Der Tod ist kein Gourmet
Kinn mit zwei Fingern und schaute ihr tief in die Augen. Sie konnte ihren Blick gerade noch fokussieren, aber es fühlte sich an, als schwämme sie.
»Du hast Schlafzimmeraugen.«
»Dann brauche ich ja nichts mehr zu sagen.«
Sie hielt die Luft an, als sie auf die Frage wartete, die nun sicherlich kommen musste. Ich habe ein halbleeres Bett. Bist du dabei?
Aber die Frage stellte er nicht.
»Also, Honey, ich möchte, dass du jetzt ganz konzentriert nachdenkst. Hat der verrückte Jogger, den du heute getroffen hast, irgendeinen Namen erwähnt, als er dich nach diesen Briefen gefragt hat?«
Sie war enttäuscht. Kuscheln mit Doherty wäre ein netter Abschluss für den Abend gewesen. Sie riss sich zusammen – na ja, so zusammen, wie sie konnte.
»Ich kann mich nicht erinnern, dass er einen Namen erwähnt hat – weder seinen noch irgendeinen anderen. Er dachte, er könnte von mir diesen Brief kriegen und ich täte nur so, als wüsste ich nichts davon. Er hat mich mehrmals bedrängt. Ich habe immer wieder verneint, und dann hat er sich irgendwann Bobo geschnappt.«
»Verstehe.«
Doherty ließ ihr Kinn los und runzelte die Stirn. Den Ausdruck in seinen Augen konnte sie nicht erkennen, einerseits, weil er gerade nicht in ihre Richtung schaute, andererseits weil er im Augenblick an den Rändern ein wenig verschwommen aussah.
Sie seufzte und dachte dann an die Szenen, die sich wohl gerade im Zuhause des Hundeentführers abspielten.
»O Mann! Der wird das bereuen! Hab ich dir schon erzählt, dass Anna eine Kiste mit Einwegwindeln bei uns vergessen hat? Hab ich dir schon gesagt, dass Lindsey eine davon für Bobo zurechtgeschnitten hat? Ich wette mit dir, der Typ hat keine Pampers zu Hause. Ich wette, der geht ganz schnell welche kaufen!«
Sie lachte vor sich hin, trank aber nicht weiter von ihrem Tonic, als sie sah, dass Doherty sich nachdenklich an derUnterlippe zupfte und sich seine Lider halb über den wunderbar dunkelblauen Augen schlossen.
Sie schaute ihn weiter an, während sie versuchte, ihre Gedanken in so etwas wie eine logische Ordnung zu bringen. Irgendwas war hier seltsam. Doherty hatte überhaupt nicht gelacht, er sah nicht einmal belustigt aus. Im Gegenteil, er wirkte verdächtig nachdenklich. Das machte ihr Sorgen. Sollte das bedeuten, dass der Bobo-Entführer ein Haupttreffer war?
»Es gibt einen Brief? Willst du mir das sagen? Es gibt wirklich einen Brief?«
Er warf ihr einen heißen Blick zu. Der ernsthafte Detektiv war auf einmal verschwunden, und Honey wurden die Knie weich.
Doherty holte tief Luft. »Es gibt vier Briefe aus Bath, alle unterschrieben und alle von Leuten, deren Hotels er in seinen Kritiken heruntergemacht hat. Cynthia Wright hat solche Schreiben aus dem ganzen Land. Es ist gut möglich, dass der Typ, den du im Park getroffen hast, vielleicht nicht in Bath wohnte, als er den Brief verfasst hat. Unter Umständen hatte er anderswo ein Hotel, ist dann aber hierhergezogen, hat kürzlich zufällig Wright gesehen und sich gerächt.«
Honey verging das Lachen. Vier Briefe, vier Hotelbesitzer, vier Adressen. Sie mussten den wasserstoffblonden Mann finden, der Bobo als Geisel festhielt. Es würde eine Weile dauern, bis sie das alles durchgearbeitet und die Aufenthaltsorte der Briefeschreiber festgestellt hatten. Aber schließlich würden Dohertys Leute wohl den Richtigen aufspüren. Gut daran war, dass sie, Honey, auch ihre Rolle dabei gespielt hatte. Das Schlimme war, dass es ganz nebenbei bedeuten würde, dass Bobo sehr schnell wieder zu ihr zurückkommen würde.
»Hat er dich angerufen, irgendwie Kontakt mit dir aufgenommen?«, fragte Doherty.
Honey schüttelte den Kopf. Das schwummrige Gefühl, das die vier Drinks verursacht hatten, war auf einmal nicht mehr so angenehm.
»Nun ... irgendwie schon und irgendwie nicht. Er hat ja meine Handynummer nicht. Aber im Green River hat er angerufen. Ich habe ihm wieder gesagt, dass ich nichts von dem Brief weiß. Ich meine, da kann ja jeder anrufen, und er hat herausgefunden, dass ich die Verbindungsfrau zur Kripo bin. Er hat gedroht, wenn ich mir nicht bald seinen Brief besorge und ihm den gebe, würde ich Bobo nie wiedersehen.«
»Mach nicht so ein vergnügtes Gesicht. Deine Mutter wird das nicht gerade begeistern.«
»Da hast du recht.«
»Also, wieso hat er dir seinen Namen nicht genannt? Wenn er den Brief so dringend wiederhaben will, dann musste er dir doch sagen, wie er heißt?«
Sie zuckte die Achseln. »Keinen Schimmer. Es war
Weitere Kostenlose Bücher