, sagte Mrs. Wendover.
    »Ich glaube, das mit dem Tee verschieben wir lieber«, sagte Doherty und tupfte sich die Nase mit einem extragroßen Papiertaschentuch.
    Honey wollte gerade anmerken, sie hätte noch gar nicht gewusst, dass er Probleme mit Katzen hatte. Da wurde ihr klar, dass er die Allergie nur als Vorwand benutzt hatte, um den Tee ausschlagen zu können. Sie hatten ja noch zwei weitere Leute zu besuchen.
    Die Katze hatte inzwischen den Entschluss gefasst, dass es Zeit war, aus dem Körbchen zu klettern. Nachdem sie sich genüsslich geräkelt hatte, schlang sie Honey ihren Schwanz um die Beine, während Doherty Mrs. Wendover nach dem blonden Jogger befragte.
    »Nein«, antwortete die. »Ich kann nicht behaupten, dass ich so jemanden mal

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