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Der Tod ist mein Nachbar

Der Tod ist mein Nachbar

Titel: Der Tod ist mein Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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wegfahren sehen.«
    »Wann war das?«
    »So etwa zehn vor sieben oder fünf vor sieben.«
    »Fahren Sie gewöhnlich um diese Zeit los?«
    »Jetzt schon. Wir haben seit einem Jahr gleitende Arbeitszeit, und je früher ich wegfahre, desto besser komme ich durch. Besonders während des Semesters. Aber wie es morgens auf den Straßen von Kidlington nach Oxford zugeht, brauche ich Ihnen ja nicht zu erzählen.«
    »Ich fahre meist in die Gegenrichtung – von North Oxford nach Kidlington.«
    »Viel vernünftiger.«
    »Ja.«
    Morse machte eine kleine Pause, um sich neu zu orientieren: Offenbar hatte er Owens bisher unterschätzt. Er hatte sich die Fahrzeit vom Bloxham Drive bis Osney Mead notiert. Trotz des recht lebhaften Nachmittagsverkehrs und obgleich etliche Ampeln ihn aufgehalten hatten, hatte er die Fahrt in vierzehneinhalb Minuten geschafft.
    »Und wann kommen Sie dann hier an, Mr. Owens?«
    Der Reporter zuckte die Schultern. »Viertel nach? Zwanzig nach?«
    Ein erster leiser Verdacht regte sich in Morse, als er sich sagte, daß Owens vielleicht die Fahrzeit zur Redaktion an jenem Montagmorgen zu lang angesetzt hatte. Wenn er tatsächlich zehn vor sieben losgefahren war, hätte er mit einigem Glück um sieben auf dem Parkplatz stehen können. Warum hatte er etwas von Viertel nach oder sogar zwanzig nach sieben gesagt?
    »Genauer können Sie es nicht festmachen?«
    »Sie meinen, je eher ich hier ankam, desto unverdächtiger bin ich?«
    »Ist Ihnen klar, Mr. Owens, wie wichtig es bei einer Mordermittlung ist, Zeiten und Zeitabfolgen zu präzisieren?«
    »Wem sagen Sie das, Inspector? Das ist nicht der erste Mord, über den ich berichte. Warum fragen Sie nicht Della Cecil in Nummer 1, sie weiß es vermutlich besser als ich. Und festzustellen, wann ich hier angekommen bin, dürfte relativ einfach sein.«
    Owens nahm aus seiner Brieftasche ein weißes, mit der Nummer 00814922 bedrucktes Kärtchen. »Ich schiebe das Ding in diesen komischen Apparat, die Schranke geht auf, und irgendwo wird registriert, wann ich auf den Parkplatz gefahren bin.«
    Der Reporter mit dem breiten Gesicht und dem kantigen Kinn war offenbar von moderner Technik ebenso unbeleckt wie Morse, der jetzt eine neue Richtung einschlug.
    »Es ist Ihnen klar, daß ich mit der Frau werde sprechen müssen, die Sie hat wegfahren sehen …«
    »Das ist Ihr Job. Zigarette, Inspector?«
    »Ah nein, danke … Oder ja, doch. Sind Sie gut mit ihr bekannt?«
    »Unsere Straße besteht nur aus zwanzig Häusern, Inspector, da dauert es nicht lange, bis man die meisten Anwohner kennt.«
    »Sie sind aber nicht näher befreundet? Haben Sie die Dame mal ausgeführt? Zum Essen? Oder auf einen Drink?«
    »Warum fragen Sie?«
    »Ich muß über alle Beteiligten so viel wie nur irgend möglich in Erfahrung bringen, Mr. Owens, das ist, wie Sie sehr richtig sagen, mein Job.«
    »Wir haben uns ein paarmal getroffen, meist im Pub.«
    »In welchem?«
    »Dem Bull and Swan .«
    »›Brakspear‹, ›Bass‹, ›Bishop’s Finger‹ …«
    »Da kenne ich mich nicht aus. Ich trinke am liebsten Lager.«
    »Soso«, sagte Morse säuerlich, legte eine kleine Pause ein und setzte dann neu an. »Und wie stand es mit Rachel James? Kannten Sie die gut?«
    »Wir wohnten schließlich Tür an Tür. Natürlich kannte ich sie recht gut.«
    »Waren Sie auch mal bei ihr im Haus?«
    Owens überlegte genau. »Zweimal, wenn ich mich recht erinnere. Einmal hatte ich ein paar Leute zum Essen eingeladen und den Korkenzieher verlegt, da hab ich an ihre Hintertür geklopft, und weil es Bindfäden regnete, hat sie mich hereingebeten, während sie ihren Korkenzieher holte. Und dann noch einmal an einem heißen Tag letzten Sommer, ich war beim Rasenmähen, und sie hängte gerade ihre kleine Wäsche auf, da hab ich sie gefragt, ob ich ihren Rasen auch machen soll. Danach haben wir noch kurz in ihrer Küche gesessen und was getrunken.«
    »Lager vermutlich.«
    »Orangeade.«
    Orangeade hatte – ebenso wie Wasser – bei Morses Getränkekonsum nie eine wesentliche Rolle gespielt, aber in diesem Moment hätte er ohne weiteres einen halben Liter irgendeiner eiskalten Flüssigkeit schlucken können.
    Sogar Lager.
    »Es war ein warmer Tag, sagen Sie?«
    »Knallheiß.«
    »Was hatte sie an?«
    »Nicht viel.«
    »Sie war eine attraktive Frau, nicht?«
    »Frauen, die nicht viel anhaben, wirken auf mich immer attraktiv. Und von dem, was sie ursprünglich angehabt hatte, war, wenn ich mich so ausdrücken darf, bis zum

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