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Der Tod ist mein Nachbar

Der Tod ist mein Nachbar

Titel: Der Tod ist mein Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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würde.
    Ähnlich äußerten sich andere Anwohner, die sich nur schwer an den Gedanken gewöhnen können, daß in ihrer Straße ein schrecklicher Mord geschehen ist, der sie ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit gerückt hat. Derzeit ist der Bloxham Drive nur für die Anwohner, autorisierte Reporter und einen Suchtrupp der Polizei zugänglich, der in der Umgebung von Nummer 17 eingehend nach Spuren oder sonstigen Hinweisen fahndet.
    Leider aber ist damit zu rechnen, daß die Straße, sobald die Polizei ihre Arbeit beendet und die Sperre aufgehoben hat, sensationshungrige Gaffer magnetisch anziehen wird.
    Sergeant Lewis, der mit grimmiger Miene noch einmal den vor dem Haus abgestellten Mini untersuchte, bestätigte lediglich, daß man verschiedenen Hinweisen nachgeht.
    Rachels in Devon wohnhafte Eltern haben ihre Tochter identifiziert, und am Gartentor von Nummer 17 liegt in einer Zellophanhülle ein Strauß weißer Lilien mit der schlichten Aufschrift »Unserer geliebten Tochter«.
    Das Verbrechen hat seinen Schatten auch über die heutige Wahl eines neuen Stadtrates geworfen, die erforderlich wurde, nachdem Terry Burgess Ende letzten Jahres einem Herzinfarkt erlag.
     
    »Gut geschrieben«, räumte Morse ein. »Ein bißchen hochgestochen vielleicht. Und daß mir die Presse nie den ›Chief Inspector‹ gönnen will …«
    »Keine Fehler?«
    Morse sah seinen Sergeant scharf an. »Habe ich was übersehen?«
    Lewis lächelte geheimnisvoll, während Morse den Artikel noch einmal las.
    »Ich hätte nach ›Reporter‹ ein Komma gesetzt. Wissen Sie übrigens, wie man so ein Komma nennt?«
    »Nein. Wie denn?«
    »Das ›Oxford-Komma‹.«
    »Natürlich.«
    »Was gibt’s da zu grinsen?«
    »Das ist es ja gerade, Sir! Statt ›grimmig‹ hätte da ›grinsend‹ stehen sollen. Vor einer halben Stunde hat meine Frau angerufen, sie hat fünfzig Pfund bei den Premium Bonds gewonnen.«
    »Herzlichen Glückwunsch.«
    »Vielen Dank, Sir.«
    Noch ein letztes Mal zog sich Morse den Artikel zu Gemüte und überlegte, ob das siebzehnte Wort von vorn und das siebzehnte Wort von hinten womöglich etwas mit der Nummer des Hauses zu tun hatte, in dem Rachel James ermordet worden war (das Leben von Chief Inspector Morse steckte voller Zufälle).
    »Ist dieser Fatzke mit dem Pferdeschwanz noch draußen?« fragte er unvermittelt.
    Lewis sah aus dem Fenster. »Nein, Sir.«
    »Hoffentlich ist er zu einem der neuen Friseure gegangen, von denen Sie mir erzählt haben.« (Die Ansichten von Chief Inspector Morse steckten voller Vorurteile.)

19
     
    Unruhe regt sich in ihr,
    Wenn früh um fünf das Telefon
    So lange läutet und mit so dringlichem Klang,
    Denn einer dieser Anrufe wird sie erneut
    Zur Zeugin werden lassen eines Todes,
    Der mehr an Worten verlangt, als sie,
    Die von außen Schauende, zu finden vermag –
    Und doch zückt sie Block und Bleistift und
    Nimmt den Hörer ab.
    (Helen Peacocke, Ace Reporter )
     
    Um 14.25 Uhr setzte sich Morse in den braunen Jaguar, sah auf seine Armbanduhr und fuhr los. Zum Cutteslowe-Kreisel, die Banbury Road hoch bis zum Martyrs’ Memorial, rechts in die Beaumont Street, die Park End Street entlang, unter der Eisenbahnbrücke durch in die Botley Road und gleich hinter der Brücke über den Fluß links zum Industriegebiet Osney.
    Am Haupteingang der Oxford City and County Newspapers war noch eine Parklücke frei, aber Morse tat, als hätte er sie nicht gesehen, und bat die junge Dame an der Rezeption um ein Sesam-öffne-dich für den großen Personalparkplatz. Nachdem er ein weißes Plastikkärtchen in eine elektronische Apparatur gesteckt hatte, wartete er, bis die schwarzweiße Schranke sich öffnete, und brachte der jungen Dame an der Rezeption das gute Stück wieder zurück. Dafür überreichte sie ihm ein Besucherschild und schickte ihn über einen Gang zu seiner Linken in ein gigantisches Großraumbüro, in dem Hunderte von Zeitungsmachern offenbar viel zu beschäftigt waren, um den Besucher zur Kenntnis zu nehmen.
    Owens war einer der wenigen Mitarbeiter, denen man ein Stück Privatsphäre in Form eines kleinen Verschlags aus Holz und Glas zugestanden hatte.
    »Sie wohnen – das heißt – sie wohnte nebenan, wie ich höre«, begann Morse etwas unbeholfen.
    Owens nickte.
    »Ein Glücksfall für einen Reporter, wie?«
    »Für mich ja. Für sie wohl weniger.«
    »Wie haben Sie es erfahren? Sie waren ja erstaunlich schnell vor Ort.«
    »Della rief mich an. Sie wohnt in Nummer 1 und hatte mich

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